Sowohl HR als auch die IT sind seine Heimat: Michael Picard, Geschäftsführer Personal bei Metro Cash & Carry Deutschland, über den Einzug der Digitalisierung in die Personalarbeit.
Es gibt wenige Personalmanager, die wie Michael Picard so IT-affin sind. Im Rahmen eines Artikels zur Digitalisierung von HR haben wir bereits vor zwei Jahren mit ihm gesprochen. Damals sagte er, dass die modernen Technologien eine neue Zeit in der Arbeitsweise der Personaler einläuten. Er sprach von New Age HR. Bei Metro Cash & Carry ist diese neue Zeit definitiv bereits angebrochen.
Herr Picard, Metro Cash & Carry feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Inwieweit ist der für die Mitarbeiter selbst spürbar? Merkt man den Geburtstag im betrieblichen Alltag?
Die Mitarbeiter merken den Geburtstag auf jeden Fall – sowohl im Headquarter als auch in den Märkten. Weil wir ihn gemeinsam feiern: Die Märkte bieten vielfältige Aktionen und es gibt besondere Angebote für die Kunden. Und auch die Mitarbeiter begehen dieses besondere Jahr.
Haben die Mitarbeiter eventuell Extrazahlungen aufgrund des Geburtstags bekommen?
Wir haben das so gelöst, dass die Mitarbeiter natürlich im Rahmen des Personalkaufs besondere Angebote erhalten. Und zudem bekommt jeder an seinem Geburtstag einen freien Tag extra.
Der Großhandel hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. In welchem Bereich, denken Sie, hat der größte Wandel stattgefunden? Ist es vielleicht die Ausweitung der Produktsortimente, die Optimierung der Logistiksysteme oder schlicht der Einzug der Digitalisierung in alle Bereiche?
Aus meiner Sicht muss man insbesondere zwei Dinge sehen, die sich im Großhandel verändert haben. Das eine ist sicherlich die Digitalisierung. Alle – egal ob Groß- oder Einzelhändler – müssen heute in den vielfältigen Vertriebskanälen unterwegs sein und diese miteinander verbinden. Ein „Multi Channel-Denken“ ist unerlässlich geworden. Ob beispielsweise online, per Mail, telefonisch oder im stationären Handel – alle Kanäle sind uns wichtig. Egal über welchen Kanal der Kunde die Produkte sehen, bestellen oder erhalten möchte. An dieser Herausforderung arbeiten wir hier ganz massiv.
Was ist die zweite große Herausforderung, die Sie sehen?
Die Konkurrenz ist größer geworden. Heute gucken unsere Kunden, die ja Gewerbetreibende sind, auch ganz genau, was der Einzelhandel anbietet. Groß- und Einzelhandel sind in der Art, wie sie agieren, viel stärker zusammengerückt als das noch in unserer Gründungszeit der Fall gewesen ist.
Sie haben vom Multi-Channel-Konzept gesprochen. Wie schwierig ist es, die notwendigen Fachkräfte für diese Strategie zu bekommen?
Im stationären Geschäft sind wir gut aufgestellt. In den Bereichen Belieferung und E-Commerce wollen wir weiter ausbauen. Hier investieren wir massiv in die Qualifizierung unserer Mitarbeiter und suchen nach Fachkräften im Markt.
Sie haben vor zwei Jahren mit Blick auf die Personalarbeit den Begriff des „New Age HR“ verwendet. Inwieweit hat sich die Profession diese neue Welt schon erschlossen?
HR und IT sind zwei meiner Kerndisziplinen und ich habe immer versucht, die Synergien zwischen beiden Welten auszuschöpfen. Was mich zum Beispiel stets umgetrieben hat, ist die Frage, wie wir Entwicklungen in der IT für die Personalarbeit nutzen können. Heute sehe ich kaum noch ein Unternehmen, das im HR-Bereich nicht Social Media-Ansätze nutzt oder mit Hilfe von modernen Technologien versucht, Prozesse zu automatisieren. Die Entwicklungen haben voll und ganz Einzug gehalten.
Vor zwei Jahren haben Sie auch angefangen, die HR Business Partner mit Tablets auszustatten. Haben mittlerweile alle eins?
Das hat sich klar durchgesetzt. Meine Business Partner haben alle ein Tablet und sind so ausgestattet, dass sie von überall arbeiten können. Tauschen sie sich zum Beispiel mit einem Marktleiter vor Ort aus, können sie über das Tablet leicht auf die wesentlichen Daten zurückgreifen – unter Einhaltung der notwendigen Datenschutzbestimmungen natürlich.
Und die Business Partner fahren mit dieser Entwicklung gut? Deren Rolle hat sich ja nicht unwesentlich verändert.
Es gibt diesbezüglich auf Seiten der Mitarbeiter selbst große Erwartungen. Insbesondere die Jüngeren wollen heute ein Smartphone oder ein Tablet, zumindest aber ein Notebook bereitgestellt bekommen, um flexibel von überall arbeiten zu können. Das gehört aus ihrer Sicht schon zur Grundausstattung.
Gibt es eine eigene HR-IT-Abteilung bei Ihnen?
Bei Metro Cash & Carry Deutschland gibt es die nicht, denn wir haben im Konzernverbund eine spezialisierte IT-Gesellschaft – die Metro Systems. Wir haben allerdings eine koordinierende IT-Abteilung, die ganz eng mit unserer Schwestergesellschaft zusammenarbeitet. Denn da sitzen die Experten, auf die unsere HRler zurückgreifen können.
