Warum wir eine mobile und digitale Employer Brand nicht unterschätzen sollten… und wie man sie aufbauen kann.
An der Bushaltestelle, im gemütlichen Café um die Ecke oder im vollbesetzenden Fernreisebus auf dem Weg in die Heimat: Immer öfter werden solche Momente für die mobile Jobsuche mit dem Smartphone oder Tablet genutzt. Aktuelle Studien bestätigen dieses Bild: Laut der Universität Bamberg nutzten 2016 schon 70 Prozent der Deutschen das mobile Internet zur Jobsuche, während stationäre Geräte wie der PC am heimischen Arbeitsplatz immer weniger zum Einsatz kommen.
Das mobile Internet wird auch für uns als Arbeitgeber immer wichtiger. Trotzdem hinken viele deutsche Unternehmen ihren amerikanischen Konkurrenten hinterher und können mit dem rasanten technischen Wandel kaum Schritt halten. Viele Bewerbungsprozesse sind nach wie vor nur am Desktop möglich. Meistens weil nach wie vor personalisierte Bewerbungsanschreiben gefordert sind – aber auch weil noch viel zu selten in eine digitale Employer Brand investiert wird. So driften das Suchverhalten der Bewerber und die Arbeitgeberauftritte immer weiter auseinander.
Am deutlichsten spüren wir diese Entwicklung, wenn wir unsere Bewerbungsprozesse mit dem E-Commerce-Geschäft vergleichen: Hier hat die Digitalisierung den kompletten Kaufprozess verändert. Kunden können sich online und geräteunabhängig über Artikel informieren oder diese mit nur wenigen Klicks bestellen. Wann und wo immer sie wollen.
Diese Erwartung werden die Generationen Y und Z sehr bald an ihre künftigen Arbeitgeber richten: ein unkomplizierter, digitaler Bewerbungsprozess und die Möglichkeit, sich einen authentischen und vollständigen Eindruck über den Arbeitgeber, die Unternehmenskultur und die künftigen Kollegen verschaffen zu können. Bei ProSiebenSat.1 verantwortet das Recruiting- & Employer-Branding-Team den kompletten „Beginning-to-End-Recruitingprozess“ und setzt dabei auch auf digitale Tools und eine mobiloptimierte Employer Brand. Auf dem Weg zur digitalen und mobilen Employer Brand gibt es sieben wichtige Schritte:
1. Bauen Sie sich eine Präsenz in den wichtigsten sozialen Netzwerken auf
45 Millionen Deutsche nutzen täglich das mobile Internet. Analysieren Sie das Nutzerverhalten Ihrer Zielgruppe und seien Sie dort als Arbeitgeber präsent. Verlinken Sie von Ihrer Karriereseite auf Ihre Firmenprofile. Bei ProSiebenSat.1 sind dies zum Beispiel Facebook, Twitter, Xing, LinkedIn, kununu und unser Karriereblog.
2. Investieren Sie in Active Sourcing
Heute ist es entscheidend, nicht nur darauf zu warten, dass sich geeignete Kandidaten bewerben, sondern diese gezielt selbst anzusprechen. Das bedeutet, Active Sourcing ist integraler Teil der HR-Arbeit geworden. Bei ProSiebenSat.1 sprechen die Recruiter bei bestimmten Stellenprofilen die Kandidaten mittlerweile direkt an, bauen Talent Pools auf und reduzieren so konsequent Headhunter-Kosten. Kontaktieren Sie potenzielle Bewerber individuell und passgenau und testen Sie hierfür verschiedene Quellen wie Xing, LinkedIn, Talentwunder, Honeypot oder andere Lebenslaufdatenbänke.
