Kriegt der öffentliche Sektor den Fachkräftemangel nicht bald in den Griff, fehlen 2030 bis zu 730.000 Mitarbeiter.
730.000 unbesetzte Stellen im Jahr 2030: So lautet die besorgniserregende Prognose einer Studie von McKinsey, für die rund 165 Führungskräfte aus dem öffentlichen Sektor befragt wurden. Dieser tut sich mit der Rekrutierung von Nachwuchskräften und der Mitarbeiterbindung besonders schwer. Bereits jetzt bleiben etwa 185.000 der insgesamt 4,7 Millionen Stellen unbesetzt.
In den kommenden zwölf Jahren wird sich die Situation laut McKinsey noch einmal dramatisch verschärfen: Etwa 1,8 Millionen Beschäftigte gehen bis zum Jahr 2030 in Rente oder Pension. Lediglich 1,3 Millionen Stellen lassen sich aber bis dahin auch nachbesetzen. Die Personallücke könnte daher bis zum Jahr 2030 von 4 Prozent auf nahezu 15 Prozent klettern.
Dem öffentlichen Sektor droht der Studie zufolge damit die Handlungsunfähigkeit: Alarmierend angesichts der zukünftig zu bewältigenden Herausforderungen der Digitalisierung und des Klimaschutzes.
Es fehlen attraktive Karriereoptionen
Insbesondere die Rekrutierung und Entwicklung von Führungskräften des mittleren Managements gestaltet sich offenbar schwierig – gesucht werden vor allem Beschäftigte in den Gruppen A9 bis B3 beziehungsweise E9 bis E15Ü. Bislang scheint der öffentliche Sektor für den Nachwuchs jedoch wenig attraktiv: 77 Prozent der befragten Führungskräfte berichten, die Besten eines Jahrgangs würden nie oder nur selten in ihrer Organisation anfangen. Jeder Dritte beklagt, dass mindestens die Hälfte der Bewerber ihre Angebote ablehnt.
Als häufigsten Grund hierfür identifizieren 72 Prozent der Befragten das Fehlen eines überzeugenden Werteversprechens. 52 Prozent geben wenig attraktive Karrierepfade und fehlende Aufstiegsmöglichkeiten als einen Hauptgrund an, warum Beschäftigte der mittleren Führungsebene die Organisation verlassen.
Öffentlicher Sektor braucht Innovation und Flexibiltät
Auch in puncto Arbeitskultur schneidet der öffentliche Sektor vergleichsweise schlecht ab: Für jede dritte befragte Führungskraft ist diese nicht mehr zeitgemäß oder zu unflexibel: „Beim Wunsch nach Heimarbeit müssen Mitarbeiter oft zunächst einen Besuch der Arbeitssicherheitskommission über sich ergehen lassen, die dann bewerten, ob Arbeitsschutzbestimmungen eingehalten werden.“, sagte beispielsweise eine Führungskraft des Landesamts für Gesundheit und Soziales Berlin.
Dabei gibt es auch im öffentlichen Sektor durchaus Vorbilder: Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erhielt bereits mehrere Auszeichnungen als faires und familienfreundliches Unternehmen und versprichtneben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch individuelle Weiterentwicklung sowie Sicherheit. Damit hat es die GIZ bereits mehrmals unter die beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands geschafft.