Seit wenigen Wochen hat in einigen Bundesländern die Schule wieder begonnen. Noch wurden nur wenige Schulen aufgrund auftretender Corona-Fälle wieder geschlossen. Das ist zunächst einmal eine gute Nachricht für Arbeitgeber. Denn sollte es erneut zu der Situation kommen, dass Eltern für die Lehrer ihrer Kinder einspringen müssen, leidet nicht zuletzt ihre berufliche Leistung darunter. Zahlreiche Eltern arbeiten nach wie vor im Homeoffice – ein durchaus funktionierendes Modell, so lange es mit dem Familienleben kompatibel ist. Diese Kompatibilität beginnt aber dann zu bröckeln, wenn sich berufliche Aufgaben mit familiären vermischen. Voiio hat gemeinsam mit dem Mafo-Unternehmen Respondi 800 Eltern dazu befragt, wie ihre Homeoffice und Home-Schooling Erfahrungen vor den diesjährigen Sommerferien waren. Die Ergebnisse sprechen eine für Arbeitgeber aufrüttelnde Sprache.
Eltern sehen grundsätzlich ihre berufliche Zukunft im Homeoffice
Eltern in Deutschland sehen in der Arbeit im Homeoffice ein berufliches Zukunftsmodell. Sie wollen auch nach der Corona-Krise überwiegend im Homeoffice arbeiten. Ein Ergebnis unserer Studie unterstreicht das besonders: 59 Prozent der von uns befragten Eltern, die vor der Krise noch nicht von zu Hause gearbeitet haben, wollen das zukünftig verstärkt tun und achten daher in Stellenanzeigen und auf Karrierewebseiten vor allem auf Arbeitgeber, die Homeoffice-Konzepte anbieten. Arbeitgeber, die zukünftig also vor allem berufserfahrene Kandidaten und Kandidatinnen mit Familie adressieren, sollten dieses gesteigerte Interesse von Eltern, die Familie und Beruf miteinander verbinden möchten, beachten und entsprechende Lösungen anbieten.
Schulische Betreuung von Kindern mindert berufliche Leistungsfähigkeit der Eltern
Allerdings sehen viele Eltern auch Probleme im Homeoffice, die auch von HR gelöst werden sollten. Aus den Erfahrungen der gegenwärtigen Krise heraus, ist das vor allem der steigende Aufwand, der durch die schulische Betreuung der Kinder entsteht. 70 Prozent unserer Studienteilnehmer berichten von einem Mehraufwand dafür – eine Belastung, die deutliche berufliche Folgeschäden verursacht. So geben 39 Prozent der Mütter an, dass ihre berufliche Leistungsfähigkeit darunter leide. Insgesamt liegt der Anteil bei 31 Prozent. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) klagen darüber, ihr berufliches Pensum nicht mehr zu schaffen. 59 Prozent berichten von Unkonzentriertheit. 47 Prozent bemerken einen deutlichen Energieabfall und 37 Prozent eine höhere Fehleranfälligkeit. All das sind klare Warnsignale in Richtung der Arbeitgeber, die Möglichkeiten schaffen sollten, die Kinderbetreuung und Arbeit von zu Hause aus möglich machen. Denn schon bald könnten die ersten Betriebswirtschaftler die Ausfallkosten gegenrechnen, die durch den beschriebenen Leistungsabfall entstehen.
Neue digitale Konzepte zur Kinderbetreuung sind gefragter denn je
Viele Eltern greifen aus den beschriebenen Gründen schon heute auf digitale Betreuungsangebote für ihre Kinder zurück. Das beginnt bei Online-Sportkursen, geht über digitale Sprachkurse und endet bei virtuellem Musikunterricht. Der Anteil der Eltern, die solche Angebot in den letzten Monaten nutzten, liegt bei mehr als einem Viertel. Der Erfolg der digitalen Betreuung spricht für sich – 74 Prozent der Eltern sagen, dass ihnen diese Möglichkeiten dabei geholfen haben, Beruf und Familie besser unter einen Hut zu bringen. Mehr als neun von zehn Eltern, die auf digitale Betreuungsangebote zurückgriffen würden das wieder tun.
Arbeitgeber, die Lösungen für Kinderbetreuung anbieten werden attraktiver
Hochinteressant aus Arbeitgebersicht ist vor allem eine Zahl aus unserer Studie: Jedes vierte Elternteil griff auf digitale Betreuungsmöglichkeiten als Benefit-Leistung des jeweiligen Arbeitgebers zurück. Und diese Unterstützung zeigt: Wer Eltern in Zukunft von sich als Arbeitgeber überzeugen möchte, muss ganz neue Zusatzleistungen anbieten. Und dazu gehören eben auch Lösungen, die die Kinderbetreuung möglich machen. Digitale Kinderbetreuung wird daher sicher ein wichtiger Baustein der „New-Work-Arbeitswelt“ von morgen sein. Sie setzt da an, wo Mitarbeiter Unterstützung benötigen und wo eben ohne derartige Lösungsansätze die berufliche Leistung sinkt.
Fazit:
Wer in Corona-Zeiten von New Work spricht, muss diesen Begriff in ganz neuen Dimensionen denken. Wo vor nur einem halben Jahr noch der Begriff Homeoffice als Konzept einer neuen Arbeitswelt reichte, muss das Homeoffice nun mit Leben gefüllt werden. Es ist nicht mehr die Frage, ob Arbeitgeber Remote Work als Arbeitsmodell anbieten, sondern wie sie konkret aussieht. Und für Eltern bedeutet das vor allem: Wie ist dort die Vereinbarkeit von Beruf und Familie möglich und wie kann der Arbeitgeber dabei helfen? Unternehmen, die hier neue, digitale Wege gehen, haben die Nase vorn, wenn es darum geht, berufserfahrene Eltern als Mitarbeiter zu gewinnen oder zu halten.