„Frechmutig“ sein, Spaß am Networking haben – Employer Branding Manager müssen Skills vorweisen, die bisher nicht als Stärken von HR galten. Was zählt noch?
„Und was machst du so?“ – wer kennt sie nicht, diese so beliebte Smalltalk-Frage. Meine Antwort, wenn ich das Unterhaltung schnell auf ein anderes Thema lenken möchte: „Ich arbeite in der Personalabteilung“. Wenn ich aber im Gespräch bleiben möchte, klingt meine Antwort so: „Ich bin Employer Branding Spezialistin“. Mit ziemlicher Sicherheit ist dann die Neugier geweckt, und Gesprächsstoff gibt es zur Genüge, schließlich ist der Fachkräftemangel in aller Munde.
Im weiteren Gesprächsverlauf erschließen sich die Notwendigkeit einer professionellen Arbeitgeberpositionierung und die damit verbundenen Aufgaben häufig sehr schnell. Was allerdings seltener zur Sprache kommt, das sind die Fähigkeiten eines Employer Branding Spezialisten. Fachliches Know-how in HR und Marketing sind essentiell, doch ebenso wichtig sind meiner Meinung nach die Einstellung und bestimmte Eigenschaften. Hier meine Best-of-Liste von Soft Skills für Employer Branding Manager:
- Der Blick über den Tellerrand
Employer Branding ist komplex, denn es betrachtet alle Aspekte eines Unternehmens in der Rolle als Arbeitgeber: Von seiner wahrgenommenen und vermuteten Attraktivität, über seine Unternehmens- und Führungskultur, seine soziale Verantwortung bis hin zu Marken-, Produkt- und Unternehmenserfolgen. Auch der Hype um die Candidate Experience macht es deutlich: Ziel ist stets ein konsistentes Bild der Arbeitgebermarke und ein positives Bewerbererlebnis an ALLEN relevanten Kontaktpunkten. Hierfür muss ich raus aus meinem HR-Kämmerlein und mit Neugier und Offenheit abteilungsübergreifend denken und zu Kooperationen anstiften. Womit wir schon beim zweiten Punkt sind. - Ein Händchen fürs Networking
Ein ganzheitliches Employer Branding braucht viele Verbündete. Allen voran ein Management, was das Vorhaben einer starken Arbeitgebermarke dauerhaft unterstützt und im besten Fall vorlebt. Zudem sollten alle Führungskräfte sowie Mitarbeiter aus Personalmanagement, Unternehmenskommunikation und Marketing von Anfang an für ihre Verantwortung im Employer Branding sensibilisiert sein und sich regelmäßig darüber austauschen. Menschen, die aktiv mit anderen Kontakt knüpfen und sich ein starkes Netzwerk aufbauen, fällt diese Aufgabe gewiss leichter.
Zusätzlich zu einem starken internen Netzwerk ist auch die Vernetzung außerhalb der eignen vier Wände Gold wert. Glücklicherweise bietet die HR- und Personalmarketing-Szene zahlreiche Veranstaltungsformate, um sich regelmäßig fachlich auszutauschen und neue Inspirationen zu gewinnen. - Begeisterung, die ansteckt
„In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst”, wusste schon Augustinus Aurelius. Das trifft auch fürs Employer Branding zu. Wer Kollegen als Verbündete gewinnen will, muss vorbildlich vorangehen und für seine Arbeit begeistern können. Zum Beispiel auf dem Willkommenstag für neue Mitarbeiter oder im regelmäßigen Austausch über die Bedeutung und Umsetzung einer professionellen Arbeitgeberpositionierung. - Auf du und du mit Text und Tönen
Wer gehört, gesehen und erlebt werden will, muss kommunizieren. Aber: Schlecht getextete Stellenanzeigen, floskelverliebte Karriereseiten und peinliche Arbeitgebervideos gibt es schon zu genüge. Sprache und Semantik und ihre passgenaue Umsetzung in Maßnahmen und Medien, online wie offline, sind für ein professionelles Employer Branding entscheidend. Wer Freude am Texten mitbringt und seine Arbeitgebermarke damit zum Leben erweckt, ist seinen Wettbewerbern um Längen voraus! - Mut zu kreativen Ideen
„Frechmut“ gehört ja mittlerweile zum Personalmarketing, wie der Kiez zu Hamburg. Und das ist auch gut so. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass insbesondere eine alltägliche Kreativität in der Arbeitgeberkommunikation den Unterschied machen kann: Die witzige Foto-Story über das Kantinenessen auf Facebook oder das kleine Dankeschön an fleißige Mitarbeiter im Nachtdienst. Hier gilt es Mut zu beweisen, Sachen einfach mal auszuprobieren und auszuloten, wie weit die Organisation Ideen mitträgt und unterstützt. - Rauf auf die Bühne
Mut ist auch wichtig, um die eigene Arbeit sichtbar zu machen. Denn vieles des zuvor beschriebenen wird leichter, wenn Vorgesetzte und Kollegen wissen, was wir den ganzen lieben langen Tag machen und was unsere Arbeit bewirkt. Dafür ist grundlegend, unsere Arbeit sichtbar zu machen. Im Unternehmen zum Beispiel über regelmäßige Beiträge in den firmeninternen Kommunikationsmedien, außerhalb über Vorträge auf Fachveranstaltungen, Artikel in Blogs oder die Bewerbung für einen der zahlreichen Preise im HR-Bereich.
Ganz schön vielseitig, oder? Daher mache ich den Job auch so unglaublich gern, was wahrscheinlich jeder meiner Gesprächspartner sieht und spürt, sofern wir über „Ich arbeite in der Personalabteilung“ hinauskommen.
Ihre Erfahrungen und Leidenschaft für kreative Ideen im Personalmarketing und Recruiting teilt Anne Engelshowe seit 2016 auf ihrem Blog: SALON DER GUTEN.