Vorteile à la carte

Recruiting

Mit dem HR Excellence Award 2017 sind zahlreiche herausragende HR-Projekte ausgezeichnet worden. Sie wollen wir hier vorstellen. Dieses Mal ist es die Karrierewebseite der BLS AG. Unsere Fragen dazu beantwortet Corinne Moser.

Zu einem erfolgreichen Recruiting und einer guten Candidate Experience gehört auch eine durchdachte Karrierewebseite. Sie sollte einerseits die Vorzüge des Arbeitgebers vermitteln, gleichzeitig den potenziellen Bewerben alle für ihn relevanten Dinge schnell und niedrigschwellig zugänglich machen. Besonders gut hat es das Schweizer Unternehmen BLS gelöst. Das Projekt ist in der Kategorie „Karrierewebseite KMU“ ausgezeichnet worden.

Können Sie kurz Ihr Projekt beschreiben?
Die BLS AG ist als Mobilitätsanbieterin nicht nur ein Bahnunternehmen, sondern auch Schifffahrtsgesellschaft, Güterbahn, Busunternehmen und betreibt einen Autoverlad. Mobilität hat viele Facetten und damit auch viele interessante Berufe. Mit unseren rund 3.100 Mitarbeitenden stehen wir in der Region mit vielen großen Schweizer Arbeitgebern wie der Schweizerischen Bundesbahn, der Post oder der Swisscom im Wettbewerb um Talente. Der Konkurrenzkampf ist heute schon spürbar und wird sich, unter anderem durch die überdurchschnittlich alte Belegschaft, weiter akzentuieren.

„Sympathisch“ wollen wir sein. Und uns mit unserer Nähe zu den Kunden, einem einfachen Zugang zu Mobilität und zeitgemäßer Technologie profilieren. Das legt die Markenstrategie fest – und der neue Arbeitgeberauftritt soll darauf einzahlen.

Das Kernteam „Arbeitgeberpositionierung“ präsentiert der HR-Leiterin die Ideen. Foto: BLS AG / Rahel Krabichler
Das Kernteam Arbeitgeberpositionierung präsentiert der HR Leiterin die Ideen Foto BLS AG Rahel Krabichler

Die BLS ist eine attraktive Arbeitgeberin und hat viel zu bieten. Wir spielen die Vorteile auf den verschiedenen Kanälen so konsequent wie nie aus und rücken dabei den Nutzen eines Engagements bei uns für jede und jeden Einzelnen konsequent in den Mittelpunkt.

Im Tool zur Erfassung der Online-Stellenanzeigen beispielsweise sind die verschiedenen Vorteile hinterlegt. Die Personalverantwortlichen befördern daraus bei jeder Ausschreibung mit einem Mausklick genau jene fünf Pluspunkte in die Anzeige, von welchen sie sich die größte Wirkung bei der angepeilten Zielgruppe versprechen. So wird die Stellenanzeige individualisiert.

Auf der Karriere-Website drehen wir das Rad der Individualisierung noch einen Zacken weiter. Zuerst bieten wir den Besucher/innen die Möglichkeit, sich die Art und Weise der Information auszusuchen. Neben dem klassischen „Akkordeon“ kann man sich einige der Vorteile mit einem witzigen Video präsentieren lassen. In weniger als 60 Sekunden verschafft man sich so einen guten Überblick.

Das Herzstück des Arbeitgeberauftritts ist aber sicher der „Vorteilsfinder“. Er kombiniert Gamification mit dem Markenwert „Nähe zum Kunden“. Interessierte wählen aus 18 verschiedenen Vorteilspaaren ihre persönlichen Favoriten. Wenige spielerische Minuten später erhalten sie dann die passenden Vorteile präsentiert. Gleichzeitig wird ihnen auch eine/r von fünf Mitarbeitenden der BLS mit einem kurzen Porträt vorgestellt. Diesem „Ambassador“ sind ähnliche Vorteile wichtig. Wer mag, kann sich bei ihnen vertiefter darüber informieren, wie der Alltag im Unternehmen wirklich aussieht. Wer zum Beispiel wissen möchte, wie gut sich die versprochenen flexiblen Arbeitszeitmodelle auch wirklich nutzen lassen, kann mit dem vorgeschlagenen Ambassador telefonisch in Kontakt treten.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere daran?
Nichts gegen ein schönes Menu Surprise, aber: Wenn es um die Wahl des Arbeitgebers und seiner Vorzüge geht, bestellen die Talente doch lieber à la carte. Kaum jemand tut dies so konkret und so persönlich wie wir. Ein Novum ist der Vorteilsfinder, der spielerisch nicht nur die massgeschneiderten Vorteile anzeigt, sondern auch einen Dialog auf Augenhöhe mit den Ambassadoren ermöglicht. Dieser Austausch bleibt vertraulich, HR oder Linienvorgesetzte erhalten keinerlei Feedback zu den Gesprächsinhalten. Das ist in Zeiten der vielerorts grassierenden Kontrollwut souverän.

Außergewöhnlich ist auch, wie mit diesem Vorgehen die übergeordneten Markenziele der BLS gestärkt werden. Unternehmens- und Arbeitgebermarke gehen Hand in Hand.

Eine weitere Besonderheit ist das Verweben von digitalen Elementen und dem persönlichen Kontakt. Die jeweiligen Stärken werden genutzt – „oder“ heisst hier „und“.

Worin hat sich vor allem der Erfolg des Projektes gezeigt?
Die Vorgehensweise hat zuerst einmal intern für Furore gesorgt. Vor allem aber reagieren viele Bewerbende positiv überrascht auf die ungewöhnliche Fülle an Informationen und die pfiffige Vermittlung. Die Ambassadoren wurden sechs Mal um ein vertrauliches Gespräch angefragt. Klingt nach wenig, aber allein schon die Möglichkeit, es bei Bedarf tun zu können, scheint die gewünschte Wirkung zu entfalten.

Corinne Moser, Foto: BLS AG / Rahel Krabichler
Corinne Moser Foto BLS AG Rahel Krabichler

Corinne Moser ist Expertin HR im Personalbereich der BLS AG.

 

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Sven Pauleweit

Sven Pauleweit

Ehemaliger Redakteur Human Resources Manager

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