4 Alternativen zum Motivationsschreiben

Recruiting

Die Corona-Krise hat Wirtschaft und Arbeitsmarkt maßgeblich verändert. Branchen wurden vorübergehend geschlossen und auf „Notbetrieb“ heruntergefahren. Gleichzeitig hat die Pandemie in Wirtschaft und Gesellschaft einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Viele Menschen haben sich mit digitalen Kommunikationsformen vertraut gemacht. Mobile Endgeräte spielten dabei eine Schlüsselrolle.

Trotzdem halten Unternehmen an verstaubten Relikten wie Motivationsschreiben in Briefform sowie mühsamen Online-Bewerbungsformularen fest. Doch genau hier brechen viele Bewerber den Bewerbungsprozess ab. Ist das Motivationsschreiben in Briefform überhaupt noch zeitgemäß und welche Alternativen gibt es? Das eine Optimierung und Digitalisierung auch kurzfristig möglich ist, hat die Corona-Krise gezeigt.

1. Chatbasierte Motivationsabfragen

Es wäre so einfach. Warum nicht die wichtigsten Fragen an einen Bewerber vorab definieren und direkt im Bewerbungsprozess abfragen? Warum sind Sie für diesen Job geeignet? Wie konnten Sie einen aufgebrachten Kunden das letzte Mal beruhigen? Oder auch die Möglichkeit zu nutzen und Bewerber mit einer Aufgabe konfrontieren: Wie würden Sie das nächste Kundenevent planen?

Mit chatbasierten Abfragen kann man einem Bewerbungsgespräch vorgreifen und wesentliche Infos unmittelbar abfragen. Bewerber ersparen sich die Erstellung eines Anschreibens und Recruiter erhalten genau die Informationen, die für den weiteren Recruiting-Ablauf notwendig sind. Fragen sollten kurz und knapp beantwortbar sein, eine maximale Zeichenanzahl, á la Twitter, kann beiden Seiten das Leben leichter machen. Zudem sollte der Chat auch step by step am Smartphone möglich sein. Besonders die junge Generation will sich in Zukunft mobil bewerben. Kurz-Abfragen haben im Vergleich zum klassischen Motivationsschreiben eine deutlich höhere Apply-Through-Rate.

Fazit: Mehr Bewerber sowie eine kompakte und vergleichbare Darstellung von Informationen.

2. Multiple- und Single-Choice Abfragen

Neben offenen Motivationsabfragen können mit Multiple- und Single-Choice-Abfragen sowie Skalen-Abfragen, Bewerberdaten strukturiert erhoben werden. Diese sind leicht vergleichbar und können gefiltert werden. Das hilft bei der Auswahl der geeigneten Kandidaten. Dabei können Bewerber diese Fragen mit einem Klick beantworten, das spart Zeit. Recruiter erhalten somit bei jeder Bewerbung alle relevanten Informationen auf einen Blick, etwa Eigenschaften, Gehaltsvorstellung und Startdatum. Eine deutliche Verbesserung zum traditionellen Motivationsschreiben. Der Einsatzzweck für diese Abfragen ist vielfältig. Bei Anzeigen mit einer hohen Bewerberanzahl können diese Abfragen eingesetzt werden um Bewerber direkt zu vergleichen, bei schwierig zu besetzenden Positionen, können die Abfragen langwierige Bewerbungsprozesse ersetzen, das sorgt am Ende des Recruiting-Funnels für mehr Bewerber.

Fazit: Individuelle Abfragen können Qualität und Quantität von Bewerbungen steuern. Infos werden strukturiert und vergleichbar erfasst.

