Was das Gesundheitsmanagement von Super Mario lernen kann

Gesundheitsmanagement

An einem elektronischen Kasten sitzen und immer wieder die gleichen Tasten drücken: die heutige Arbeitswelt erinnert verdächtig an das Spielen von Super Mario auf dem Gameboy. Und doch fühlt sich das eine oft zäh und mühsam an, während das andere Millionen auf der ganzen Welt begeistert. Die Arbeitswelt kann von Super Mario lernen – ganz besonders das Gesundheitsmanagement.

Gamification hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten von einer Randerscheinung zu einem geflügelten Wort gewandelt, das in Unternehmen wie Microsoft oder SAP nicht mehr aus den Betriebsprozessen wegzudenken ist. Das Rezept dafür scheint simpel: Man nehme eine langweilige Aufgabe, mische sie zu bestimmten Anteilen mit Punkten, Abzeichen, Leveln oder einer Rangliste. Herauskommen sollen hoch motivierte Nutzerinnen oder Mitarbeiter, die gerne ihre Zeit investieren, um den nächsten kleinen Erfolg zu feiern. Das Videospiel Phylo zum Beispiel hat völlig fachfremde Menschen dazu gebracht, DNA-Sequenzen anzupassen und damit Fehler von Forschenden aufzudecken. Die Sprach-App Duolingo wurde millionenfach heruntergeladen und bringt seinen Nutzerinnen und Nutzern inzwischen spielerisch über 40 Sprachen bei.

Kann das auch im Gesundheitsmanagement funktionieren? Können Mitarbeitende durch Gamification dazu gebracht werden, mehr Schritte zu machen, öfter lange Sitzphasen zu unterbrechen, mehr Wasser zu trinken, aktiv gegen ihre Rückenschmerzen vorzugehen kämpfen oder bei Stress das Diensthandy wegzulegen?

Das kann funktionieren. Richtig eingesetzt ist Gamification ein machtvolles Werkzeug, um das Verhalten der Zielgruppe zu beeinflussen. Doch der Weg dorthin ist nicht leicht. Im Folgenden wollen wir Ihnen einige Faktoren vorstellen, wie Gamification das Engagement Ihrer Beschäftigten erhöhen kann.

Faktor 1: Die richtige Einstiegshürde

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Kontakt mit Super Mario? In der 2D-Welt kann die kleine Figur nur nach rechts laufen. Ein Button lässt die Figur springen. Denkbar einfach, oder? Die ersten Meter sind schnell gemacht, der erste fiese Pilzgegner ist schnell besiegt.

Das Prinzip des Spiels war so einfach, dass alle mitmachen konnten. So muss es auch im Gesundheitsmanagement sein: Ganz tiefe Hürden, damit jede Person einsteigen kann. Wer beispielsweise einer Laufgruppe im Team beitreten möchte, stellt sich vielleicht erst einmal die Frage: Bin ich so fit? Laufen die mir nicht davon? Bei einem Rückenkurs nach Feierabend: Das wird bestimmt peinlich. Außerdem würde ich gerne heim nach Feierabend, die Familie wartet doch.

Tiefe Einstiegshürden bedeuten: Jederzeit und überall verfügbar. Kein erzwungener sozialer Vergleich mit anderen, der peinlich enden könnte. Kein fixer Zeitaufwand, der potenzielle Teilnehmenden zum Nachdenken bringt.

Faktor 2: Die ersten Erfolge

Bei Super Mario war das erste Level schnell geschafft. Der Spieler feierte erste Erfolge und erkannte seinen eigenen Fortschritt. Hier herrscht oft eine große Lücke im Thema Gesundheit. Wer ein Workout macht, sieht noch keine Fortschritte.

Das menschliche Gehirn ist nicht für Langzeitprojekte gemacht. Es wird schnell ungeduldig, will sofort Erfolge sehen. Hier muss das Gesundheitsmanagement eingreifen: Erste Schritte in die richtige Richtung müssen positiv belohnt werden.

