„Recruiting ist ein großes Thema“

Recruiting

Im Februar hat in Berlin das zweite HR BarCamp stattgefunden. Die Organisatoren Christoph Athanas und Jannis Tsalikis über ihr Tagungskonzept und die diesjährigen Themen.

Herr Athanas, Herr Tsalikis, die Personaler haben das Programm der Tagung selbst bestimmt. Welche Themen waren besonders präsent, gab es da Schwerpunkte?

Christoph Athanas: Recruiting ist ein ganz großes Thema, da hatten wir Sessions wie Mobile Recruiting, transparentes Recruiting und Online-Assessments. Manches war eher technologielastig, anderes mehr ein Kulturthema. Ich selber habe eine Session mitgeleitet zur Frage, in welche Richtung HR geht und ob der Business Partner noch das Modell ist. Und dann gab es mit dem Thema Guerilla-Lernen einen neuen Zugang zur Personalentwicklung.

Jannis Tsalikis: Das fand ich eine wirklich spannende Session. Es ging darum, dass man eben nicht klassisch denkt: ‚Wir müssen den Leuten jetzt das und das beibringen’, sondern dass man von der Zielgruppe aus denkt. Dass man sich überlegt, in welchen Situationen man die Leute am besten erreichen kann, um nicht in den alten Stil von Frontalunterricht zu verfallen.

Was haben Sie außerdem noch als neu, als inspirierend wahrgenommen hier auf dem BarCamp? Oder war Ihnen alles schon bekannt?

Tsalikis: Wir als Veranstalter konnten natürlich gar nicht an allen Sessions teilnehmen. Aber dieses Guerilla-Lernen fand ich neu, darüber habe ich so noch nicht nachgedacht. Insgesamt ist es schön, dass es beim HR BarCamp eine gute Mischung gibt zwischen Dienstleistern und Praktikern, die Sessions geben.

Warum braucht es denn so eine Tagung wie das HR BarCamp?

Athanas: Es gibt einfach wenig Offline-Formate, die uns zugesagt haben, wo innovative Inhalte auch in innovativen Formaten diskutiert werden können.

Tsalikis: Vor allen Dingen waren wir es leid, den althergebrachten Stil der Konferenzen ertragen zu müssen. Man muss sich vergegenwärtigen, dass die Leute ja extrem beschäftigt sind und sich dann einen Tag freinehmen um Impulse zu bekommen. Und dann sind sie nach dem ersten Vortrag schon halb eingeschlafen, weil sie die Hälfte davon kennen, überhaupt nicht integriert werden und auch nicht unterhalten werden. So verliert man die Leute. Das kriegt man auf den Kongressen mit. Diese Zeit ist eigentlich auch vorbei. Gerade aufgrund der sozialen Medien gibt es Veränderungen, alles ist dialogischer geworden. Die Leute wollen miteinander reden und sich austauschen.

Demnach ließe sich vermuten, dass es eher die jüngeren, online-affineren Personaler sind, die zum HR BarCamp kommen?

Athanas: Das ist gemischt. Sicherlich ist der Altersschnitt hier schon eher jünger, aber das heißt nicht, dass hier nur die Generation Y dabei ist oder sich die Leute kollektiv bei Foursquare einchecken. Aufgeschlossen muss man sein. Aber das geht ja auch im höheren Alter.

Tsalikis: Es gab mal eine Debatte vor ein paar Jahren, wie altbacken und verstaubt doch die Personaler seien und das sie gar nicht in der Lage seien, Innovationen anzuschieben. Ich habe das nie so empfunden. Klar, ich bin auch in der Medienbranche tätig, da ist das eh eine ganz andere Sache. Aber auch auf Kongressen hab ich Leute kennengelernt, die in ihrem Fach Experten waren. Die haben viel zu tun, müssen sich ständig etwas Neues überlegen, viele von ihnen sind regelmäßig in Change-Situationen, bei denen sie zwischen Betriebsrat, Geschäftsführung und Mitarbeitern jonglieren müssen. Das ist eine Herausforderung. Vor allem wenn es auch noch Spaß machen soll.

Wie funktioniert denn die Organisation des HR BarCamps? Machen Sie das neben dem Hauptjob?

Tsalikis: Ja, das ist ein Hobby.

Athanas: Das läuft tatsächlich nebenbei. Es bringt aber auch so viel Spaß, dass wir das gerne auf uns nehmen.

Tsalikis: Ich hab auch einen Arbeitgeber, der das toleriert und gut findet. In der Regel findet die Organisation am Abend oder am Wochenende statt, aber wenn ich dann mal eine Pause länger ausdehnen muss, weil Christoph und ich uns noch mal austauschen müssen, dann drückt der ein Auge zu.

Können Sie schon einen Blick ins kommende Jahr werfen, wird es ein drittes HR BarCamp geben?

Tsalikis: Wir werden auf jeden Fall weitermachen. Das ist zwar für uns beide richtig anstrengend, aber es macht unglaublich Spaß und das Feedback ist super. Wir sind immer wieder überrascht, mit wie viel Begeisterung die Kollegen auf uns zukommen und sagen ‚Mensch das wurde aber auch Zeit’.

Athanas: Wir waren in diesem Jahr in zwei Tagen ausgebucht. Das ist Wahnsinn. Es waren dann 140 Teilnehmer, was ich gut finde. So hat das BarCamp eine sehr persönliche Atmosphäre und man kann mit vielen Leuten reden. Ich denke, es wird also auch im kommenden Jahr ein BarCamp geben, da bleiben wir dran.

Unsere Newsletter

Abonnieren Sie die HR-Presseschau, die Personalszene oder den HRM Arbeitsmarkt und erfahren Sie als Erstes alles über die neusten HR-Themen und den HR-Arbeitsmarkt.
Newsletter abonnnieren

Kathrin Justen

Kathrin Justen ist Verantwortliche für People and Culture bei der Digitalberatung Digital Dna und arbeitet nebenberuflich als freie Journalistin.

Weitere Artikel