Wie so viele arbeite ich gerade aus dem Homeoffice. Für mich ist das nichts Ungewöhnliches, weil das in unserem Unternehmen schon lange zum Repertoire gehört. Für viele andere jedoch ist die Situation vollkommen neu – sowohl Unternehmen als auch die darin beschäftigten Mitarbeiter:innen müssen sich nun erst einmal zurechtfinden. Das gilt natürlich auch für viele Recruiter:innen.
Neben der ungewohnten Arbeitssituation im Homeoffice kommt hinzu, dass für die nächsten Wochen oder sogar Monate ein maßgeblicher Teil der normalen Tätigkeit in der bisherigen Form nicht mehr möglich ist: Das persönliche Treffen vor Ort und face-to-face mit den Bewerber:innen. Jetzt stellt sich schlagartig die Frage, wie man Kandidat:innen bewerten soll, wenn man diese nicht persönlich treffen kann und darf?
Die gute Nachricht: Es sind längst etliche Instrumente verfügbar, die schnell, kostengünstig und mit hoher Bewerber:innenakzeptanz eingesetzt werden können.
Ein paar Beispiele:
Bewerber-Interviews?
Interviews können sowohl in Echtzeit über Skype, Facetime, verschiedenste Messenger oder die oftmals schon vorhandene Kollaborations-, Conferencing- und Webinar-Software (Microsoft Teams, Slack, Webex, GoToMeeting, Zoom, Edudip und andere) oder auch in zeitversetzter Form über Tools wie cammio, viasto oder Ventrevista durchgeführt werden.
Wer den Cultural Fit überprüfen möchte, also, ob ein:e Bewerber:in auch zum Unternehmen passt, kann auch dies ins Web verlagern und durch Messverfahren wie den „Kulturmatcher“oder den „CF Evalueator“zumindest unterstützt werden.
Assessment Center?
Ein Assessment Center ist definitorisch ein aus verschiedenen Instrumenten (zum Beispiel Rollenspiel, Interview, Gruppendiskussion, Test, …) „multimodal/multimethodal“ zusammengesetztes Beurteilungsverfahren, das „auf Beobachtung“ basiert. Ein physisches Zusammenkommen von Beobachter:in und Kandidat:in ist dabei nicht zwingend erforderlich.
Natürlich bedarf es hier einer gewissen Vorbereitung und Planung, etwa hinsichtlich der konkreten Beschaffenheit der zu bearbeitenden Aufgaben. Eine „Beobachtung“ funktioniert aber auch über die oben genannten Conferencing- und Webinar-Tools.
Und Tests?
Wenn in Zeiten wie diesen selbst Abschlussprüfungen an Hochschulen über die Distanz, also „remote“ durchgeführt werden sollen, wie dies just etwa die TU Wien ankündigte, dann wäre es mehr als überraschend, wenn Unternehmen noch zwingend persönliche Anwesenheit bei der Bearbeitung eines Auswahltests, womöglich noch auf Papier, voraussetzen würden…
Online-Assessment hat sich daher – auch ohne dass es einer Corona-Krise bedurfte – zu einem weitverbreiteten Bestandteil der Rekrutierungsprozesse entwickelt. Man kann nicht nur erheblich mehr Personen einer eignungsdiagnostischen Testung unterziehen – und das hat positive Effekte für die Auswahlqualität –, sondern ganz nebenbei auch noch eine Menge Zeit und Geld sparen. Dass auch Bewerber:innen diese Art der Testung angenehm finden, ist mehr als willkommener Beifang – Stichwort: Candidate Experience.
Verschiedene Anbieter bieten Tests für alle möglichen Merkmalsbereiche (zum Beispiel kognitive Leistungsfähigkeit, Persönlichkeit, Interessen, Cultural Fit) an, mit denen Eignung und Passung von Bewerber:innen ausgeleuchtet werden können.
All diese Tests sind webbasiert: Mehr als eine Internetverbindung und einen Browser brauchen weder Kandidat:innen noch Recruiter:innen. Und: Viele dieser Online-Assessments bedürfen keiner großen Einführungsprojekte, sondern sind mehr oder weniger sofort verfügbar und preislich günstig.
Daher wird die aktuelle Krise sicherlich auch dem weiteren Aussterben von Pen&Paper-Tests einen beträchtlichen Vorschub leisten.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Recrutainment Blog.