Gender-Identität: Virgin Airlines reformiert Uniformen

Identitätspolitik

Für kaum eine Berufsgruppe steckt hinter der Uniform so viel Status wie bei flugbegleitendem Personal. 2010 waren es in der Virgin Atlantic Werbung noch Highheels aus rotem Lack zu einem enganliegenden Kostüm und verführerischen Lippen in der gleichen Farbe. Den wortwörtlichen Hut auf hatten die männlich gelesenen Piloten mit geheimnisvollen Sonnenbrillen und perfekt sitzenden Anzügen.

Doch das ist mittlerweile zwölf Jahre her und es hat sich, zumindest bei Virgin Airlines, viel verändert: Seit dem 28. September sind alle Uniformen innerhalb des Unternehmens genderneutral und die Stereotype innerhalb eines Virgin Airline Fliegers auf den Kopf gestellt. Mit den reformierten Uniformen soll es allen Crewmitgliedern und allen flugzeugsteuernden Personen ermöglicht werden, die Arbeitskleidung auszuwählen, die sie am besten repräsentiert.

Biologisches Geschlecht oder sexuelle Identität spielen in der Kleiderordnung also keine Rolle mehr. Die Belegschaft kann frei entscheiden, ob sie lieber die burgunden Hosenanzüge oder die roten Rockkombinationen tragen möchte, die übrigens die britische Modedesignerin Vivienne Westwood entworfen hat. Die Entscheidungsfreiheit der Besatzung ermöglicht damit also auch, dass Männer Röcke tragen. Aktuell ist dies bei noch keiner anderen Fluggesellschaft der Fall.

Die freie Wahl reißt Grenzen nieder

Den neuen Uniformen liegt eine Umfrage zu Grunde, die der Konzern selbst in Auftrag gegeben hat. Für diese wurden knapp 2.000 erwachsene Britinnen und Briten befragt, wie sich die Auslebung ihrer Identität am Arbeitsplatz auf ihr Wohlbefinden auswirkt. Demnach beschreiben knapp 65 Prozent mehr Freude im Arbeitsalltag und 24 Prozent gehen davon aus, dass sich die Kunden- und Angestelltenerfahrungen durch identitätspolitische Maßnahmen verbessern werden. 21 Prozent gaben ebenfalls an, dass Inklusionsbemühungen des Arbeitgebers ihre Loyalität diesem gegenüber erhöhen.

Teil der Neustrukturierung sind ebenfalls Namensschilder für Angestellte und Fluggäste, die die jeweiligen Pronomen kenntlich machen. Auch der Buchungsprozess von Flügen soll für Menschen mit einem nichtbinären Geschlechtseintrag im Pass genderneutralisiert werden. Dafür verwendet die Airline die Anrede Mx an Stelle von Mr (Herr) oder Ms (Frau). Mit der Einführung dieser Maßnahmen gehen auch umfassende Weiterbildungsangebote in Inklusion und Diversität für alle Angestellten und Partner von Virgin Airlines einher.

Die neue Uniform

Reformen für mehr Menschlichkeit

Die geschlechtsneutralen Uniformen sind nur ein Beispiel für die umfassende Identitätspolitik innerhalb des Unternehmens. Die „Be Yourself“-Agenda (zu Deutsch: Sei Du selbst) setze bereits 2019 um, dass Crewmitglieder frei entscheiden können, ob sie an Board Make-up auftragen oder nicht. Auch die Option flache Schuhe und Hosen zu tragen war Teil dieser Kampagne. Erst kürzlich wurden Lockerung bezüglich Tattoos vorgenommen, die nun nicht mehr versteckt werden müssen. Als Arbeitgeber macht sich Virgin Airlines auch für transgeschlechtliche Arbeitnehmende stark. So sind Fehlzeiten durch geschlechtsangleichende medizinische Eingriffe gestattet sowie die freie Wahl der sanitären Anlagen erlaubt.

Der Imagefilm, der die neuen Uniformen vorstellt:

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Jasmin Nimmrich, Volontärin Human Resources Manager

Jasmin Nimmrich

Volontärin
Quadriga Media GmbH
Jasmin Nimmrich war Volontärin beim Magazin Human Resources Manager. Zuvor hat sie einen Bachelor in Politik und Wirtschaft an der Universität Potsdam abgeschlossen.

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