Einige der Älteren unter uns werden sich vielleicht erinnern. Mit der Textzeile „Das bisschen Haushalt ist doch halb so schlimm … sagt mein Mann“ nahm Johanna von Koczian 1977 die mangelnde Wertschätzung der Post-Wirtschaftswunder-Machos für die damaligen Leistungen der Frauen für Heim, Haushalt und Familie satirisch auf‘s Korn.
Gut 40 Jahre später reibt man sich verwundert – und, das gebe ich, der HR mit Leidenschaft betreibt, zu, auch durchaus verärgert – die Augen, wie wenig Wertschätzung große Teile der Business-Community der Arbeit von HR entgegenbringen. Das gilt ganz besonders in der aktuellen Zeit von Corona, in der HR, ganz gleich, wie es um das jeweilige Unternehmen bestellt ist, eine wahre Flut von zusätzlichen Aufgaben zu meistern hat – und in aller Regel bravourös meistert.
Ein konkretes Beispiel für die angesprochene mangelnde Wertschätzung für HR haben wir in der Sunday Times gefunden. Dort ist eine Umfrage veröffentlicht worden, in der 43 Prozent der Befragten HR als „non-essential job“ bewertet haben. Das macht irgendwie fassungslos.
Wahre Flut von Zusatzaufgaben für HR durch Corona
Während es schon in normalen Zeiten realitätsfremd ist zu glauben, „die da bei HR“ machen ein bisschen Recruiting und, wenn sie Zeit und Lust haben, noch ein wenig Employer Branding, ist diese Sichtweise aktuell noch viel unangemessener.
Es gibt Betriebe, in denen eine der Kernaufgaben von HR momentan leider ist, Trennungsprozesse zu organisieren. Und zwar so, dass diese schmerzlichen aber vielfach unvermeidlichen Exitprozesse die Employer Brand nicht irreparabel beschädigen und die betroffenen Beschäftigten das Unternehmen mit Würde und Wertschätzung verlassen können. In anderen Unternehmen wiederum ist gerade Vollgas angesagt. Alles soll intensiv und effizient weitergehen. Aber natürlich unter gänzlich veränderten Bedingungen. Und wer regelt das? HR macht das.
Haben Sie schon einmal daran gedacht, welche zusätzlichen Aufgaben HR aktuell zu stemmen hat? Wir helfen gerne mit einigen Beispielen auf die Sprünge.
Haben Sie sich schon einmal gefragt,
… wer dafür sorgt, dass Homeoffice nicht nur technisch, sondern auch prozessual und gesundheitlich auf sicheren Beinen steht und funktioniert?
… wer dafür sorgt, dass überforderte Eltern trotzdem am betrieblichen Prozess teilnehmen können?
… wer dafür sorgt, dass im Rahmen von „Telearbeit“ auch datenschutztechnisch alles sauber läuft?
… wer dafür sorgt, dass der interne Spirit hochgehalten wird, dass Corona-Boni ausgezahlt werden, dass man Bewerber virtuell kennen lernen kann oder dass im schlimmsten Fall Kurzarbeitergeld gezahlt wird?
Diese Liste könnte noch um eine Vielzahl von Sonderaufgaben ergänzt werden.
Und, ja, genau: All diese Aufgaben löst nicht Marketing, nicht Sales, nicht die Entwicklungsabteilung und auch nicht die Heinzelmännchen. Nein, es sind die HR-Teams, die sich darum kümmern und damit dafür sorgen, dass „der Laden weiter läuft“.
Davon profitieren alle im Unternehmen. Vom CEO bis zum Pförtner. Und darum sind für uns die Personaler die wahren Helden der Krise.
Ein bisschen mehr Wertschätzung für HR wäre schon angebracht
Vor diesem Hintergrund wäre es nicht nur wünschenswert, sondern auch objektiv geboten, die Leistungen der Personaler nicht immer als schlichte Selbstverständlichkeit anzusehen. Sie sind, und das gilt ganz besonders aktuell, absolut systemrelevant und ein zentraler, unentbehrlicher Beitrag zum Unternehmenserfolg.
Die eingangs erwähnte Hausarbeit hat es im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte zumindest teilweise geschafft, aus der Ecke der bespöttelten Hilfsarbeiten, die jeder mal so eben nebenbei erledigt, herauszukommen. Ganz gleich übrigens, und auch das ist zu begrüßen, ob sich die Damen oder Herren der Schöpfung darum kümmern.
Als leidenschaftliche Vertreter unserer HR-Branche appellieren wir daher an unsere HR-Kolleginnen und Kollegen, hier und dort bescheiden aber durchaus auch selbstbewusst einmal auf ihren Beitrag zum Unternehmenserfolg aufmerksam zu machen. Und allen, die von den Leistungen der HR-Abteilungen täglich profitieren, rufen wir zu: HR arbeitet erfolgreich für euch, damit ihr erfolgreich arbeiten könnt. Es wäre schön, wenn das auch einmal gesehen würde.