Starre Grenzen zwischen einzelnen Unternehmensbereichen sind passé. Ein Beispiel dafür ist die Aufgabe von Robindro Ullah. Er hat beim Technologiekonzern Voith eine Schnittstellenfunktion zwischen Personal- und Kommunikationsabteilung inne. Ein Interview über die Annäherung der beiden Bereiche und über das, was HR von PR lernen kann.
Herr Ullah, Ihre Funktion als Head of Employer Branding and HR Communication ist in Deutschland bisher eher ungewöhnlich. Was reizt Sie daran?
Die Verbindung zwischen den beiden Themen Kommunikation und Personal. Der globale Ansatz beider Themen und die Umsetzung rundeten für mich das Bild ab.
Würden Sie sagen, HR und PR sind miteinander verwandt?
Als Verwandtschaft würde ich das vielleicht nicht bezeichnen. Ich stelle aber fest, dass diese beiden Bereiche immer stärker ineinanderwachsen. Die Ursprünge und auch die Aufgabenstellungen sind unterschiedlich, aber die Entwicklung spricht für eine Annäherung. So wird zum Beispiel das Thema „Kommunikation für Arbeitgeber“ immer wichtiger. Und daran ist die Kommunikation ebenso beteiligt wie die HR-Abteilung.
Im Bereich Employer Branding ist also keine klare Trennung zwischen HR und PR möglich?
Employer Branding würde ich in erster Linie der HR zuordnen, weil ich dazu noch gar nicht die aktive Kommunikation der Arbeitgebermarke zählen würde. Aber das ist eine Definitionsfrage. Fakt ist allerdings, dass hier Hand in Hand gearbeitet werden muss. Während HR stärker involviert ist, wenn es darum geht, eine Employer Value Proposition zu erarbeiten, sorgt der Kommunikationsbereich dafür, Employer Branding in Unternehmensmarke und Unternehmenswerten einzubetten und führt die Kommunikation.
Fühlen Sie sich eher als Personaler oder als Kommunikator?
Ich fühle mich mehr als Personaler. Das liegt natürlich unter anderem daran, dass mein Bereich der Personalabteilung zugeordnet ist. Allerdings habe ich ebenfalls einen Schreibtisch im Bereich Corporate Communications – von wo aus ich einen Tag in der Woche arbeite. Regelmäßige Jours fixes und gemeinsame Projekte mit dem Kommunikationsbereich unterstützen Austausch und Zusammenarbeit.
Sie haben also im Unternehmen eine Art Vermittlerposition zwischen den beiden Gebieten?
Ja, so kann man das nennen. Aber es ist mehr eine Schnittstelle, die insbesondere im Themenbereich Social Media häufig genutzt wird. In Bezug darauf tausche ich mich mit Corporate Communications teilweise fast täglich aus. Auch der größte Teil unserer Besprechungen geht aktuell auf das Konto „Social Media“. Grundsätzlich arbeiten die beiden Bereiche bei Voith eng zusammen. Die oberste Personalchefin, Ilonka Nußbaumer, steht in ständigem Austausch mit dem Chef der Unternehmenskommunikation, Lars Rosumek. Diese Einheit haben beide bereits bei meinem Vorstellungsgespräch demonstriert, das sie gemeinsam geführt haben. Ein Punkt, der mich davon überzeugt hat, dass die Stelle nicht nur einen interdisziplinären Namen trägt, sondern alle Beteiligten es damit wirklich ernst meinen.
Was können Sie von der PR lernen?
Die Kommunikation, die ich als Personaler bisher machen konnte, war immer sehr auf die Bewerber und deren Plattformen ausgerichtet. Was fehlte, war die strategische Platzierung der Voith-HR-Themen in der „richtigen Presse“. Auf diese Weise kann man die Arbeitgebermarke ebenfalls stark positionieren. Auch im Bereich der Krisenkommunikation kann ich noch einiges lernen.
Gibt es einen Trend zu mehr Interdisziplinarität?
Ja, ich könnte mir schon vorstellen, dass der Trend dahin geht. Zumindest würde das dem Thema gut tun. Täglich erlebe ich die beiden Gesichter der Disziplin „Arbeitgeberkommunikation“: Auf der einen Seite benötigt man ganz hohe Anteile an HR-Know-how, auf der anderen Seite aber ebenso hohe aus dem Bereich Corporate Communications – ein schönes Schnittstellenthema, an dem beide Bereiche wachsen können.