Sieben Gedanken zu Intuition im Management

Bauchgefühl

Jede Veränderung beginnt mit einem Gedanken. Hier sind sieben zu Intuition im Management.

Die Debattenkultur leidet

Die Pandemie zeigt in besonderer Weise, dass Menschen Tatsachen, Meinungen und Ängste miteinander vermischen. Dann dominiert der Meinungskampf und macht Aussagen beliebig. Wissenschaftliche Differenzierungen werden weggelassen, Urteile und Erklärungen dienen den eigenen Interessen. Unverstandenes wird für böse gehalten. All dies schadet der Wissenschaft und der Debattenkultur. Wir brauchen also ein gemeinsames Verständnis von Wirklichkeit, einen stabilen Konsens, der auf sachlichen Informationen beruht. Wie kann dies gelingen?

Denkfallen verhindern ­richtige Entscheidungen

Es gibt folgende Entscheidungsfehler: Es werden nicht alle Aspekte einer Entscheidung gegeneinander abgewogen; Korrelationen werden mit Kausalitäten verwechselt; Einzelfälle erhalten eine zu starke Gewichtung; aufgenommen werden nur jene Informationen, die zum Gedachten passen. So etwas geschieht häufig, denn das Gehirn filtert alles heraus, was nicht der eigenen Denkstruktur entspricht. Zufallskomponenten werden dabei ausgeblendet. Und es wird davon ausgegangen, dass es immer besser ist, irgendetwas zu tun, als gar nichts zu unternehmen.

Grenzen des ­Bauchgefühls

Intuitive Entscheidungen werden oft einfacher, schneller und kreativer gefällt als analytisch vorbereitete. Doch das Bauchgefühl ist wegen der kognitiven Verzerrungen, die ihm zugrunde liegen können, umstritten. Da Menschen im intuitiven Modus oft unaufmerksam sind, führt die intellektuelle Trägheit mitunter zu Fehlschlüssen. So beziehen sich Individuen oft lieber auf persönliche Erfahrungen, Anekdoten und Geschichten statt auf Daten und Statistiken. Wenn man sich mit fachspezifischem Wissen ein fachfremdes Gebiet zu erschließen versucht, können sich fachliche Unerfahrenheit, Selbstüberschätzung und Begeisterung negativ auswirken.

Die Zweifel hinter sich lassen

Es ist gut, Dinge infrage zu stellen, um sie dann besser zu machen. Der Zweifel kann beim differenzierten Denken und Abwägen helfen. Viele Menschen haben sich angewöhnt, lieber noch einmal eine Nacht über ein zu lösendes Problem zu schlafen. Der Zweifel sollte allerdings nicht einen Großteil unseres Daseins ausmachen, denn dann dominiert der Verstand das Bauchgefühl. Auf diese Weise werden ständig Optionen, Umstände oder Bedingungen geprüft, die erfüllt werden müssen. Indem auf den perfekten Augenblick gewartet wird, wird das Leben vertagt. Denn dieser Zeitpunkt wird niemals kommen.

Nützlichkeit von ­Bauchentscheidungen

Niemand kann vorhersagen, ob eine Entscheidung hundertprozentig richtig ist – aber das Bauchgefühl kann helfen, die Trefferquote zu erhöhen. Bauchentscheidungen werden vor allem dann gebraucht, wenn Risiken nicht berechnet werden können und unter hoher Unsicherheit entschieden werden muss. Häufig wird uns suggeriert, dass Algorithmen für uns alles entscheiden könnten, doch sie funktionieren am besten unter bekannten Risiken, nicht unter Ungewissheit.

Verlässlichkeit des ­Bauchgefühls

Verlässlich und treffsicher ist das Bauchgefühl allerdings nur in jenen Themengebieten, wo wir uns gut auskennen und über viel Erfahrung verfügen. Komplexe Sachverhalte können dann schneller erfasst und geistig durchdrungen werden. Wenn es um neue und wichtige Entscheidungen geht, braucht es Zeit zum gründlichen Nachdenken. Durch Erfahrungsaustausch lässt sich Wissen, das in die Bauchentscheidung einfließt, erweitern. Und es ermutigt und legitimiert in einer ähnlichen Situation, auch auf die persönliche Intuition zu hören. Die Erfahrung aus jeder Bauchgefühlentscheidung sollte also stets in künftige Urteile einbezogen werden.

Richtige Entscheidungen treffen

Sind die Variablen eines Problems bekannt, sollte rational entschieden werden. Bei einem Konflikt mit vielen Unbekannten ist es hingegen besser, sich vom Bauchgefühl leiten zu lassen. Sammeln Sie aber auch Fakten, die das eigene Bauchempfinden unterstützen. Die richtige Entscheidung ist nämlich eine Kombination aus Herz und Hirn. Der Verstand denkt und sortiert vor, das Gefühl liefert den letzten Anstoß. Wenn sich die Folgen eines Entschlusses abzeichnen, sollte überprüft werden, ob der Bauch wirklich recht hatte. Das hilft vor allem bei Entscheidungen, die aufgrund ihrer Komplexität nicht vollständig überblickt werden konnten.

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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Intelligenz. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Alexandra Hildebrandt ist freie Publizistin und Nachhaltigkeitsexpertin. Sie hat gemeinsam mit Werner Neumüller Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport herausgegeben.

Alexandra Hildebrandt

Alexandra Hildebrandt ist freie Publizistin und Nachhaltigkeitsexpertin. Sie hat gemeinsam mit Werner Neumüller Bauchgefühl im Management. Die Rolle der Intuition in Wirtschaft, Gesellschaft und Sport herausgegeben.

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