Seit Jahren klagen Unternehmen über Fachkräftemangel im IT-Bereich: zu wenige Reaktionen auf Stellenausschreibungen, unzureichend geeignete Kandidaten und lange Anlaufzeiten, bis der oder die Richtige gefunden ist. Doch woran liegt das?
Warum fällt vielen Unternehmen das Rekrutieren von IT-Kräften so schwer? Gibt es weltweit wirklich zu viel Bedarf auf zu wenig ausgebildete Fachkräfte? Wir haben 26.000 Programmierer und Entwickler dazu befragt. Nach deren Ansicht ist der Fachkräfteengpass auf altmodische Rekrutierungsmaßnahmen und starre Rahmenbedingungen der Unternehmen zurückzuführen.
Damit Unternehmen für die gefragten IT-Experten zum Mitarbeitermagnet werden, müssen einige Dinge bereits von Beginn an beachtet werden, um den Bewerbungsprozess so clever und zielgerichtet genau zu durchlaufen. Immerhin sind ITler begehrter denn je. Fünf Tipps zum Recruiting von IT-Kräften:
1. Der Ton macht die Musik
Die meisten Stellenausschreibungen klingen auf den ersten Blick interessant, werden aber im Detail nicht ausreichend genug von den Unternehmen beschrieben. Entwickler wünschen sich genauere Informationen zum Produkt, zur Software-Technologie und dem Bürostandort.
Eine große Herausforderung ist es also für Unternehmen, ein geeignetes Wording und auch die richtige Ansprache sowohl optisch als auch inhaltlich zu finden. Dabei kann man mit einigen Regeln die perfekte Stellenanzeige schreiben.
Tipp: Übertreiben Sie es nicht mit der Marketingsprache. Push-Begriffe wie „Weltmarktführer“ oder „Testsieger“ kommen bei der technischen Zielgruppe weniger gut an. Eine klare, natürliche Sprache ohne Nachdruck ist hier angesagt. Formulieren Sie die Stellenanzeige gemeinsam mit dem Entwickler-Team oder nehmen Sie Kontakt zu IT-Branchenkollegen auf.
2. Die Fühler weit ausstrecken
Stellenausschreibungen auf der Unternehmensseite und in den klassischen Jobportalen zu platzieren, reicht heutzutage nicht mehr aus, vor allem nicht, wenn es um begehrte IT-Fachkräfte geht.
Tipp: Suchen Sie vielschichtig und mutig nach neuen Kandidaten und wagen Sie sich direkt in die Zielgruppe und ihre Kommunikation hinein. Diese führen von klassischen Stellenausschreibungen in technisch basierten Communities über Active Sourcing auf sozialen Netzwerken oder in IT-Foren bis hin zur Teilnahme an Karriere- und IT-Messen. Achten Sie auf Termine von Hackathons, hier wird ebenfalls starkes Networking betrieben.
3. Flexibilität signalisieren
Um qualifizierte Bewerber nicht zu verschrecken, ist es sinnvoll, sich sowohl in der Stellenausschreibung als auch in den Arbeitsbedingungen nicht zu versteifen. Eine einzige Nischentechnologie als Arbeitsfeld anzubieten, ist in Zeiten der digitalen Veränderungen häufig kontraproduktiv.
Tipp: Zeigen Sie sich offen für neue Wege und beziehen Sie die Meinungen des Entwicklerteams ernsthaft mit ein. Im Bereich der Arbeitsbedingungen weht vor allem in den Startups ein frischer Wind: Work-Life-Balance, flexible Home-Office-Politik und attraktive Bürostandorte sind wichtige Faktoren, die ITler in ihre Entscheidung für einen neuen Job einfließen lassen. Bieten Sie individuelle Leistungen an, die nicht bereits jedes Unternehmen schon im Angebot hat.
4. Gespräche, keine Sprechblasen
Die Mitte des Gipfels ist erreicht, wenn die ersten, qualifizierten Bewerbungsgespräche anstehen. Hier ist eine individuelle Vorbereitung auf den einzelnen Kandidaten eine gute Investition.
Tipp: Befassen Sie sich gemeinsam mit dem Entwicklerteam vorab mit den Bewerbern und setzen Sie sich mit deren Projekten und Profilen auseinander. Beim Bewerbungsgespräch selbst sollten nicht nur Fachfremde anwesend sein, sondern auch künftige Kollegen aus dem IT-Bereich. So können genauere Angaben und Erläuterungen auf das Jobprofil und seine Anforderungen gegeben werden. Fragen Sie auch nach privaten Projekten, die Ihnen einen Eindruck der Qualität vermitteln können. Viele ITler brennen auch privat für den IT-Bereich, und zeigen dies beispielsweise durch einen Blog oder eine eigene Website.
5. Vielfalt in allen Lagen
Diversity ist das Stichwort: Eine weltweite Herausforderung zeichnet sich ab, für eine ausgewogene Mischung von weiblichen und männlichen Entwicklern zu sorgen. Aktuell sind knapp 97 Prozent der deutschen Entwickler männlich.
Tipp: Vielfalt ist in allerlei Bereichen von Vorteil: Einige Unternehmen vermeiden es, international nach geeigneten Fachkräften zu suchen, in manchen deutschen Unternehmen ist die Grundvoraussetzung auf eine Stellenanzeige die deutsche Sprache. In einigen Startups wird hier bereits viel getan, ist die Unternehmenssprache dort Englisch. In besonderen Fällen wird sich sogar um einen reibungslosen Umzug und Visa-Angelegenheiten gekümmert. Bringen Sie den Vielfaltsaspekt klar und deutlich in die Unternehmenskultur ein und geben Sie deutlich an, für Diskriminierungen unter Angestellten und im Büroalltag keinen Raum zu gestatten.
Als Unternehmen ist es wichtig, auf die begehrte Zielgruppe stärker einzugehen und deren Zu- und Abneigungen besser kennenzulernen. Wer sich also ernsthaft und kreativ mit der IT-Branche beschäftigt, wird schneller eine Brücke zu attraktiven Kandidaten für eine Stellenausschreibung schlagen können.