Diese drei Kommunikationstechniken sollten wir am Arbeitsplatz beherrschen

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Ich habe Kommunikation studiert. Und wenn ich eine Sache im Studium am meisten verstanden habe, dann ist es diese: Es grenzt an ein Wunder, dass Kommunikation zwischen uns Menschen überhaupt funktioniert. Die Wahrheit ist: Meistens funktioniert die Kommunikation nämlich gar nicht gut. Wir wissen es nur nicht. Denn meistens gehen wir bei der Kommunikation nicht auf die Meta-Ebene, die aufdecken könnte, dass wir aneinander vorbeikommuniziert haben. Nein, wir kommunizieren aneinander vorbei und wissen es noch nicht einmal.

Mir selbst wurde die Dringlichkeit dieses Themas bewusst, als ich mit einer Vorgesetzten zusammenarbeitete, mit der ich einfach nicht richtig kommunizieren konnte. Wir schienen aus verschiedenen Welten zu kommen. Wir sprachen zwar die gleiche Sprache, aber wir verstanden uns falsch, wo wir nur konnten.

Das war sehr frustrierend. Unsere Arbeitsbeziehung litt darunter, ganz zu schweigen von der Produktivität und der Freude an der Arbeit. Kommunikation am Arbeitsplatz kann zu einem der Hauptfaktoren für Frust, Stagnation und Misstrauen werden. Und gleichzeitig können wir das menschliche Potenzial im Unternehmen stark anheben, wenn wir zielorientiert kommunizieren.

Kommunikation ist ein Transfer von Emotionen

Kommunikation ist nicht nur das Gesagte und Gehörte. Nein, diese beiden Dinge machen nur einen Bruchteil unserer Kommunikation aus. Alles Nonverbale gibt den Ton an. Und damit meine ich nicht nur unsere Körpersprache, sondern vor allem die Emotionen, die mitgesendet werden. Ohne Emotionen können wir nicht kommunizieren. Ich behaupte sogar: Kommunikation ist ein Transfer von Emotionen. Kommunikation kann Beziehungen aufbauen oder abbauen. Kommunikation kann eine Arbeitskultur der Angst oder des Vertrauens schaffen. Kommunikation lässt eine Atmosphäre der Produktivität oder der Stagnation entstehen. Sie ist nicht nur Sprache. Vielmehr spiegelt Kommunikation die ganze Bandbreite und alle Facetten unserer Persönlichkeit, unserer Überzeugungen und unserer Lebenseinstellung wider.

Das Potential von Kommunikation

Wenn Kommunikation nicht nur Kommunikation ist, sondern die gesamte Palette der zwischenmenschlichen Interaktion umfasst, dann steckt dahinter ein großes Potenzial, oder? Kommunikation ist nur die Spitze des Eisbergs.

© Beriwan Almaami

Das bedeutet aber im Umkehrschluss: Wenn Kommunikation die Spitze des Eisberges ist, können wir uns darin trainieren, unter die Wasseroberfläche zu schauen. Wenn wir beginnen, Kommunikation nicht mehr nur als reine Kommunikation anzusehen, befinden wir uns auf dem steilen Weg der persönlichen Entwicklung. Wenn wir beginnen, Kommunikation als ein Tor in unsere Innenwelt und die Innenwelt unserer Mitmenschen anzusehen, wird sich sehr vieles verändern:

  • Unsere Beziehungen (privat und beruflich) erhalten ein Upgrade
  • Wir arbeiten produktiver und effizienter.
  • Wir gewinnen andere für uns und unsere Ideen
  • Wir schaffen ein Fundament des Vertrauens miteinander.
  • Wir fühlen uns selbstwirksamer.

Ich bin begeistert von Kommunikation und all ihren Möglichkeiten. Mit diesen drei Techniken kann das Kommunikationspotenzial besser ausgeschöpft werden.

