Was Mitarbeitende in außergewöhnlichen Zeiten beschäftigt
Naturkatastrophen, Pandemien, globale Krisen fordern die Gesellschaft, die Unternehmen und das Individuum heraus. Plötzlich brechen viele Kompensationsstrategien im Alltag weg, andererseits steigen Konflikte auf der zwischenmenschlichen Ebene auch am Arbeitsort.
Auf der Unternehmensebene führt dies zu neuen Ansprüchen der Mitarbeitenden an die Arbeitsgestaltung und die Organisation. Für die einen bedeutet die neue Flexibilisierung eine Arbeitserleichterung, für die anderen eine Auflösung der Grenzen zwischen Privatleben und Arbeit.
Home Office – Heilsbringer oder Krankmacher?
Nach Monaten bzw. Jahren von Home-Office-Erfahrung wollen viele Mitarbeitende nicht mehr zurück ins Büro. Viele Firmen haben Schwierigkeiten, ein für alle verstehbares Rational zu finden, dass eine Rückkehr als sinnvoll erscheinen lässt. Andererseits berichten viele Beschäftigte, dass die langandauernden Home-Office-Phasen erhebliche Auswirkungen auf ihre Arbeitssituation haben: Der Teamzusammenhalt habe abgenommen, interne Konflikte seien häufiger geworden, sogar die Arbeitsmotivation habe bei einigen nachgelassen.
Für die Entwicklung von Lösungen ist es sehr zentral, nicht nur den unternehmerischen Grundprinzipien gerecht zu werden, sondern auch die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden und Teams zu kennen. Vor allem werden Sinnhaftigkeit und Verstehbarkeit der Maßnahmen eine zentrale Rolle spielen, denn Mitarbeitende werden erst dann ins Büro zurückkehren, wenn sie verstehen warum und mit welcher Zielsetzung.
Streben nach der Erfüllung unserer Grundbedürfnisse
Bindung, Orientierung und Kontrolle, Vermeidung von negativen Zuständen sowie Selbstwertschutz sind die wichtigsten Grundbedürfnisse eines jeden Menschen.
Der berufliche Kontext trägt zu einem nicht unerheblichen Teil zur Erfüllung dieser Grundbedürfnisse bei: Ein starker Teamzusammenhalt, eine sichere Zukunftsorientierung und eine als sinnvoll erlebte Arbeit sind wichtige Faktoren, die unsere Gesundheit und Stabilität aufrechterhalten. Allerdings verändert dies die Rolle der Führungskräfte erheblich, denn der teamorientierte Teil der Führungsaufgaben wird wichtiger: regelmäßig kommunizieren, Sicherheit und Orientierung geben, Krisen und Ambivalenzen managen.
Brauchen wir neue, kreative, außergewöhnliche Lösungen?
Individualinteressen der Mitarbeitenden und Unternehmungszwecke müssen durch partizipative Ansätze neu verhandelt werden. Dabei wird es verstärkt auf Sinnhaftigkeit von Regeln und Leitplanken ankommen, denn wir beobachten in vielen Unternehmen eine stärkere Tendenz (oder Mut?), die Art der Zusammenarbeit zu hinterfragen.
Auch wollen wir werben für die standardmäßige Bereitstellung von systemischen Lösungen für schnelle und orientierende Hilfe für Einzelne und Teams bei Schwierigkeiten jeglicher Art. Eine externe Mitarbeiterberatung (EAP) ist heute so mächtig, dass es die meisten Schieflagen der Mitarbeitenden und Teams bedienen kann.