Vielleicht mehr als eine Erkältung?

MENTAL BREAK(DOWN)

Ich beschäftige mich viel mit mentaler Gesundheit in meinem beruflichen und privaten Umfeld (und leider ist das auch manchmal schwer zu trennen). Und genau, weil ich mich damit so intensiv beschäftige und selbst von einer psychischen Erkrankung betroffen bin, ist es umso wichtiger, dass ich auch meinen Mitarbeitenden die Gelegenheit gebe, darüber zu sprechen, und entsprechend Rücksicht nehme.

Der berufliche Alltag

Im beruflichen Alltag herrscht weiterhin – auch im Jahr 2023 – ein Verschweigen von psychischen Erkrankungen. Dabei sind fast 30 Prozent der Erwachsenen in Deutschland von einer psychischen Krankheit betroffen – und das sind nur diejenigen mit einer ärztlichen Diagnose. Auch verschweigen im Durchschnitt zwei von fünf Menschen eine psychische Erkrankung und 43 Prozent haben Angst, dass ihnen Nachteile entstehen, wenn sie offen über ihre Erkrankung reden.

Psychische Erkrankungen machen mittlerweile aus und heben den Durchschnitt der Krankheitsdauer um das Dreifache (auf 36 Tage) – und das zeigt sich in sämtlichen Altersgruppen. Psychische Erkrankungen machen zwar nicht den größten Anteil für Arbeitsunfähigkeit aus, aber den größten Anteil für Krankschreibungen.

Außerdem sind sie mitunter der häufigste Grund für einen Arbeitsausfall und einen früheren Eintritt in die Rente.

Welche Krankheitsbilder sind im beruflichen Alltag häufiger vorzufinden?

Zu den häufigsten Erkrankungen zählen Depressionen und Angststörungen sowie verschiedene Zwangsstörungen. Auch somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden ohne eine körperliche Ursache) sind häufig vorzufinden sowie Suchterkrankungen. Dabei werden Alkohol, Drogen oder Nikotin oft genutzt, um Druck und Stress abzubauen. Viele Personen haben bestimmt auch schonmal vom Burn-out gehört. Tatsächlich ist dieser bisher nur als ein „Zustand der Erschöpfung“ definiert und nicht als eine psychische Erkrankung. Nichtsdestotrotz ist Burn-out ein Grund für längere Krankheitsausfälle.

Wie hängen psychische Erkrankungen und Arbeit zusammen?

Eine psychische Erkrankung kann aus verschiedenen Gründen durch Arbeit ausgelöst oder geschürt werden. Übergeordnet ist es meistens der Einfluss durch die vorhandenen Arbeitsbedingungen:

Der Arbeitsdruck wird intensiviert und es gibt kaum Handlungs- beziehungsweise Entscheidungsspielraum, weshalb Mitarbeitende sich nicht in ihren Fähigkeiten und Talenten ausleben können. Sie stehen so unter konstantem Stress. Dazu kann es auch kommen, wenn es keine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gibt oder die Trennung von beiden Lebensbereichen nicht möglich ist. Durch eine andauernde Arbeitsbelastung ohne genügend Ausgleich kann das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken, um bis zu 50 Prozent steigen. Die Prävention von psychischen Erkrankungen und die Förderung von mentaler Gesundheit ist Teil eines nachhaltigen Managements, denn psychische Gesundheit zählt zur Gesundheit am Arbeitsplatz.

Wie kann mentale Gesundheit am Arbeitsplatz geschützt werden?

Die Umsetzung von präventiven Maßnahmen liegt überwiegend bei den Arbeitgebenden, aber Mitarbeitende sollten das Thema auch ansprechen (können).

Eine mögliche Anlaufstelle wäre eine Mitarbeitendenvertretung. Diese findet sich aber in kleineren Unternehmen eher selten.

Weitere Maßnahmen, die umgesetzt werden können:

  • Spielraum und Möglichkeiten zur Weiterentwicklung geben, zum Beispiel durch Weiterbildungen
  • Teamentwicklungsmaßnahmen, wie zum Beispiel Teamworkshops: Bei LUB machen wir das vierteljährlich
  • Arbeitspensum anpassen
  • wertschätzendes Miteinander im gesamten Unternehmen
  • lösungsorientiertes Konfliktmanagement
  • Work-Life-Balance fördern
  • Mental-Health-Days
  • Jobsicherheit, wie unbefristete Verträge oder Kündigungsschutz

Auch gibt es die Möglichkeit, sich als „Mental Health First Aid“ (MHFA) zu engagieren. Das Ziel hierbei ist es, jede Person in ihrer psychischen Gesundheit zu unterstützen.

Gesetzliche Regelungen

Die gesetzlichen Regelungen, um die mentale Gesundheit zu schützen, sind an verschiedenen Stellen verankert und hier einzusehen:

  • „menschengerechte Gestaltung der Arbeit“
  • Einbeziehung von psychischen Belastungen
  • Gefährdungsbeurteilung als ein zentrales Instrument

Aber was heißt das – und vor allem: Wie kann es gerade in Unternehmen umgesetzt werden, in denen viele Vorgaben nicht gesetzlich bindend sind, weil sie unter 10 Mitarbeitende haben? Da uns dies betraf, habe ich mir in den letzten Jahren häufig Gedanken gemacht und in unserem Team viel ausprobiert.

Mein Fazit

Für den Erfolg eines Unternehmens ist die mentale Gesundheit der Mitarbeitenden und auch der Führungskräfte besonders wichtig. Wenn die mentale Gesundheit nicht gefördert und unterstützt wird, dann fallen Mitarbeitende und/oder deren Kraft weg.

Wir leben in einer Zeit, in der mentale Gesundheit von großer Bedeutung ist und breit diskutiert wird. Ein Arbeitsplatz, der mentale Gesundheit unterstützt, ist vielen Beschäftigten sowie Jobsuchenden sehr wichtig. Gerade Führungskräfte sollten die mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden fördern und Möglichkeiten eröffnen, sich in diesem Bereich weiterzubilden.

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Simone Burel, Geschäftsführerin der LUB GmbH - Linguistische Unternehmensberatung

Simone Burel

Dr. Simone Burel ist Geschäftsführerin der LUB – Linguistische Unternehmensberatung, promovierte Sprachwissenschaftlerin und (Fachbuch-)Autorin. Ihre Arbeiten zu Sprache, Gender Diversity & Unternehmenskommunikation wurden bereits mehrfach ausgezeichnet. Mit der neuen Marke Diversity Company spezialisieren Burel und ihr Team sich auf einen neuen Schwerpunkt: Diversität in all ihren Dimensionen – neben den sechs klassischen Diversity-Dimensionen beschäftigen sie sich mit den unsichtbaren Faktoren soziale Herkunft und mentale Diversität. Das Thema Mental Health beschäftigt sie intern als Führungskräfte wie auch extern bei Kundinnen und Kunden

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