HR wird in 2019 als Ratgeber des Managements anerkannt sein, sagt Goran Barić, Geschäftsführer Page Group Deutschland. Und neue Aufgaben wahrnehmen.
2019 stechen zwei Trends direkt ins Auge. Erstens: Die Bedeutung des Cultural Fit von Kandidaten und Unternehmen steigt. Zweitens: Die Rolle der Personaler verändert sich. Während sie in der Vergangenheit vorrangig als administrative Mitarbeiter wahrgenommen wurden, wandelt sich ihre Rolle aktuell zum wichtigen Ratgeber im Top Management. Beide Trends zeigen sich vor allem im Kontext von Employer Branding, Arbeitsflexibilisierung und Künstlicher Intelligenz – den drei Schwerpunktthemen der HR-Branche für 2019.
Employer Branding: Es wird persönlicher!
Im Wettbewerb um gute Mitarbeiter wird die Arbeitgebermarke immer wichtiger – das haben spätestens dieses Jahr alle erkannt. 2019 wird es für Unternehmen darum gehen müssen, ihre Employer-Branding-Aktivitäten zu professionalisieren. Um dies erfolgreich umzusetzen, gilt es eine Strategie zu entwickeln, die für Relevanz und Differenzierung sorgt. Employer-Branding-Einheitsbrei funktioniert nicht mehr. Die Unternehmenskultur rückt als Alleinstellungsmerkmal in den Mittelpunkt der Strategie. Dabei liegt eines auf der Hand: Ohne sichtbare Beteiligung der Mitarbeiter kann keine Glaubwürdigkeit hergestellt werden. Denn genau wie ihre Vorgesetzten sind sie Botschafter der Arbeitgebermarke. Und das nicht nur nach außen. Eine starke Arbeitgebermarke wirkt ebenfalls nach innen und führt zu einer stärkeren Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Unternehmen. So wird Employer Branding 2019 auch zum Instrument für Mitarbeiterbindung.
Unterm Strich gewinnt dadurch der Cultural Fit für Unternehmen an Bedeutung. „Hiring on attitudes and behaviours rather than qualifications.” – so lautet die Devise bei immer mehr Bewerbungsgesprächen. Wenn die Einstellung und das Verhalten passen, kann das Fachliche schnell aufgeholt werden. Ob dies der Fall ist, zeigt sich oft bereits im Rahmen der Candidate Experience – sowohl für Bewerber, als auch für Unternehmen. Um die besten Talente und gleichzeitig von diesen die meisten Eindrücke zu gewinnen, werden Unternehmen immer kreativer und setzen 2019 vermehrt auf Gamification. Mit spielerischen Selbsteinschätzungen und Orientierungsspielen können Unternehmen direkt an die Lebenswelt junger Bewerber anknüpfen und gleichzeitig die Passgenauigkeit im Einstellungsverfahren erhöhen. Zum einen können gezielt spezifische Fähigkeiten wie Zeitmanagement oder kreatives und innovatives Denken getestet werden. Zum anderen durchbricht Gamification den Kreis immer gleicher Fragen und Antworten nach Stärken und Schwächen. Es wird persönlicher!
Arbeitsmodelle: Es wird flexibler!
Ob Homeoffice, Gleitzeit oder geteilte Stellen: Um die richtigen Mitarbeiter zu gewinnen, zu binden und zu motivieren, machen Unternehmen heute bereits vieles möglich – müssen sie auch. Unternehmen, die 2019 richtig punkten wollen, müssen also mehr bereitstellen als die technische Infrastruktur. Wenn ein Kollege immer früher geht oder an einem anderen Ort arbeitet, hat das Auswirkungen auf alle im Team. Dafür muss intern Akzeptanz geschaffen werden. Hier ist im kommenden Jahr HR als Impulsgeber gefragt – sowohl bei der Entwicklung neuer Modelle und Formate, die flexibles Arbeiten unterstützen, als auch bei der Weiterentwicklung bestehender Angebote. Schema F ist nicht länger wettbewerbsfähig. Es gilt, den Mitarbeitern verschiedene Angebote zur Verfügung zu stellen, die die unterschiedlichen Hintergründe der Mitarbeiter berücksichtigen und zur Unternehmenskultur passen. Damit es am Ende des Tages auch wirklich flexibler wird, sollten Führungskräfte hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Sie dazu zu motivieren, ist wiederum Aufgabe der Personaler.
Künstliche Intelligenz: Es wird technischer!
Parallel zu Maßnahmen wie Employer Branding und der Flexibilisierung von Arbeitsmodellen kommen 2019 Techniken zum Einsatz, die eher kurzfristig greifen. Unternehmen suchen händeringend – und Kandidaten sind entsprechend anspruchsvoll und wählerisch. Für Personaler erhöht das die Schlagzahl spürbar. Auch bei der Page Group merken wir das deutlich. Künstliche Intelligenz wird im Recruiting daher vermehrt zum Einsatz kommen. KI kann helfen, die Prozesse rund um die Bewerberauswahl schneller und effizienter zu gestalten. Auch im kommenden Jahr müssen Personaler jedoch nicht um ihren Job fürchten: Künstliche Intelligenz kann nur als Filter im Recruiting-Prozess dienen und HR zuarbeiten. Die finale Entscheidung trifft nach wie vor der Personaler. Künstliche Intelligenz ist nicht in der Lage, den Cultural Fit zwischen einem Unternehmen und einem Kandidaten zu erkennen.
Neueste Entwicklungen in der HR-Branche: Es wird strategischer!
Was ganz deutlich geworden ist: Dass der Cultural Fit zum entscheidenden Einstellungskriterium wird, bedeutet für Personaler mehr als ein paar neue Fragen in Vorstellungsgesprächen. Ihre Rolle und damit auch ihr Aufgabenfeld ändern sich zunehmend. HR muss über die neuesten Entwicklungen in den Bereichen Employer Branding, Arbeitsflexibilisierung sowie beim Einsatz neuer Technologien – von Gamification über KI – auf dem Laufenden sein und der Geschäftsführung beratend zur Seite stehen. Das heißt auch, das Top Management stärker zu fordern, in die Pflicht zu nehmen und Entscheidungen zu hinterfragen. Natürlich passiert das auch heute schon. Längst sind Personaler nicht mehr nur administrative Mitarbeiter oder Beisitzer der Geschäftsführung. 2019 wird dieser Wandel sichtbar und spürbar. Meiner Meinung nach ist das lange überfällig.