HR-Start-ups gehören ins Rampenlicht – und unter die Lupe!

Start up, HR!

Start-ups haben es auch für kleinere und mittlere Unternehmen ermöglicht, Personalprozesse zu digitalisieren – und wirkten in der User Experience oft wesentlich freundlicher und innovativer als die Produkte der Softwareriesen. Sie öffnen neue Wege in Recruiting, Onboarding und Weiterbildung. Sie machen Skills oder Organisationswissen sicht- und nutzbar. Sie bringen Beschäftigte in die agile Zusammenarbeit, ermöglichen Sprachbewerbungen, Bewerbersupport durch Chatbots, und ihre Tools sorgen mitunter auch dafür, dass Beschäftigte in der Produktion überhaupt erst in den Genuss von New-Work-Aspekten kommen: Dank selbstorganisierter, flexibler Schichtplanung oder entsprechender moderner Kommunikations- und Kollaborationstools. HR-Tech kann als Navi bei der Software-Anwendung helfen oder dabei, Zielgruppen passgenauer anzusprechen  – dank KI-basiertem Sprachassistenten. Gründerinnen und Gründer liefern aber auch neue Benefits – und diese sind nicht immer nur „nice to have“, sondern beispielsweise durch die Förderung mentaler Gesundheit oder der Vereinbarkeit von Familie und Job durch Kinderbetreuung wertvoll.

Der HR Start-up Award: Spiegel der HR-Innovation

Die beschriebenen Produkte und Einsatzszenarien sind allesamt real. Sie entstammen dem HR Start-up Award. 2016 von Professorin Elke Eller und mir gegründet, bringt der Preis seitdem Gründer- und Personalszene zusammen. Die Zwischenbilanz kann sich sehen lassen: Seit Beginn haben sich insgesamt 251 Start-ups, die jünger als fünf Jahre waren, von 610 Gründerinnen und Gründern beworben. Damit ist die Auszeichnung zu einer festen Größe im deutschsprachigen Personalwesen geworden und als solche bildet sie ein aussagekräftiges Bild der HR-Start-up-Szene ab.

Die Menschen hinter den HR-Start-ups

Gründen ist meist ein Fall für zwei. Jedes zweite Start-up wurde von zwei Personen ins Leben gerufen. Ein Viertel besitzt drei Gründende. Das Team der Start-ups besteht zu 60 Prozent aus bis zu fünf Mitarbeitenden, weitere elf Prozent haben bis zu zehn, 13 Prozent unter 20 Mitarbeitende.

Meist (zu über 40 Prozent) arbeiteten die Start-ups „bootstrapped“ – alle Firmenanteile lagen vollständig in der Hand der Gründenden. Wenn dies nicht der Fall war, waren die Anteile noch zu mehr als 50 Prozent in Gründerhand. In den Fällen, wo Business Angels aktiv waren, brachten sie mehr als nur guten Rat mit – das lässt sich daraus schließen, dass alle Start-ups mit Angel-Support auch Wandelkapital nutzten.

Geschäftsmodelle, Bereiche und Umsätze

Grundlage der Geschäftsmodelle sind zu jeweils knapp 40 Prozent der Betrieb von Plattformen sowie Lizenzen für Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS). Dass der HR Start-up Award „early stage“ orientiert ist, lässt sich auch den Umsatzzahlen ablesen. So setzten 79 Prozent der Start-ups, die hierzu Angaben machte, bis zu 500.000 Euro um. Einen Umsatz von über eine Millionen Euro wiesen 15 Jungunternehmen auf.

Knapp 30 Prozent der Bewerbungen des HR Start-up Awards sind dem Bereich Recruiting zuzuordnen. Mit einigem Abstand folgen Lösungen aus den Bereichen Learning (13 Prozent), Comp & Ben (10 Prozent) sowie Personal- und Organisationsentwicklung (8 Prozent). Im mittleren einstelligen Prozentbereich rangieren Start-ups aus den Segmenten Kommunikation, HR Analytics, Performance Management und Gesundheit sowie Personalverwaltung und -organisation. Tools zur Personalauswahl zeigten sich nur bei einem von hundert Start-ups.

Die Anzahl von Bewerbungen aus unterschiedlichen Bereichen stieg ebenso wie die der Bewerbungen insgesamt an. Seit 2021 hat die Zahl der Einreichungen immer das Niveau von 50 überschritten. Besonders erfreulich in diesem Kontext: Abgesehen von der Quantität ist auch die Qualität der Bewerbungen gestiegen. Öffnete sich der Jury in den Anfangsjahren eher ein heterogenes Bild, hat mittlerweile Professionalität Einzug gehalten, in der Darstellung der Tätigkeit wie auch bei den Zahlen – vorbei die Zeiten der fantastischen Marktvolumina und erwarteten Umsatzentwicklungen.

