Sieben Gedanken zu Nudging

Leadership

Jede Veränderung beginnt mit einem Gedanken. Hier sind sieben zu Nudging.

N wie niemals

„Niemals würde ich jemanden auf subtile Art und Weise zu einer bestimmten Handlung bewegen“, sagte Martin, der neue Vorgesetzte, zu mir. Ich entgegnete: „Und was bedeutet das PS in der letzten Mail an deine Mitarbeiterin Marianne, in der du betonst, dass die meisten deiner Teammitglieder keine Probleme damit haben, hin und wieder mal einen freien Tag für ein Projekt zu opfern?“

U wie Urlaub

Frau Schuster leitete unser Reinigungsteam mit vier weiblichen Teilzeitkräften. Jährlich entwarf sie einen Urlaubsplan, der ganz und gar im betrieblichen Interesse war. Diesen hing sie dann am Schwarzen Brett in der Nähe der Kaffeemaschine auf und schrieb: Wer nicht einverstanden ist, solle sich bei ihr persönlich melden, sie wäre immer offen für Gespräche. Es gab zwar hinter den Kulissen ein wenig Tumult, da individuelle Wünsche keine Berücksichtigung fanden. Doch zum Schluss ging ihre Absicht immer auf: Alle akzeptierten den vorgelegten Plan aus einer Art Bequemlichkeit heraus.

D wie diplomatisch

Menschen treffen ihre Entscheidungen selten rational. Zudem fällt es ihnen schwer, optimale Entscheidungen zu treffen. Eine Entscheidung in andere Wege zu leiten, ohne dass diese Personen es selbst bemerken, wird auch Nudging genannt. Nudging ist ein nettes, aber sehr bewusstes Anstoßen, ohne dabei etwas vorzuschreiben. Viele Vorgesetzte und Personalverantwortliche setzen diese Strategie ein, um Mitarbeitende auf sanfte Art zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen. Das machen sie geschickt und überlegt, voller Diplomatie, ohne Zwang auszuüben. Sie lenken Mitarbeitende damit in eine von ihnen gewünschte Richtung, ohne dass diese sich manipuliert fühlen.

G wie Gebote

Gebote, Verbote, Weisungen oder entscheidungsrelevante ökonomische Anreize sind dagegen keine Nudges. Die Wirtschaftswissenschaftler Richard Thaler und Cass Sunstein stellten diesen Ansatz bereits vor Jahren in ihrem Buch Nudge. Wie man kluge Entscheidungen anstößt vor.

I wie Informationen

Schon Informationen, Warnhinweise oder gar das Betonen von sozialen Normen können kleine Nudges beinhalten. So erlebte ich als Personalerin ein Informationsschreiben der Geschäftsleitung mit dem informativen Hinweis „Sollten Sie mit unserem Vorgehen nicht einverstanden sein, so setzen sich bitte umgehend mit unserem CEO in Verbindung.“ Darunter befanden sich Name und Telefonnummer des CEOs. Und obwohl viele nicht einverstanden waren: Niemand rief den Chef an. Wirklich niemand.

N wie negativ

Nudging an sich sollte nicht negativ gewertet werden, denn es kann die Entscheidungsfindung von Vorgesetzten oder Mitarbeitenden positiv beeinflussen. Wichtig dabei ist, dass Sie ethisch dahinterstehen können und dass dieses Vorgehen einen Nutzen für andere hat. Frau Schuster, die Vorgesetzte des Reinigungsteams, brachte eine Fliege im Urinal der Herrentoiletten unserer Firma an. Damit schaffte sie es, dass das Putzen der Herrentoilette schneller und weniger aufwendig für ihre Mitarbeitenden zu erledigen war. Diese Nudging-Idee hatte sie von einer Freundin, die am Flughafen Amsterdam Schiphol jahrelang geputzt hatte. Dort hatte man festgestellt, dass es dank der Fliege viel weniger Spritzer außerhalb des Urinals gab.

G wie Gewohnheiten

Die meisten Menschen sind bequem. Ob es darum geht jede Mittagspause einen Spaziergang zu machen oder in der Kantine zu gesundem Essen zu greifen – die Gewohnheit kommt einem immer wieder in die Quere. Nun stellen Sie sich vor, in Ihrem Unternehmen wurden Maßnahmen zum Gesundheitsmanagement eingeführt. Seitdem gibt es nicht nur Rückkehrgespräche, Mittagsyoga, Gesundheitsvorträge und einen Kickertisch. Noch besser: An jeder Ecke steht eine Schüssel mit grünen, saftigen, frischen Äpfeln, Dörrobst oder Nüssen. Natürlich gibt es weiterhin diesen Automaten mit den leckeren, kalorienreichen, ballaststoffarmen, teuren Schokoriegeln. Aber er steht im anderen Gebäude und ist nur über mehrere Treppen zu erreichen. Laufen Sie jedes Mal ins Gebäude gegenüber – oder greifen Sie zu den gesunden, kostenfreien Angeboten, die Sie ständig anlachen?

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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Investition. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Diana Roth

Diana Roth ist Coach und Trainerin für Personalverantwortliche. Außerdem hostet sie einen Podcast, hat diverse Bücher und Fachartikel zu HR-Themen veröffentlicht und schreibt als Kolumnistin über Employee Engagement.

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