3. Etablieren Sie ein digitales Referral-Programm
Meiner Meinung nach braucht jedes Unternehmen heutzutage ein Mitarbeiter-Empfehlungsprogramm – und dieses sollte unbedingt mit einer Vielzahl an Bildschirmen und Endgeräte kompatibel sein. ProSiebenSat.1 nutzt beispielweise Talentry. Das System ermöglicht unseren Mitarbeitern, über verschiedene Medienkanäle ausgeschriebene Stellen mit wenigen Klicks innerhalb ihres Netzwerks zu teilen. Auf diese Weise erreichen Sie viele Talente und potenzielle Mitarbeiter.
4. Optimieren Sie Ihre Karriereseite für die mobile Nutzung
Auf der Karriereseite recherchieren Bewerber am häufigsten nach interessanten Einblicken in das Unternehmen, durchstöbern Erfahrungsberichte, schauen Mitarbeitervideos und lesen Geschichten auf dem Karriereblog. Wichtig: Eine Eins-zu-Eins-Verkleinerung des Desktops ist keine mobil-optimierte Karriereseite. Gestalten Sie diese responsive, das heißt die wichtigsten Inhalte müssen auf einen Blick erfasst werden, die Lesbarkeit muss gewährleistet sein, die Navigation funktionieren und die Schaltflächen groß genug sein.
5. Machen Sie Ihre Stellen mobil auffindbar
Binden Sie Ihre Stellenanzeigen auf Seiten und Jobportalen ein, die für Mobilgeräte optimiert sind. Dann rutschen Sie auch bei Google im Ranking nach oben und Bewerber wenden sich nicht frustriert ab.
6. Bieten Sie auch ein mobiles Bewerbungsformular an
Nach einer Umfrage der Agentur Wollmilchsau wollten sich bereits 2014, 76 Prozent der Bewerber gerne mobil bewerben. Das ist allerdings selbst heute bei den wenigsten Arbeitgebern möglich: Nur knapp ein Drittel der DAX-Unternehmen bieten ein mobiloptimiertes Bewerbungsformular, ProSiebenSat.1 ist eins dieser Unternehmen. Schauen Sie sich daher am besten die Rankings von Potenzialpark und deren Best-Practice-Beispiele an. Nutzen Sie diese für den internen Pitch um die Ressourcen, um Ihr Bewerbungssystem zu optimieren. Idealerweise installieren Sie in diesem Zuge CV-Parsing für Xing oder LinkedIn.
7. Ermöglichen Sie zusätzlichen Support und Kontakt
Wenn Sie die Schritte 1 bis 6 erfüllt haben, können Sie noch zusätzliche Features anbieten, zum Beispiel mobile Karten, die den Standort per Klick erlebbar machen. Auch verknüpfte Kontaktdaten sind hilfreich, um via Messenger oder WhatsApp mühelos Kontakt aufzunehmen.
Kurzum: Wir müssen auch im Recruiting und Employer Branding auf mobil setzen. Langfristig werden sich dabei diejenigen Arbeitgeber durchsetzen, die sich von der „Post and Pray“-Mentalität verabschieden, mutig sind und täglich den Willen haben, neue Wege zu gehen. Bei ProSiebenSat.1 haben wir unser Recruiting so aufgestellt: Wir kennen unsere Talente lange bevor sie sich auf der Jobsuche sind und wir ermöglichen ihnen von Anfang an einen möglichst unkomplizierten Bewerbungsprozess. Wir verantworten also den gesamten „beginning-to-end Recruitingprozess“. Dazu gehört auch, dass sie zuhause auf dem Sofa mit dem Smartphone durch unsere Karriereseite surfen und anschließend per Xing-Parsing ihre Bewerbungen einreichen können.
Uns allen sollte bewusst sein, was uns entgeht, wenn wir unseren Arbeitgeberauftritt und unser Bewerbungssystem nicht für mobile Geräte optimieren: jede Menge neue Talente für unser Unternehmen.
Autorin Yvonne Riedel referierte zu diesem Thema auf dem Personalmanagementkongress 2017 in ihrem Vortrag: „7 Tipps für Ihr mobiles Employer Branding & Recruiitng“.