Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie aktiv zu unterstützen, ist in Zeiten des Fachkräftemangels wichtiger denn je. Wir zeigen, wie es geht.
Eine familienfreundliche Personalpolitik ist nicht nur eine Frage des guten Tons, sie steigert auch nachweislich die Arbeitgeberattraktivität. Beschäftigte, die von ihrem Arbeitgeber dabei unterstützt werden, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen, empfehlen diesen in 92 Prozent der Fälle weiter. Wo Vereinbarkeit nicht gelebt wird, liegt die Weiterempfehlungsquote der Beschäftigten bei lediglich 22 Prozent. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels sind das gute Argumente, das Thema auf die unternehmenseigene Agenda zu setzen.
1. Betreuung sicherstellen
Daimler, BASF und Co machen es vor: Mit betriebseigenen Kitas reagieren Unternehmen heute nicht nur auf den Mangel an Betreuungsplätzen. Sie erleichtern durch kurze Anfahrtswege und unkomplizierte Anmeldungen auch gleichzeitig den Wiedereinstieg in den Beruf. Das entlastet werdende Eltern deutlich. Denn diese müssen oft bangen, ob sie überhaupt einen der begehrten Kinderbetreuungsplätze ergattern. Ganz selbstlos handeln Unternehmen dabei natürlich nicht. Immerhin drohen ihnen ansonsten hohe Kosten für die Überbrückung von Ausfallzeiten oder im schlimmsten Fall auch für eine Neueinstellung.
Muss es also gleich eine eigene Kita sein?
Nein, nicht unbedingt. Arbeitgeber, denen die finanzielle Hürde hierfür zu hoch erscheint, können für die Kinder ihrer Beschäftigten Belegplätze in bestehenden Einrichtungen reservieren. Für punktuellen Betreuungsbedarf bietet sich auch eine Zusammenarbeit mit Tagespflegepersonen an. Bei vielen Unternehmen hat sich außerdem bewährt, ein Eltern-Kind-Büro zur Verfügung zu stellen. Dabei handelt es sich um einen standardmäßig eingerichteten Arbeitsplatz, an dem auch Spielzeug und Abwechslung für den Nachwuchs bereitsteht. Keineswegs abwegig ist es übrigens, Ihre Mitarbeiter aufzufordern, die Kinder mit ins Büro zu bringen. Denn das kann sich durchaus positiv auf die Stimmung und Arbeitsmotivation der Mitarbeiter auswirken.
Sind Betreuungsangebote im Allgemeinen ein zu großer verwaltungstechnischer Aufwand, können für Angestellte auch rein finanzielle Zuschüsse attraktiv sein. Denn wenn es sich dabei um einen Zuschuss für die Kinderbetreuung handelt, ist dieser für Kinder im Vorschulalter steuer- und sozialabgabenfrei (aber Achtung: hier muss eine entsprechende Bescheinigung vorgelegt werden).
2. Flexible Arbeitszeiten einführen
Wer Eltern und Mitarbeiter mit pflegebedürftigen Angehörigen unterstützen möchte, sollte vor allem flexibel sein.Eine Vielzahl unterschiedlicher Arbeitszeitmodelle schafft die nötigen Freiräume. Mitarbeiter, die direkt aus der Elternzeit kommen, möchten oft zunächst nur in Teilzeit arbeiten. Rechtlich haben sie in Unternehmen mit mehr als 15 Mitarbeitern sogar einen Anspruch darauf. Arbeitgeber müssen also rechtzeitig prüfen, wie sie Stellen gestalten oder auch splitten können – Stichwort Jobsharing und Brückenteilzeit. Daneben gibt es auch die Möglichkeit der Gleitzeitregelung. Hier können Mitarbeiter ihre Arbeitszeit um eine festgelegte Kernarbeitszeit herum selbst bestimmen. Ebenfalls immer öfter vorzufinden ist die vollzeitnahe Teilzeit. Dabei wird die Arbeitszeit auf maximal 34 Stunden vermindert.
3. Präsenzkultur abschaffen
In vielen Köpfen steckt leider noch immer das Bild, dass nur diejenigen hart arbeiten, die ständig im Büro sitzen. Dem ist nicht so, der Digitalisierung sei Dank. Ermutigen Sie Ihre Arbeitnehmer, im Homeoffice zu arbeiten und ihren Alltag an ihren Bedürfnissen auszurichten. Denn letztlich wissen diese am Ende des Tages selbst am besten, wann sie welche Aufgaben erledigen müssen. Und mit realistischen Zielvereinbarungen wird Leistung auch ohne Präsenzkultur messbar – und ohne endlose Überstunden am Heimarbeitsplatz.
4. Mitarbeiter regelmäßig informieren und aktiv ansprechen
Viele Arbeitgeber bieten bereits ein breites Spektrum von Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Das Angebot wird von den Beschäftigten allerdings nicht unbedingt auch angenommen. Dafür kann es unterschiedliche Gründe geben: In einigen Unternehmen stehen die Vereinbarkeitslösungen konträr zu den tatsächlich gelebten Unternehmenswerten. Hier müssen Führungskräfte aktiv werden und mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie die Angebote auch selbst nutzen. Betriebsvereinbarungen können die nötige Verbindlichkeit schaffen. In anderen Fällen ist Mangel an Information Grund für die fehlende Nutzung. Abhilfe schaffen können ein professionell betreutes Intranet, in dem alle wichtigen Informationen gesammelt werden, oder regelmäßig erscheinende Newsletter. Ein weiterer Vorteil: Alle hier zusammengestellten Informationen können Sie auch für die allgemeine Unternehmenswebsite nutzen. Denn die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt auch für alle Jobinteressierten eine zunehmend wichtige Rolle. Der einfachste Weg ist natürlich wie so oft der direkte: Warten Sie als Führungskraft nicht erst, ob Mitarbeiter von sich aus auf Sie zugehen. Fragen Sie sie nach ihren Bedürfnissen.