Wie kann Resilienz in Unternehmen trainiert werden?

Superpower EQ

Letztens hielt ich einen Vortrag über die Wichtigkeit von Resilienz am Arbeitsplatz. Eine Frau im Publikum meldete sich und stellte mir eine Frage: „Also befähigt Resilienz einen dazu, dass man nach jedem Hinfallen noch schneller aufsteht?“ Diese Frage war spannend und so entwickelte sich im Publikum eine rege Diskussion. Ich war ziemlich überrascht, wie viele Menschen diese Sicht teilten.

Seitdem stelle ich mir die Frage sehr häufig, was mir Resilienz, sowohl in meinem Privat- als auch in meinem Arbeitsleben, bedeutet. Und immer wieder bin ich erschrocken darüber, wie falsch dieser Begriff in den Köpfen der Menschen teilweise abgespeichert ist.

In dieser Kolumne möchte ich über die echte Bedeutung von Resilienz sprechen.

Was bedeutet Resilienz nun wirklich?

Resilienz bedeutet nicht, dass wir lernen, wie wir noch mehr Stress ertragen oder wie ein Stehaufmännchen schnell aufzustehen, wenn wir umgefallen sind. Um Resilienz besser zu verstehen, möchte ich das Bild eines Baumes zum Vergleich heranziehen. Wenn ein Baum gleichermaßen in die Höhe und in die Tiefe wächst, ist er stabil und dadurch gewappnet für mögliche Stürme. Je tiefer die Wurzeln in die Erde greifen, desto stabiler wird der Baum sein.

Nun braucht der Baum aber mehr als tiefgreifende Wurzeln, um resilient zu sein. Er braucht zusätzliche Ressourcen: Sonne, Wasser und Nährstoffe. Die Kombination aus den tiefgreifenden Wurzeln, sowie den genannten Ressourcen, macht einen Baum erst resilient. Woran erkennen wir nun, ob der Baum wirklich resilient ist? Beispielsweise, wenn ein Sturm aufzieht. Ein resilienter Baum kann einem Sturm trotzen. Zwar kann er straucheln, Äste verlieren und gebogen werden. Doch wenn ein Baum wirklich resilient ist, wird der Sturm ihn nicht vollständig entwurzeln können.

Oder anders gesagt: Wenn ein Baum durch ein Unwetter umstürzt, ist es sehr wahrscheinlich, dass er auf externe Hilfe angewiesen sein wird, um hochgehievt und umsorgt zu werden.

Dieses Bild lässt sich auch auf den Menschen übertragen. Wir brauchen ebenfalls verschiedene Ressourcen, die unsere Resilienz stärken. Mit einer gestärkten Resilienz können wir weiterhin stolpern und auch mildere Fälle erleiden – und doch haben wir einen Schutz aufgebaut, der uns vor dem totalen Fall bewahrt. So können resiliente Menschen auch mal hinfallen, ohne „entwurzelt“ zu werden.

Die sieben Ressourcen der Resilienz

Von welchen Ressourcen sprechen wir hier? Die Psychologin Ursula Nuber hat hier sieben verschiedene Ressourcen definiert:

  1. Selbstwahrnehmung: Was findet in mir statt und warum?
  2. Selbstregulation: Wie kann ich mich emotional managen?
  3. Soziale Netzwerke: Welche Menschen geben mir Sicherheit und Kraft?
  4. Selbstbestimmung: Wie kann ich mein Potenzial leben?
  5. Optimismus: Wie kann ich mich positiv auf die Zukunft einstimmen?
  6. Empathie: Wie kann ich empathisch sein und trotzdem gesund Grenzen setzen?
  7. Lebensfreude: Was verschafft mir wahre Lebensfreude?

Diese Ressourcen werden auch als Säulen der Resilienz bezeichnet. Sie fungieren als eine Art Schutzfaktor. Mit jeder Ressource, die ein Mensch aktiv trainiert, baut er den Schutz vor Stress und Herausforderungen weiter aus. Je mehr die einzelnen Säulen der Resilienz trainiert werden, umso stärker wird der Schutz um einen herum. Dadurch lässt sich mehr Stabilität im Leben gewinnen und sich vor Stress schützen.

Wie können Unternehmen resilienter werden?

Resilienz kann und sollte aktiv trainiert werden: Und zwar jede einzelne Ressource, die zu mehr Resilienz führt. Hier sind einige Möglichkeiten, wie ein Unternehmen die Mitarbeitenden gezielt beim Aufbau von Resilienz unterstützen kann:

  • Trainings und Workshops: Mitarbeitende regelmäßig im Aufbau der Resilienz zu trainieren, kann sehr hilfreich sein.
  • E-Learning: Der Aufbau von Resilienz kann durch Selbstlernkurse optimal vorangebracht werden. Der Vorteil hierbei ist, dass Selbstlernkurse in den Arbeitsalltag eingebaut werden können.
  • Führungskräfteentwicklung: Führungskräfte sollten immer mit gutem Beispiel vorausgehen. Wenn Führungskräfte in ihrer Resilienz trainiert werden, können sie aktiv die Resilienz ihrer Mitarbeitenden fördern.
  • Flexible Arbeitszeiten: Flexible Arbeitszeiten können es vielen Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Resilienz zu stärken. So können besondere Arbeitszeit- und Arbeitsortregelungen beispielsweise junge Familien beim Resilienzaufbau unterstützen.
  • Employee Assistance Program: Ein EAP ist ein ganzheitliches Unterstützungsprogramm, das allen Mitarbeitenden zu jeder Zeit zur Verfügung steht. Das Ziel eines solchen Programms ist es, allen Mitarbeitenden über einen langen Zeitraum auf diversen Ebenen eine Unterstützung zu bieten. Dies kann die Resilienz enorm stärken.

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, die Resilienz der Belegschaft zu trainieren. Wichtig zu beachten ist immer: Der Aufbau von Resilienz ist ein Prozess. Es erfordert ein Dranbleiben und kontinuierliches Lernen, um echte und tiefgreifende Veränderungen herbeizuführen.

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Beriwan Almaami

Beriwan Almaami ist Gründerin und CEO von Cocobiya und hat den Online-Kurs Resilienztraining am Arbeitsplatz entwickelt. In ihrer Kolumne Superpower EQ schreibt sie über die Bedeutung von emotionaler Intelligenz als wichtigsten Erfolgsfaktor für Führungskräfte und Teamarbeit.

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