3 Best-Practice-Beispiele für kreatives Recruiting

Recruiting

In Zeiten des Fachkräftemangels müssen Unternehmen beim Recruiting kreativ werden. Diesen drei ist das besonders gut gelungen.

Es ist nicht wirklich ein Geheimnis: Rund 65 Prozent der Unternehmen fällt es schwer, neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Das geht aus einer Umfrage unter 300 Personalentscheidern hervor, die das HR-Software-Unternehmen Personio Ende 2018 gemeinsam mit dem Bundesverband Bitkom durchgeführt hat. Das Dilemma, das macht die Studie deutlich, hat viele Ursachen. Aus der Praxis weiß ich, dass es oftmals schon beim Recruiting anfängt. Personaler stehen immer häufiger vor der Frage: Wie steche ich am besten aus der Masse an Standard-Stellenanzeigen heraus? Hier sind drei Beispiele von Unternehmen, denen das vorbildlich gelungen ist.

1. List AG macht das Recruiting-Erlebnis noch persönlicher

Darum geht’s: Das niedersächsische Bauunternehmen List AG sucht händeringend erfahrene Bauingenieure. Das Problem: Die sind rar. Um nun genau das Personal zu bekommen, das das Unternehmen benötigt, steht am Anfang der Kampagne mit dem Titel “Hans, wo bleibst du?” eine handverlesene Liste an Wunsch-Kandidaten – die Wishlist. Über Xing oder Linkedin werden die Ingenieure einzeln angeschrieben und direkt auf eine eigens eingerichtete Landingpage geführt. Dort kann der Kandidat dann entscheiden: Verrät er seine Kontaktdaten oder lässt er Herrn List warten?

Hans steht dabei als Platzhalter für den jeweiligen Kandidaten. Bekundet sie oder er ihr oder sein Interesse, versendet das Unternehmen ein Paket mit einer Überraschung. Und wenn der Bauingenieur danach noch immer nicht reagiert? Dann verstärkt die List AG nach eigenen Angaben in mehreren Runden nach und nach die Aufforderung, sich zu melden.

Das macht das Ganze so besonders: Die Recruiting-Initiative, die gemeinsam mit der Kreativagentur Muuuh! umgesetzt wurde, zeigt einen Ansatz, der in Zeiten von Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel nur folgerichtig ist: Unternehmen müssen möglichst individuell um favorisierte Jobkandidaten werben. Das gelingt der Kampagne auf inspirierende Weise. Einziger Wermutstropfen: Warum – neben Hans – nicht auch nach Heidi suchen?

2. Mindsquare kombiniert Escape Game und Hackathon

Darum geht’s: Das IT-Beratungsunternehmen Mindsquare veranstaltete 2018 ein ganz besonderes Recruiting-Event, um zukünftige Entwickler für sich zu gewinnen: 50 Studierende der Informatik waren auf das Schloss Beichlingen bei Erfurt eingeladen. Dort erwartete sie am ersten Tag ein Escape Game, bei dem es vor allem darum ging, sich zu vernetzen und untereinander ins Gespräch zu kommen.

Am zweiten Tag ging es dann ans Eingemachte und die Studierenden waren angehalten, im Zuge eines Hackathons eine App für SAP zu entwickeln. Parallel wiederum fanden Karrieregespräche mit Recruitern von Mindsquare statt. Beide Tage waren für alle Teilnehmer kostenlos.

Das macht das Ganze so besonders: Anstatt abzuwarten, bis sich die zukünftigen Uni-Absolventen nach ihrem Abschluss eventuell bei der Konkurrenz bewerben, ergriff Mindsquare die Initiative und zeigt gekonnt, wie es gelingen kann, Fachkräfte schon vor Ende ihrer Ausbildung zu adressieren. Netter Nebeneffekt: Im Zuge des Hackathons wurde außerdem an Lösungen getüftelt, die das IT-Unternehmen im Idealfall irgendwann den eigenen Kunden anbieten kann.

3. Accenture bittet zum Casting

Darum geht’s: Um aus der Masse an Ständen auf herkömmlichen Bewerbermessen hervorzustechen, initiiert das Beratungsunternehmen Accenture seit letztem Jahr regelmäßig sogenannte Auditions, die dem Konzept von Castingshows ähneln. Dabei können die Messebesucher, die sich zunächst am Stand mit ihrem Lebenslauf akkreditieren müssen, vor einer Accenture-Jury einen 60-sekündigen Elevator-Pitch absolvieren, nachdem Coaches sie dafür vorbereitet haben. Sind die Juroren überzeugt, gibt Accenture sofort ein Vertragsangebot ab.

Das macht das Ganze so besonders: Als ich von dem Accenture-Ansatz Anfang Mai auf der Münchner HR-Konferenz H.U.G gehört habe, war ich ziemlich begeistert. Einerseits hat sich das Unternehmen hier ein Konzept überlegt, das sich über ein modulares Standdesign beliebig wiederholen lässt. Accenture kann damit also immer genau dort präsent sein, wo die eigene Zielgruppe unterwegs ist. Andererseits bietet das Unternehmen seinen Kandidaten etwas, was Bewerber sonst so gut wie nie erhalten: Offenes, ehrliches und vor allem unmittelbares Feedback zu ihrer Performance samt Verbesserungsvorschlägen. Chapeau!

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Steffen Sachse, Head of People and Culture bei Piabo

Steffen Sachse

Steffen Sachse ist Head of People and Culture bei Piabo PR, dem führenden Full-Service PR-Partner der digitalen Wirtschaft mit Sitz in Berlin. Das Unternehmen betreut Kunden wie Tinder, Github, Silicon Valley Bank, Stripe oder die Software AG.

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