Generative KI: Jobkiller oder Lösung des Fachkräftemangels?

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Das Aufkommen generativer künstlicher Intelligenz (GenAI) hat auch eine Debatte über ihre Auswirkungen auf die Zukunft der Arbeit ausgelöst. Diese schwankt zwischen zwei Extremen. Die pessimistische Sichtweise: GenAI ist Jobkiller, für eine weitreichende Automatisierung verantwortlich, und macht Menschen überflüssig. Auf der anderen Seite steht eine optimistische Sichtweise: GenAI als Ergänzung und Erweiterung menschlicher Fähigkeiten, insbesondere bei komplexen kognitiven Aufgaben, die zuvor kaum unterstützt werden konnten. Der positiven Sichtweise folgend bringt eine solche Ergänzung nicht nur ein neues Zeitalter erhöhter Produktivität, sondern kann auch fehlendes Fachwissen bereitstellen und so zur Lösung des Fachkräftemangels beitragen.

Vor der Vertiefung in den „Untergang oder Utopie“-Diskurs ist jedoch zu bedenken, was GenAI von früheren Techniken unterscheidet: der unerhört einfache Zugang. Im Gegensatz zu bisherigen (IT-)Techniken, die vielfach spezialisierte Kenntnisse erforderten, bieten GenAI-Tools wie ChatGPT die Möglichkeit, ausschließlich über natürliche Sprache zu interagieren. Das bedeutet, dass alle, die lesen und schreiben (oder auch hören und sprechen) können, sofort Zugang zu GenAI-Tools haben. So kann die Belegschaft in der Breite mit GenAI experimentieren und vielversprechende Anwendungsfälle identifizieren.

Dennoch führt der einfache Zugang zu GenAI nicht automatisch zu besseren Ergebnissen. Ihre Wirksamkeit hängt stark von der Fähigkeit ab, mit GenAI effektiv zu interagieren. Anders ausgedrückt: Es braucht eine neue Form der „Alphabetisierung“: „lesen“ und „schreiben“ mit GenAI – auch bekannt als „Prompt Engineering.“ Die Erstellung der richtigen Prompts erfordert Verständnis dafür, wie ein GenAI-System Eingaben interpretiert und darauf reagiert. Dies unterstreicht: GenAI kann zwar die Produktivität der Belegschaft in vielen Bereichen steigern, ist aber kein Allheilmittel. Wie andere Techniken erfordert sie, die notwendigen Kenntnisse zu erlernen, um versiert mit ihr umzugehen: zu wissen, was sie tun kann und was nicht, und wie man sie verantwortungsbewusst einsetzt.

Die Debatte über GenAI muss also nicht zwangsläufig eine des Untergangs oder der Utopie sein. Auch wenn es sich um eine neue Technik handelt, bleibt die herausragende Fähigkeit des Menschen, mit neuen technischen Gegebenheiten umzugehen, bestehen. Die Aufgabe besteht also darin, die Belegschaft mit allen Kenntnissen auszustatten, damit sie GenAI versiert, d.h. wirksam und verantwortungsbewusst, nutzen kann. Prompt Engineering, kritisches Denken und ethische Überlegungen sind unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Chancen von GenAI realisiert werden können. Aus der Sicht einer digitalversierten Belegschaft also auch: Können die Möglichkeiten von GenAI dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu lindern?

 

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Helmut Krcmar

Prof. Dr. Helmut Krcmar ist Gründungsdekan (2018-2020) und Beauftragter des Präsidenten für den TUM Campus Heilbronn. Als Professor für Wirtschaftsinformatik lehrt und forscht er seit 2002 an der Technischen Universität München (TUM). Er ist unter anderem Mitglied des Vorstands und Vorsitzender des Forschungsausschusses des Münchner Kreises, Mitglied des Vorstandes der Open Source Business Alliance (OSBA). Sein Interesse gilt der digitalen Transformation, KI und Nachhaltigkeitsthemen.

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