1. Die Kunst des Zuhörens

Wie ging das Sprichwort nochmal? Ach ja: „Wir haben zwei Ohren und einen Mund. Wir sollten daher mehr Zuhören als Reden.“ Ich bin der Überzeugung: Zuhören ist eine Kunst. Die meisten Menschen hören zu, um endlich selbst reden zu können. Was wäre aber, wenn du so zuhörst, als würde es gerade nichts Wichtigeres geben als das Gegenüber? Widme die komplette Aufmerksamkeit der anderen Person und versuche, die verschiedenen Ebenen der Kommunikation (verbal, non-verbal, Emotionen, …) miteinander zu verbinden. Wenn du wirklich einer Person zuhörst, erkennst du mit ein wenig Übung Ungereimtheiten. So könntest du beispielsweise deinem Gegenüber folgende Frage stellen: „Du sagst, dass du dich über das Ereignis freust. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass du gerade sehr traurig bist. Täusche ich mich etwa?“

Nichts stärkt Beziehungen so sehr, als uns wirklich gesehen und gehört zu fühlen. Durch richtiges und aktives Zuhören können Phänomene wie Quiet Quitting, aber auch Konflikte sowie Unzufriedenheiten frühzeitig erkannt und angegangen werden. Gerade Führungskräfte sollten dieses mächtige Tool gebrauchen, um destruktive Dynamiken im Team frühzeitig zu erkennen.

2. Zusammenfassen

Als ich mich in meinem Angestelltenverhältnis mit der frustrierenden Kommunikationssituation mit meiner Vorgesetzten befand, eignete ich mir eine sehr hilfreiche Technik an. Bei jedem mündlichen und schriftlichen Gespräch fragte ich anschließend: „Ich fasse es nochmals zusammen… – Habe ich dich richtig verstanden?“

Durch das Zusammenfassen des Auftrages oder des Gespräches konnten mein Gegenüber und ich auf einer Meta-Ebene gemeinsam Missverständnisse aus dem Weg räumen. Dies half gleich auf zwei Ebenen:

  1. Ich lief seltener in die falsche Richtung und sparte dadurch vergeudete Mühen und Zeit.
  2. Ich lernte durch die Korrekturen mein Gegenüber besser kennen.

3. Offene Fragen stellen

Sind wir mal ehrlich: Wir alle sind ziemlich gut darin, uns voreilig eine Meinung und ein Urteil über andere zu bilden. Oftmals stellen wir unserem Gegenüber keine offene Frage, sondern bewerten die Person oder ihre Situation.

Anstatt, dass wir fragen: „Wie geht es dir gerade mit der Situation?“ sagen wir oftmals viel eher: „Das ist ja toll/blöd/…“ Es ist nicht schlimm, eine Situation oder eine Person zu bewerten. Wir sollten uns jedoch einer Sache bewusst sein: Wenn wir offene Fragen stellen, geben wir unserem Gegenüber Raum, sich zu zeigen und zu öffnen. Wenn wir jedoch geschlossene Fragen stellen (zum Beispiel „Das ist doof, oder?“), wird sich das Gegenüber weniger öffnen. Wenn ich mit einer Person kommuniziere, nehme ich meistens eine Haltung der Neugierde und der Offenheit an. So hat mein Gegenüber die Möglichkeit, sich wirklich zu öffnen.

Kommunikation ist eine Kunst, die es zu trainieren gilt. Wenn du die drei oben genannten Techniken anwendest, wirst du dich zudem auch in Empathie und emotionaler Intelligenz schulen. Du wirst mit der Zeit merken, dass dein Gegenüber kein verschlossenes Buch ist. Echte und lösungsorientierte Kommunikation ist ein Sprungbrett für effizientes Arbeiten mit gesunden Arbeitsbeziehungen.

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Beriwan Almaami

Beriwan Almaami ist Gründerin und CEO von Cocobiya und hat den Online-Kurs Resilienztraining am Arbeitsplatz entwickelt. In ihrer Kolumne Superpower EQ schreibt sie über die Bedeutung von emotionaler Intelligenz als wichtigsten Erfolgsfaktor für Führungskräfte und Teamarbeit.

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