3. Das Bewerbungsvideo 2.0

Das Bewerbungsvideo als Alternative zum Motivationsschreiben ist nicht die große Neuheit. In seiner üblichen Form ist das Bewerbungsvideo ein kreatives Extra. In der breiten Masse ist das Bewerbungsvideo jedoch nie angekommen. Das liegt daran, dass bis vor wenigen Jahren die technischen Voraussetzungen nicht gegeben waren. Mit dem Smartphone hat sich das geändert. Jeder hat heutzutage die Möglichkeit schnell und unkompliziert ein Smartphone-Video aufzunehmen. Dazu hat sich mit den großen Social Media Plattformen die Instastory oder Videobotschaft zum viel genutzten Kommunikationsmittel entwickelt. Das Smartphone ist das Endgerät, das das Bewerbungsvideo 2.0 breitenwirksam möglich macht. Eingebettet in einen mobilen Bewerbungsprozess und unter intuitiver Anleitung direkt am Gerät ist eine Videoerstellung für Kandidaten kein Problem. In kurzen Videoclips, die nacheinander aufgenommen werden, können Jobsuchende ihre Motivation und ihren persönlichen Werdegang vorstellen.

Fazit: Personalverantwortliche können durch ein Bewerbungsvideo vorab einen persönlichen ersten Eindruck von Bewerbern erhalten, den ein traditionelles Motivationsschreiben so nicht liefern kann. Als optionale Add-ons sind Bewerbungsvideos ein zusätzlicher Indikator für die Motivation eines Bewerbers.

4. Live-Videochat

Auch beim Live-Videochat hat sich in den letzten Wochen gezeigt, dass eine Umsetzung möglich ist. Eine der größten Herausforderungen ist es den Live-Videochat in den Bewerbungsprozess zu integrieren.

In fünf- bis zehnminütigen Time-Slots kann die Motivation direkt und im persönlichen Austausch abgefragt werden. Der große Vorteil liegt hier eindeutig daran, dass man im Gespräch flexibel ist. Bei einer Antwort nachhaken ist kein Problem. Gleichzeitig öffnet sich die Möglichkeit eines persönlichen Kennenlernens, trotz eines wesentlichen Zeitersparnis für alle Beteiligten. In einigen Branchen kann das helfen nicht nur die Motivation eines Bewerbers zu testen sondern auch den Cultural Fit oder etwa das Verkaufstalent eines Kandidaten.

Fazit: Eine schnelle Möglichkeit Kandidaten vorab persönlich kennenzulernen. Der Nachteil liegt bei der Terminisierung des Live-Videochats.

Resümee

Das Motivationsschreiben ist in seiner traditionellen Form nicht mehr zeitgemäß. Speziell bei Jobsuchenden, die sich auf mobilen Geräten bewerben wollen, ist ein traditionelles Anschreiben ein Deal-Breaker und reduziert für Unternehmen die Anzahl an Bewerbungen. Alternativen bieten hingegen die Chance schneller relevante Informationen von Kandidaten zu erhalten und zielgerichtet Quantität und Qualität der Bewerbungen zu steuern. Neben einer deutlichen Zeitersparnis für Bewerber, können mit Chat-Abfragen strukturiert passende Bewerberinformationen abgefragt und somit einfacher verglichen werden. Video-Alternativen haben den Vorteil, dass sie einen unmittelbaren und persönlichen Eindruck vom Bewerber liefern und als Add-On einen zusätzlichen Motivationstest darstellen. Überzeugt ein Bewerber schon hier ist eine Einstellung in Folge wahrscheinlicher.

Lesen Sie auch:

Ciao Motivationsschreiben, mach’s gut

Das Bewerbungs­anschreiben bleibt wichtig!

Unsere Newsletter

Abonnieren Sie die HR-Presseschau, die Personalszene oder den HRM Arbeitsmarkt und erfahren Sie als Erstes alles über die neusten HR-Themen und den HR-Arbeitsmarkt.
Newsletter abonnnieren
Karl Edlbauer, Hokify

Karl Edlbauer

Karl Edlbauer gründete 2016 mit zwei Studienkollegen die mobile Job-Plattform Hokify und ist seither als Geschäftsführer und Marketingleiter tätig. Während seines Master-Studiums in Wien sammelte Karl Erfahrung bei der Boston Consulting Group, IBM und der Hofer KG. Seit der Gründung von Hokify führte Karl als Head of Marketing die Job-Plattform auf monatlich über 700.000 aktive Nutzer sowie 28.000 registrierte Unternehmen im DACH-Raum und entwickelte einen neuartigen Social Media Algorithmus zur Ansprache von Fachkräften via Smartphone und Social Media.

Weitere Artikel