Die HR-Start-up-Szene ist erwachsen geworden – und wird gebraucht!

Man kann also festhalten: Die HR-Start-up-Szene ist erwachsen geworden – und das musste sie auch. Denn ihre Kundschaft sind keine Trendsetter, sondern professionelle Akteure, die mit ihren Tools die wichtigste „Ressource“ eines Unternehmens managen, rekrutieren oder binden wollen. Wer es als Start-up in Deutschland schafft (und das nicht nur im HR-Bereich), eine funktionstüchtige, skalier- und bezahlbare Lösung auf den Markt zu bringen, hat auch international gute Aussichten auf Erfolg.

Der Future of Jobs Report des World Economic Forums identifiziert „Education & Workforce-Technologien“ als zweithöchste Tech-Investitionen von Unternehmen. Kein Wunder: Die Transformation der Unternehmen und der Wirtschaft kann nicht gelingen, wenn der HR-Bereich hinterherhinkt. Gerade hier müssen Technologien beispielsweise dafür sorgen, dass Skill-Bedarfe schnell identifiziert, vorhergesagt und gedeckt werden.

Zudem werden von HR immer mehr Daten zur Berichtslegung in Sachen sozialer Nachhaltigkeit verlangt – nicht zuletzt von großen institutionellen Investoren. Wie sieht es mit dem Gender Pay Gap aus? Wie mit der Diversity? HR ist gefordert, Entwicklungen anhand von messbaren KPIs darzustellen. Und hierfür braucht es am Ende digitale Tools. Digitale Tools, die auch von Start-ups stammen können.

Es bleibt also spannend. Schenken Sie den Entwicklungen in HR-Tech ganz allgemein Ihre Aufmerksamkeit und schauen Sie bei Start-ups, die eine Ihrer Herausforderungen lösen könnten, genau hin – es lohnt sich!

Über den HR Start-up Award

Der HR Start-up Award wird seit 2016 jährlich vom Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM), der HKP Group, dem Human Resources Manager und der Quadriga Hochschule auf dem Personalmanagementkongress in Berlin vergeben. Ins Leben gerufen wurde er von Professorin Elke Eller, Aufsichtsrätin und Investorin, und Michael H. Kramarsch, Managing Partner der HKP Group mit dem Ziel, Gründer und Gründerinnen mit  HR-Verantwortlichen in den Austausch zu bringen und Innovationen im HR sichtbar zu machen. Über 250 Start-ups aus allen HR- Bereichen haben sich seit der Gründung beworben – und damit Trends und Lösungen im Personalmanagement aufgezeigt und erlebbar gemacht.

Teilen Sie Ihre Innovationen mit den HR-Professionals! Die Bewerbungsfrist für den 9. HR Start-up Award läuft vom 1. Februar 2024 bis zum 31. März 2024. Weitere Informationen unter hrstartupaward.com

Start up, HR! Die HR-Tech-Kolumne über die Gründerszene und die digitale Aufbruchstimmung in HR

Start-ups in HR-Tech liefern dem Personalmanagement Tools, um die Herausforderungen unserer Zeiten – von Arbeitskräftemangel bis Transformation – datenbasiert zu lösen. Darüber hinaus verändern sie die Arbeitswelt: Sie machen kollaboratives, agiles Arbeiten möglich, verschlanken einst komplexe Prozesse oder bieten neue Benefits. HR-Tech erhält deshalb immer mehr Aufmerksamkeit und liefert beeindruckende Erfolgsgeschichten. Die HRM-Kolumne Start-up HR! erzählt sie und liefert spannende Perspektiven von den Macherinnen und Machern selbst: Start-ups, Investorinnen, HR-Repräsentanten und Wissenschaftler. Sie liefern persönliche Insights, Tipps für die digitale Reise und fordern dazu auf, sich mit Start-up Entwicklungen auseinanderzusetzen. Also: Start up, HR!

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Michael H. Kramarsch

Michael H. Kramarsch zählt zu den führenden Beratern für wertorientierte Unternehmensführung, Corporate Governance und strategisches HR-Management. 2011 gründete der Österreicher die HKP Group, eine deutsche Beratungsgesellschaft für Themen an der Schnittstelle von Corporate Governance, HR, Strategie und Finanzen. Kramarsch ist Mitgründer und Co-Vorsitzender des Ethikbeirat HR-Tech sowie Initiator und Co-Jury-Vorsitzender des HR Start-up Awards. Mit seinen rund 20 Engagements zählt er zudem zu den größten Einzelinvestoren in HR-Start-ups in Deutschland.

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