Richtig streiten kann man lernen

Konfliktmanagement

An kaum einem anderen Ort verbringen wir täglich mehr Zeit als an unserem Arbeitsplatz. Die Gegebenheiten und Menschen dort beeinflussen uns, unser Wohlbefinden und unsere Arbeitsmoral. Doch dort, wo Menschen aufeinandertreffen, herrscht selten ausschließlich „Friede, Freude, Eierkuchen“. Wem etwas an der Sache liegt, die uns mitunter mehr als 40 Wochenstunden beschäftigt, der tendiert dazu, für die eigene Meinung einzustehen. Wenn unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen, dann kann dies schon mal im Konflikt enden, und dann steht und fällt es mit der Moderation: Eine organisierte und faire Streitkultur kann Projekte, Teams und Unternehmen durchaus voranbringen. Denn nur selten treffen Überzeugungen und Emotionen so ungefiltert aufeinander wie im geregelten Disput, in dem nicht nur professionelle Oberflächlichkeit eine Rolle spielt, sondern das Interesse an der Sache. Und es führt selten zu etwas Gutem, Konflikten dauerhaft aus dem Weg zu gehen. Bricht der Vulkan plötzlich aus, kann der Schaden unter Umständen größer sein als der einer zuvor umgangenen Konfrontation.

Jedoch gelten auch im Streit Regeln: Sobald man die Sachebene verlässt und die Beziehungsebene betritt, sogar unter Umständen beleidigend wird, hat Streit am Arbeitsplatz nichts verloren. Ist eine sachliche Streitbasis gewährleistet, landet man zwar vielleicht „nur“ beim kleinsten gemeinsamen Nenner. Aber dieser birgt auf lange Sicht immer noch weniger Konfliktpotenzial als jede andere Entscheidung, an der alle Interessengruppen weniger demokratisch beteiligt waren. Und ein Streit kann befreien. Denn Konflikttheorien der Politik- und Sozialwissenschaft sind sich sicher: Der Stillstand ist kein Optimum. Unaufrichtiger Frieden bietet Keimgrund für neue Auseinandersetzungen, und irgendwo unter der Oberfläche brodelt es immer. Im Streit am Arbeitsplatz sollte weder die eigene Position noch die des Gegenübers vergessen werden. Generell gilt also: Respekt in jeder Interaktion, ungeachtet ob top-down oder bottom-up, sondern vor allem auf Augenhöhe. Am besten ist es, ein Umfeld zu schaffen, das keinerlei Streitpotenzial birgt. Doch das ist schwer umsetzbar. Deshalb ist ein Miteinander, das die offene Ansprache von Kritik, Bedenken oder Aufregern erlaubt, zielorientiert klärt, und potenzielle Enttäuschungen im Anschluss runterschlucken und vergessen kann, die (nächst)beste Option für ein gesundes Arbeitsverhältnis.

Die Ausstellung

Wenn Sie mehr über Streit lernen möchten, ist die Ausstellung Streit. Eine Annäherung im Museum für Kommunikation in Berlin sehr empfehlenswert. Sie widmet sich vielem, das streitbar war, ist und werden könnte. In den Ausstellungsräumen können Interessierte ihr eigenes Streitverhalten anhand verschiedener „Streit-Tiere“ reflektieren. Die Ausstellung läuft noch bis 27. August 2023.
Die Redaktion des HRM besuchte im Dezember 2022 die Sonderausstellung des Kommunikationsmuseums Berlin zum Thema Streit.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Sichtbarkeit. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Jasmin Nimmrich, Volontärin Human Resources Manager

Jasmin Nimmrich

Volontärin
Quadriga Media GmbH
Jasmin Nimmrich war Volontärin beim Magazin Human Resources Manager. Zuvor hat sie einen Bachelor in Politik und Wirtschaft an der Universität Potsdam abgeschlossen.

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