Wie hybrides Arbeiten für mehr Vielfalt sorgt

Arbeitsorganisation

Neben einigen offensichtlichen Vorteilen, wie etwa der Zeitersparnis durch wegfallende Arbeitswege, kann Hybrid Work auch für mehr Chancengleichheit und Vielfalt unter den Mitarbeitenden sorgen. Dennoch tun sich einige Unternehmen nach wie vor schwer damit, dem hybriden Arbeitsmodell die gleiche Akzeptanz entgegenzubringen, wie der traditionellen Arbeit im Büro. Es wird Zeit für ein Umdenken.

Dass sich Vielfalt lohnt – und zwar nicht nur fürs Image, sondern auch wirtschaftlich – ist kein Geheimnis: Das Marktforschungsinstitut Gartner geht davon aus, dass 75 Prozent der Unternehmen, die auf eine vielfältige und integrative Kultur setzen, ihre finanziellen Ziele bis 2022 übertroffen haben. Ein entscheidender Bestandteil einer solchen Kultur ist eine flexible und transparente Arbeitsweise, die alle Beschäftigten gleichermaßen einbindet. Warum halten wir also nach wie vor an alten Gewohnheiten fest? Um eine solche Kultur aufzubauen, ist es längst überfällig, dass wir überdenken, wer, wo, wann und wie arbeitet. Die aktuelle Situation bietet uns, trotz aller Nachteile, die einmalige Gelegenheit, all dies grundlegend umzugestalten.

Die digitale Firmenzentrale als zentraler Ort der Zusammenarbeit

Die Pandemie hat uns gelehrt, dass die Unternehmen florieren, die überholte Gewohnheiten abschütteln und sich von der alten Präsenzkultur lösen. Die Vorteile von Remote Work und hybridem Arbeiten liegen auf der Hand und viele Beschäftigte wollen nicht mehr zurück: Nach Angaben des Future Forum wünschen sich 76 Prozent der Wissensarbeitenden Flexibilität in Bezug auf den Arbeitsort und 93 Prozent in Bezug auf die Arbeitszeit. Nur 17 Prozent der Personen, die derzeit remote arbeiten, wollen in Zukunft wieder Vollzeit ins Büro zurückkehren. Anstatt sich über Büroflächen und Sitzpläne den Kopf zu zerbrechen, sollten Unternehmen nun ihre digitale Firmenzentrale priorisieren. Schließlich braucht es in einer hybriden Arbeitswelt einen Ort, an dem die gesamte Belegschaft örtlich und zeitlich flexibel zusammenarbeiten kann – und das auch mit externen Partnern, Apps und Daten.

Indem wir uns vom physischen Büro und dem alten nine to five lösen, öffnen wir die Türen für eine vielfältigere Belegschaft – in Bezug auf Perspektiven, Herkunft und Erfahrungen. Zu lange hat unsere bürozentrierte, zeitlich starre Arbeitsweise nur diejenigen gestärkt, die über mehr Privilegien und Ressourcen verfügen, und zwar auf Kosten derjenigen, die bereits mit den Einschränkungen des Systems zu kämpfen haben. Dank Hybrid Work müssen Menschen mit körperlichen Einschränkungen keinen beschwerlichen Arbeitsweg mehr auf sich nehmen und Alleinerziehende können ihre Arbeitszeiten flexibel anpassen. Von digitalen Meetings und asynchronem Informationsaustausch profitieren auch introvertierte Kolleginnen und Mitarbeiter, denen es in physischen Meetings oft schwer gefallen ist, sich einzubringen.

Zusätzlich ziehen auch die Unternehmen Nutzen daraus: zufriedenere Angestellte sind produktiver und loyaler, was wiederum die Fluktuation in der Belegschaft reduziert. Und auch im War for Talents auf dem Arbeitsmarkt ergeben sich neue Möglichkeiten, wenn ein Unternehmen flexible Arbeitsbedingungen anbietet und so aus einem größeren Talent-Pool schöpfen kann. All das sorgt für diversere Teams und erhöht die Chancengleichheit im Arbeitsalltag.

