Das Jahr, in dem der Personaler auf die digitale Transformation traf

Arbeitsrecht

Das Jahr neigt sich dem Ende: Eine persönliche Einschätzung von Jan C. Weilbacher, was 2015 vor allem diskutiert wurde.

Natürlich sind Digitalisierung und IT schon lange Themen für die Personaler. Doch erst 2015 ist so ziemlich allen klar geworden, dass es nicht nur um die eigene Abteilung geht, sondern HR auch einen Beitrag leisten muss zur digitalen Transformation des Unternehmens. Personalentwicklung, Recruiting und Kultur müssen zur Digitalisierung der Produkte und Geschäftsfelder passen und die Performance entsprechend unterstützen. Vor allem braucht es bei Führungskräften und Mitarbeitern das richtige Mindset. Diese Notwendigkeit ist nach meinem Empfinden in der Theorie zumindest bei HR angekommen.

2015 war auch das Jahr, in dem der Begriff der Agilität einen Boom erlebte. Digitalisierung braucht Agilität. Mittlerweile ist agiles Arbeiten nicht mehr auf die IT beschränkt, sondern hat in vielen Unternehmen ebenso auf Führung, Prozesse, Strukturen und Kultur übergegriffen. Also, im Bewusstsein zumindest. Die Absicht der Veränderung ist weit verbreitet. 2016 wird HR sich noch mehr mit Organisationsentwicklung beschäftigen müssen.

Und damit wiederum verbunden ist eine Führung, die auf Augenhöhe zu den Mitarbeitern stattfindet. 2015 war ebenfalls das Jahr, in dem lautstark eine Führung und eine Kultur gefordert wurden, die Mitarbeiter ernst nimmt und sie beteiligt. In dieselbe Richtung geht das Konzept von New Work. Die Sehnsucht nach einer anderen Arbeit ist groß. Aber nicht nur aus humanitären Gesichtspunkten, sondern weil von vielen die Meinung vertreten wird, dass man in einer komplexen und dynamischen Welt nur bestehen kann, wenn man mehr in Netzwerken agiert.

Das Thema Candidate Experience habe ich vor allem im Netz stark wahrgenommen. Es wurde nach meiner Meinung ein bisschen arg gehypt. Im Gespräch mit Personalern hatte ich nicht den Eindruck, dass ihnen das Thema unter den Nägeln brennt. Aber das ist natürlich sehr subjektiv.

2015 war in jedem Fall ein Arbeitsrechts-Jahr. Der Mindestlohn und das Tarifeinheitsgesetz sind in Kraft getreten. Und es gab gefühlt jede Woche einen Streik – entweder der Piloten oder der Lokführer.

Und schließlich: die Rolle von HR. Die wird in jedem Jahr intensiv diskutiert. Wie können die Personaler auch in Zukunft einen wichtigen Wertbeitrag leisten. Anregungen gab es viele: HR als Change Manager, HR als Kulturentwickler, HR als Transformationspartner. 2016 wird HR seinen Selbstfindungsprozess weiter verfolgen.

Und natürlich gab es 2015 auch Absteiger, die in der HR-Community weniger diskutiert wurden als die Jahre davor: Burnout zum Beispiel oder der Fachkräftemangel. Aber die werden wiederkommen, da bin ich sicher. Das Thema Flüchtlinge war ein sehr großes – aber nur in der politischen Diskussion. Bei HR weniger. Da bin ich gespannt, wie es 2016 weitergeht.

Das waren in der Kürze meine subjektiven Einschätzungen, wie ich das Jahr 2015 wahrgenommen habe. Was waren Ihre Themen 2015? Über einen Kommentar würde ich mich freuen.

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Jan C. Weilbacher

Jan C. Weilbacher

Head of Communications
HRpepper
: Jan C. Weilbacher ist Chefredakteur des Magazins changement, das für die Handelsblatt Media Group herausgegeben wird. Zudem ist er Senior Berater Change-Management bei der DB In-fraGO. Zuvor war er fünf Jahre bei der Transformationsberatung HRpepper tätig, zuletzt als Senior Consultant. Von Juni 2010 bis Februar 2017 war er Chefredakteur des Human Resources Manager. Er ist Autor von Human Collaboration Management: Personalmanager als Berater und Gestalter in einer vernetzten Arbeitswelt (Schäffer Poeschel, 2017).

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