Cordula Schindler ist Human Resources Managerin der Markenagentur MetaDesign und damit in einer Branche tätig, die durch ihre Arbeitsbedingungen immer wieder in der Kritik steht. Im Interview spricht sie über die Nachwuchssuche und Praktika als Einstieg ins Arbeitsleben.
Frau Schindler, wie sehen Sie das Arbeitgeber-Image Ihrer Branche?
Die Kreativ- und Agenturbranche ist sicherlich ein wenig verschrien. Ihr haftet mitunter der Ruf an, dass man jungen, gut ausgebildeten Leuten viel Leistung abverlangt, bei gleichzeitig verhältnismäßig geringer Gegenleistung. Dieses Klischee ist im Bezug auf so manche Agentur auch nicht von der Hand zu weisen. Unsere Aufgabe besteht deshalb auch darin, diesem teilweise schlechten Branchenimage etwas entgegenzusetzten und vor allem darzustellen, dass MetaDesign diesem Klischee nicht entspricht.
Wo setzen Sie da an?
Im Zentrum steht unsere Unternehmenskultur. Wir versuchen vor allem zu vermitteln, wie wir miteinander arbeiten und welche positiven Effekte sich für den Einzelnen dadurch ergeben. Aspekte wie integrative Führung, flache Hierarchien und die Möglichkeit, sich einzubringen und zu entwickeln, sind entscheidende Faktoren. Was sich darüber hinaus immer wieder als starkes Argument erweist, sind vor allem unsere Kunden, zu denen mehrere namhafte DAX-30-Unternehmen gehören. Das wir für solche Hochkaräter arbeiten dürfen, ist gegenüber vielen Wettbewerbern ein echter Vorteil im Ringen um die besten Nachwuchskräfte.
Weiß das der Nachwuchs auch zu würdigen oder stehen bei ihm die vermeintlich typischen Themen der Generation Y wie Work-Life-Balance im Vordergrund?
Sicher, gleichwohl sind die Arbeitszeiten und die Arbeitsintensität in den Bewerbungsgesprächen immer wieder ein Thema. Der Ruf, dass die Branche da härter ist als andere, eilt ihr wie gesagt voraus. Gerade jungen Leuten mit erster Berufserfahrung sind Aspekte wie Work-Life-Balance oder die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, durchaus wichtig. Diese Bedürfnisse nehmen wir sehr ernst, denn wir wollen ein Arbeitsumfeld bieten, in dem die Mitarbeiter dazu in der Lage sind, Topleistungen zu bringen.
Dafür setzen Sie schon bei den Praktikanten an, von denen Sie jedes Jahr 90 in den Standorten in Berlin und Düsseldorf haben.
Richtig, denn Praktikanten sind für uns der Nachwuchs, aus dem wir unsere Mitarbeiter rekrutieren. Daher ist es für uns besonders wichtig, gute Kandidaten zu entwickeln und sie langfristig an uns zu binden. Wir erheben in Studien regelmäßig die Bedürfnisse unseres Nachwuchses und passen unsere Praktikantenprogramme immer wieder entsprechend an, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine solche Anpassung haben wir jüngst wieder vorgenommen.
Was soll sich ändern?
Ein Kernpunkt ist die Vergütung. Bisher haben wir allen Praktikanten pauschal 600 Euro im Monat geboten, unabhängig von ihrer Vorkenntnis und davon, wie weit sie mit dem Studium sind. Das ist im Agenturkontext prinzipiell eine gute Vergütung für Praktika – gerade auch für den Berliner Raum – und dennoch haben wir festgestellt, dass sich eben jene angesprochenen Faktoren auch in unserem Angebot niederschlagen sollten. Wir individualisieren also unsere Praktikumsmodelle entsprechend des Erfahrungsschatzes der Kandidaten und bieten künftig zwischen 600 und 800 Euro.
Sie stellen auch oft Absolventen als Praktikanten ein. Warum bekommen die nicht direkt die Chance auf einen richtigen Job?
Viele Absolventen – unabhängig von der Profession – bewerben sich zwar mit guten Zensuren, aber mit kaum Praxiserfahrung. Unter anderem werden sie während des Studiums dazu angehalten, die Regelstudienzeit einzuhalten, was dann auf Kosten etwaiger Praktika geht. In diesem Fall ist ein Praktikum bei uns genau der richtige Einstieg, um diese Erfahrungen zu sammeln und sich anschließend gegebenenfalls für eine Festanstellung zu empfehlen.