Metro Cash & Carry hat international mehr als 100.000 Mitarbeiter und ist dezentral organisiert. Auf der anderen Seite kann IT helfen, zentrale Standards zu setzen, um Prozesse effizienter zu machen. Passiert das bei Ihnen?
Ja, das ist so und wird auch gemacht. Es gibt in allen Disziplinen – nicht nur HR – übergreifende Ansätze mit dem Ziel gleichartige Prozesse aufzusetzen. Im Personalbereich können das zum Beispiel Prozesse der Einstellung, des Austritts oder der Vertragsveränderung sein, also alles was in den Serviceeinheiten stattfindet. Auch im Recruiting kann man sich immer fragen, ob man Prozesse weltweit in gleicher Form steuern kann mit Hilfe entsprechender IT-Systeme.
Sie haben mal gesagt, dass von allen technologischen Trends Social Media für Sie die größten Auswirkungen hat auf die Personalarbeit, weil sie sich auf jede HR-Disziplin anwenden lassen. Würden Sie das heute immer noch sagen?
Ja. HR-Arbeit muss heute auch im Social Media-Bereich stattfinden – ob es nun Xing, Facebook oder Youtube ist. Gerade im Recruiting wird das Steuern über solche Kanäle immer wichtiger. Darüber hinaus sehe ich den Trend Mobile ebenfalls nach wie vor. Doch der ist aktuell – vor allem auf die HR-Arbeit bezogen – eher in Ansätzen zu erkennen. Es kann natürlich Sinn machen, die Karrierewebseite mobil zu optimieren oder eine App anzubieten. Daran arbeiten wir: Wir machen erste Schritte und starten mit einer Smartphone-optimierten Jobbörse.
Die Frage dabei unter anderem ist ja, ob junge Leute sich wirklich auch von unterwegs aus bewerben wollen, oder ob es ihnen nicht lediglich reicht, sich mobil zu informieren.
Ja, ganz genau. Was sich allerdings klar durchgesetzt hat unserer Beobachtung nach, ist die Online-Bewerbung. Wir kriegen kaum noch postalische Bewerbungen, selbst Bewerbungen per E-Mail sind eine Ausnahme. Das geht heute zu 80 Prozent über die Karrierewebseite. Das ist ein Trend, den wir massiv unterstützen. Auch Webcam-Interviews haben sich bei uns durchgesetzt. Die führen wir insbesondere bei Erstgesprächen.
Was sind im Rahmen des Personalmarketings und Recruitings ihre wichtigsten Zielgruppen?
Für uns sind das vor allem die Geschäftsleiter, die die einzelnen Märkte führen. Dann gibt es einen klaren Schwerpunkt auf den Einkauf, dem sogenannten Category Management, und den Bereichen E-Commerce sowie Belieferung. Zudem fokussieren wir uns stark auf Auszubildende.
Wie viel Auszubildende haben Sie?
Insgesamt etwa 800. Im kommenden Ausbildungsjahr planen wir circa 300 Neueinstellungen.
Haben Sie anlässlich des Geburtstags eigentlich eine spezielle Personalmarketing-Kampagne gestartet?
Nein, wir haben uns aber bei speziellen Marketingmaßnahmen von HR-Seite mit drangehängt. So gab es zum Beispiel eine Metro-Truck-Tour, die alle unsere Märkte angesteuert hat. Im Rahmen dieser Aktionen konnten wir uns auch als Arbeitgeber präsentieren.
Wir haben vorhin über Social Media gesprochen. Gibt es innerhalb von Metro Cash & Carry ein soziales Netzwerk zur Kommunikation und Kollaboration?
Das gibt es. Im Rahmen der Kollaboration können Arbeits- und Projektgruppen bei uns beispielsweise auf zentrale Dokumente zurückgreifen, an denen sie gemeinsam arbeiten, oder auf unterschiedliche Intranet-Anwendungen. Das ist Standard. Es wird angenommen und sehr gut genutzt.
Haben Sie seit dem Einsatz interner sozialer Netzwerke weniger E-Mail-Verkehr?
Nein, das kann ich nicht sagen. E-Mail ist nach wie vor ein wichtiges Medium, obgleich vermehrt auch andere Systeme genutzt werden wie beispielsweise Instant Messaging. Aber E-Mail ist schon der dominierende Kanal.
Wie sieht es bei Ihnen mit der Erreichbarkeit in der Freizeit aus? Gibt es Regeln oder Empfehlungen für die Mitarbeiter hinsichtlich des Mailverhaltens im Feierabend?
Bei Metro Cash & Carry Deutschland gibt es so etwas nicht. Ich halte von solchen Regulierungen gar nichts. Wir setzen auf die Selbstverantwortung unserer Mitarbeiter. Und ich denke, damit fahren wir gut.
Digitalisierung im HR-Bereich bedeutet ja nicht selten eine Automatisierung von Prozessen mit Hilfe von Self Services. War das in den vergangenen Jahren ein Trend, den Sie begrüßt haben?
Ja, wir haben Interesse daran, administrative Prozesse zu unterstützen. Wir verstehen uns da auch als interner Dienstleister. Ich glaube weiterhin sehr fest daran, dass HR-Arbeit in erster Linie People Business ist. HR darf nicht die Beziehung zum internen Kunden aus den Augen verlieren.