Die Teilnahme an Gesundheitsaktionen muss Spaß machen, es muss auch Erfolge für Menschen geben, die nicht zu den Besten gehören. Wer teilgenommen hat, der verdient sich zumindest eine Bronze-Medaille oder ein paar Punkte auf seinem virtuellen Konto.

Faktor 3: Die ersten Misserfolge

Wer bei Super Mario danebensprang, wurde eigentlich eiskalt bestraft. Der Abgrund tat sich auf, die Figur stürzte tief. Doch die Strafe war nie schlimm. Die Figur wurde ein paar Meter zurückgesetzt und marschierte wieder los. Alles vergessen, nichts ist verloren, weiter geht’s. So muss es auch im Gesundheitsmanagement funktionieren. Personen, die eine Weile nicht teilgenommen haben, müssen ohne Probleme wieder einsteigen können.

Nimmt ein Mitarbeiter zum Beispiel an einer monatlichen Schrittechallenge teil, fällt er sofort im Ranking zurück, sobald er nur ein paar Tage krank ist. Der restliche Wettbewerb ist für ihn nicht mehr motivierend, denn zu gewinnen gibt es ohnehin nichts mehr. Besser wäre es, wenn regelmäßig ein frischer Start zur Verfügung steht. Ganz nach dem Motto: Neue Woche, neues Glück.

Faktor 4: Eine überraschende Tiefe

Nach rechts laufen und springen waren die Aufgaben der Spielfigur in Super Mario. Eigentlich nichts Besonderes und irgendwann mit Sicherheit langweilig. Doch Super Mario entfaltete eine erstaunliche Spieltiefe: Immer neue Level, immer neue Schwierigkeitsgrade, neue Gegner, Geheimgänge oder besondere Sammelaufgaben.

Oft scheitert betriebliches Gesundheitsmanagement an der Tiefe. Wie geht es weiter nach der ersten Schnupperstunde Yoga? Was ist, wenn einer Mitarbeiterin die bezahlte Mitgliedschaft im Fitnessstudio nicht zusagt? Bedürfnisse, Interessen und Fitnesslevel sind enorm unterschiedlich in einem Unternehmen. Das Gesundheitsmanagement muss deshalb ein möglichst breites und tiefes Angebot zur Verfügung stellen und darf sich nicht auf einzelne Maßnahmen verlassen.

Faktor 5: Gleichgesinnte finden

Als das ursprüngliche Super Mario 1985 erschien, wurde auf der Straße oder dem Pausenhof über das Spiel diskutiert. Inzwischen hat das Unternehmen Nintendo aber einen weiteren Antrieb für seine Super-Mario-Spiele eingeführt: Die soziale Anteilnahme. Nutzerinnen können mit Freunden gemeinsam durch die Level springen oder sich in Online-Ranglisten mit anderen Spielenden vergleichen. So kann es auch im Gesundheitsmanagement funktionieren. Das Bilden von Teams erzeugt neue Gemeinschaftsgefühle, Mitarbeitende motivieren sich gegenseitig oder lernen sich besser kennen. Das motiviert noch zusätzlich.

Wichtig ist dabei stets das Opt-in-Prinzip: Die Entscheidung dafür ist freiwillig und wird niemandem aufgezwungen. Manche Menschen gehen eben lieber morgens ins Fitnessstudio, bevor der große Andrang kommt, andere warten bis zum Abend, damit sie mit ihren Kolleginnen und Kollegen gehen können.

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Michael Mayr, Geschäftsführer von Hanako

Michael Mayr

Michael Mayr ist Geschäftsführer und Gründer von Hanako. Er ist Digitalisierungsberater und Plattformentwickler für unterschiedliche Unternehmen mit Fokus auf Versicherungs- und Gesundheitswesen. Hanako bietet Unternehmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements mobile Gesundheitschecks sowie eine Gesundheitsapp für Mitarbeitende.

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