Proximity Bias birgt Gefahr neuer Ungleichheiten

Allerdings werden Mitarbeitende im Homeoffice zu oft noch benachteiligt. Zwar ermöglichen die meisten Unternehmen mittlerweile Remote Work, doch ist die Arbeitsweise vieler Organisationen nach wie vor geprägt von Präsenzkultur und persönlichen Treffen – was schnell zu einer Bevorzugung der Mitarbeitenden im Büro führt. So kann es passieren, dass die Personen im Büro spontane Meetings ohne die Teammitglieder im Homeoffice abhalten oder bestimmte Benefits nur den Mitarbeitenden vor Ort zugutekommen. Dieser sogenannte Proximity Bias führt dazu, dass Beschäftigte, die ihren Arbeitgebern räumlich näher sind, als bessere Arbeitskräfte wahrgenommen werden.

Dieses Phänomen nehmen auch immer mehr Vorgesetzte wahr: Laut der Future Forum Umfrage haben 41 Prozent der Führungskräfte die Sorge, dass Mitarbeitende bevorzugt werden, die regelmäßig im Büro arbeiten. Gleichzeitig müssen Vorgesetzte aufpassen, dieses Problem nicht noch zu verstärken, indem sie einen großen Teil ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen und dadurch das Narrativ der „besseren Arbeit durch persönliche Präsenz“ stützen. Stattdessen müssen sie als Vorbilder fungieren und eine flexible Arbeitsweise aktiv vorleben. Bei Slack haben wir unsere Führungskräfte deshalb gebeten, mit gutem Beispiel voranzugehen und nicht mehr als drei Tage die Woche im Büro zu verbringen – und die Zeit im Büro vor allem für Teambildung und Austausch mit den Kunden zu nutzen. Zusätzlich helfen feste Regularien – etwa, dass Meetings in digitaler Form abgehalten werden, sobald eine Person aus dem Homeoffice arbeitet – eine hybride Arbeitskultur zu etablieren.

Kein Zurück zum alten Arbeitsmodell

Sicherlich haben persönliche Treffen nach wie vor Vorteile, etwa für das Teamgefüge und bestimmte kreative Arbeiten. Das wird auch nicht verschwinden. Und mit Sicherheit gibt es Herausforderungen, die beim hybriden Arbeiten zu bewältigen sind, etwa das Onboarding neuer Mitarbeitender. Aber am Ende überwiegen die Vorteile, die sich mit der passenden Technologie vervielfachen lassen. In den vergangenen zwei Jahren haben wir gesehen, dass wir nicht immer im selben Raum – oder im selben Video-Meeting – sein müssen, um Großes zu erreichen. Wir haben festgestellt, dass es einen besseren, einfacheren und angenehmeren Weg gibt, zu arbeiten. Nun müssen wir diesen Weg kontinuierlich weitergehen und alte Gewohnheiten loslassen, die uns seit Generationen im Griff halten. Nur so kann eine vielfältige und langfristig erfolgreiche Arbeitskultur entstehen. Statt mit einer rosaroten Brille auf die Zeit vor der Pandemie zurückzublicken, sollten wir mit klarem Blick nach vorne schauen – und die Kraft der Flexibilität und Technologie nutzen, um die Zukunft für alle bestmöglich zu gestalten.

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Dawn Sharifan ist Vice President of People Operations bei Slack

Dawn Sharifan

Dawn Sharifan ist Vice President of People Operations bei Slack. Sie hat über 15 Jahre Erfahrung in öffentlichen und privaten Organisationen und war dabei in verschiedensten Bereichen tätig – von Start-ups bis hin zu Fortune-500-Unternehmen. Zusätzlich unterrichtet Sharifan im Fachbereich Wirtschaft an der San Francisco State University.

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