Google for Jobs – Wie KMU damit umgehen sollten

Recruiting

Der neue Dienst gibt Unternehmen eine zusätzliche Chance auf Sichtbarkeit. Wunder dürfen sie dabei nicht erwarten, meint „Persoblogger“ Stefan Scheller.

Seit Monaten herrscht in der deutschen HR-Szene große Aufregung wegen Google for Jobs. Und seit dem 22. Mai ist das neue Angebot des Unternehmens nunmehr auch in Deutschland für alle verfügbar. Was bedeutet das genau? Welche Möglichkeiten bietet der neue Dienst für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und was sollten diese jetzt tun?

Google for Jobs – bereits eine spürbare Größe im Recruiting-Markt

Google for Jobs ist keine eigenständige Suchmaschine und keine Stellenbörse. Stattdessen erhöht Google die Sichtbarkeit von im Netz vorhandenen Stellenanzeigen. Diese werden zukünftig bei einer Jobsuche in der Ergebnisliste unterhalb der gebuchten Adwords gesondert hervorgehoben. Der sogenannte „Linktipp-Container“ ist durch einen blauen Balken mit dem Titel „Stellenangebote“ nahezu unübersehbar.

Durch diese prominente Platzierung werden die bislang auf den ersten Rangplätzen der nach Relevanz sortierten organischen Ergebnisliste angezeigten großen Stellenportale bewusst nach hinten gesetzt.

Was große Stellenbörsen, die nicht mit Google for Jobs kooperieren, massiv Aufrufzahlen kostet, bietet gerade für kleine Unternehmen umgekehrt Chancen. Denn deren Anzeigen können über Google for Jobs jetzt deutlich leichter und vor allem ohne zusätzliche Kosten für eine Online-Schaltung gefunden werden.

Wie können Unternehmen von Google for Jobs profitieren?

Häufig müssen Unternehmen, die maschinenlesbare Stellenanzeigen im Internet veröffentlicht haben, gar nicht aktiv werden, damit die eigenen Ausschreibungen bei Google for Jobs erscheinen. Zahlreiche Anbieter (wie beispielsweise Xing) durchkämmen bereits heute das Netz nach Stellenanzeigen und übernehmen die Texte in die eigene Stellenbörse. Viele von ihnen geben diese Inhalte zur Anzeige via Google for Jobs weiter.

Problematisch dabei ist jedoch häufig die Datenqualität. Zahlreiche Praxistests haben ergeben, dass Inhalte diesen mehrfachen Übergabeprozess nicht immer korrekt oder vollständig durchlaufen. Textliche Absätze gehen verloren oder werden in der Reihenfolge vertauscht. Bilder und ähnliche grafische Elemente werden erst gar nicht angezeigt.

Besser ist es, die Stellenanzeigen bereits im originär für Google for Jobs benötigten Datenformat selbst über eine Schnittstelle zu übergeben. Wie Sie Ihre Stellen dazu technisch aufbereiten müssen, zeigt unter anderem folgende Anleitung von Google.

Google for Jobs möchte mehr Transparenz in die Jobsuche bringen

Der Suchmaschinen-Gigant hat sich zum Ziel gesetzt, den Nutzern von Google for Jobs mehr Transparenz über die dort verfügbaren Jobs zu bieten. Sie sollen daher möglichst perfekt auf diese abgestimmt sein. Dafür werden nicht nur die in den Suchschlitz eingegebenen Inhalte für das Matching verwendet, sondern alles, was Google über die jeweiligen Nutzer weiß. Und das kann eine ganze Menge sein.

Aus diesem Grund ranken Stellenanzeigen, die ausführliche Informationen zu den folgenden Punkten enthalten, grundsätzlich besser:

  • Konkreter Arbeitsort
  • Art der Tätigkeit (Vollzeit, Teilzeit oder ähnlich)
  • Angaben zur Vergütung (Art und Höhe)

Besondere Beachtung finden in diesem Zusammenhang auch die Bewertungen des jeweiligen Unternehmens auf Arbeitgeberbewertungsplattformen wie Kununu oder Glassdoor. Konnten KMU bisher diese Plattformen weitgehend ignorieren, fokussiert sich zukünftig die Aufmerksamkeit möglicher Bewerber auf das dort erkennbare Unternehmensimage.

Was sollten mittelständische Unternehmen also tun?

Google for Jobs ist weder Wunderheilmittel noch Allzweckwaffe. Der neue Service der Suchmaschine gibt Unternehmen eine zusätzliche Chance auf Sichtbarkeit. Allerdings ohne Einfluss auf die Attraktivität der hinter einer Anzeige stehenden Arbeitgebermarke. Arbeiten Sie bereits mit einem Dienstleister zusammen, der Ihre Stellenanzeigen für Google for Jobs aufbereiten kann, lassen Sie sich hierfür ein Angebot unterbreiten.

Darüber hinaus ist es von hoher Bedeutung, Ihre „Recruiting-Hausaufgaben“ zu machen. Damit gemeint sind der Aufbau und die Pflege einer aussagekräftigen und ansprechenden Karrierewebsite. Dies ist Ihre wichtigste Visitenkarte bei einem online stattfindenden Kontakt mit potenziellen Bewerbern. Sorgen Sie dafür, dass Kandidaten Sie direkt und schnell erreichen und sich unkompliziert bewerben können. Die hier gezeigte Professionalität wirkt unmittelbar auf das Bewerbererleben.

Nehmen Sie sich vor, zu den auf Kununu eingehenden Bewertungen wertschätzend Stellung zu nehmen. Diese Interaktionsmöglichkeit kann einen großen Einfluss haben auf die Wahrnehmung Ihrer Arbeitgebermarke (Stichwort: Sympathie). Mit Blick auf Google for Jobs sollten Sie zudem Ihre Beschäftigten aktivieren, Sie dort beziehungsweise auf Glassdoor zu bewerten.

Fazit

Euphorie aufgrund der Verfügbarkeit von Google for Jobs ist jedoch fehl am Platze. Je mehr Stellenanzeigen via Google for Jobs zugänglich sind, umso stärker sinkt beispielsweise die Sichtbarkeit jeder einzelnen Anzeige. Lassen Sie sich also durch Berater und Agenturen nicht einreden, Google for Jobs wäre DIE Lösung für Ihre Recruiting-Probleme. Sie erhalten lediglich eine weitere Option. Wenn Sie diese clever nutzen, haben Sie möglicherweise tatsächlich einen spürbaren Mehrwert. Garantieren wird Ihnen das jedoch niemand.

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Stefan Scheller, Fachberater Personalmarketing und Employer Branding bei Datev

Stefan Scheller

Stefan Scheller ist Fachberater Personalmarketing und Employer Branding beim IT-Dienstleister Datev. Zudem bloggt der Fachbuchautor und Speaker seit 2013 auf Persoblogger.de. Er ist Autor von Praxisleitfaden erfolgreiche Personalgewinnung für KMU.

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