5 Dos and Don’ts für empathische Führung

Leadership

Menschen in Unternehmen bringen vielfältige Emotionen in ihren Arbeitsalltag ein. Eine anstehende Hochzeit, die Geburt eines Kindes, der nahende Renteneintritt oder auch die Identifikation mit dem Unternehmen: Die Gefühle und Haltungen, die daraus entstehen, beeinflussen auch die Arbeitsperformance. Führungskräfte sollten in der Lage sein, sich adäquat auf die Gefühlswelt ihrer Mitarbeitenden einzustellen. Indem Unternehmensverantwortliche ihren Mitarbeitenden individuell und wertebasiert zur Seite stehen, steigern sie nicht nur deren Zufriedenheit und Motivation, sondern sichern langfristig auch den Erfolg des Unternehmens. Der Schlüssel für zufriedene, loyale Mitarbeitende, die in angenehmer Arbeitsatmosphäre konzentriert und ergebnisorientiert arbeiten, ist empathische Führung.

Fünf Dos

1. Richtig zuhören

Nur wer gut zuhört, bekommt die Belange der anderen mit. Dafür hilft es, aufmerksam wahrzunehmen, wie die Person über bestimmte Themen spricht, und zu verstehen, in welcher Stimmung das Gegenüber gerade ist. Für diese Maßnahme ist ein regelmäßiger Dialog mit Mitarbeitenden essenziell, da sonst nur eine Momentaufnahme abgebildet wird. In erster Linie gilt es, mithilfe dieser Gespräche herauszufinden, wie es jeder einzelnen Person beruflich und privat geht.

2. Regelmäßiges Feedback zulassen

Montagsmeetings und Stand-ups mit dem gesamten Team sind für den persönlichen Austausch weniger geeignet. Um auch solchen Anliegen den Raum zu geben, empfehlen sich eher Einzelgespräche und lockere Formate wie Quarterly Talks. Mitarbeitende schätzen es, einen Rahmen für Feedback zu bekommen. Positiver Effekt dabei: Als präsente Ansprechpersonen werden Führungskräfte zu Verbündeten sowie geschätzten Partnerinnen und Partnern.

3. Mit Gefühl führen

Empathisch zu führen bedeutet, Gefühle im Dialog zuzulassen – positive ebenso wie negative. Denn Emotionen legen die Grundlage für Wachstum und Entfaltung, schaffen sie doch Raum für einen authentischen Austausch
und eine ehrliche Verbindung zwischen den Beteiligten. Indem ein Mensch auch negative Emotionen akzeptiert, entsteht eine Atmosphäre der Offenheit, in der Probleme konstruktiv angegangen werden können. Und Lösungen, die auf den Bedürfnissen und Anliegen aller basieren. Eine kultivierte emotionale Intelligenz ebnet so auch den Weg für eine stärkere Teamdynamik.

4. Flexibilität und individuelle Lösungen bieten

Jede Lebensphase bringt unterschiedliche Herausforderungen und Prioritäten mit sich: Während Personen, die gerade in einen Beruf einsteigen, oftmals ihre Karriereentwicklung fokussieren, achten ältere Angestellte eher auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Auch Krankheiten oder die Pflege von Angehörigen rufen spezielle Bedürfnisse hervor, die von Führungskräften ein Umdenken hinsichtlich der Rollen oder auch der Tätigkeiten ihrer Belegschaft erfordern. Unternehmensrichtlinien und -programme sollten dies berücksichtigen.

5. Mit gutem Vorbild vorangehen

Die Fähigkeit, Gefühle in den Prozess der Selbstreflexion einzubeziehen, sie zu verstehen und zu äußern, bildet ein wirkungsvolles Werkzeug, das fast immer auch auf Verständnis und Mitgefühl trifft und eine werteorientierte Unternehmenskultur fördert. Führungskräfte, die sich ihrer eigenen emotionalen Reaktionen bewusst sind, können besser einschätzen, wie Emotionen ihre Urteilsfähigkeit beeinflussen. Entsprechend sind Strategien zu entwickeln, um persönliche Voreingenommenheit zu minimieren.

Fünfs Don’ts

1. Werte des Unternehmens vernachlässigen

Zu einer werteorientierten Unternehmenskultur gehören die spezifischen Werte der Firma – wie beispielsweise Integrität oder Nachhaltigkeit. No solution fits all – auch hier ist Individualität relevant. Idealerweise sollten Leitlinien für eine empathische Führung definiert werden, die zugleich realistisch und tauglich für den Arbeitsalltag sind. Bestenfalls tragen sie, genauso wie die Unternehmenswerte, zu einer Kultur der Innovation bei.

2. Emotionen als Schwäche bewerten

In vielen Unternehmen werden Emotionen noch immer als Schwäche gesehen und haben keinen Platz, Potenziale werden nicht genutzt. Dabei ermöglichen Emotionen uns Zugang zu kreativen Ideen und befähigen uns, die Perspektive zu wechseln. Sie machen uns mutig für Innovationen und sensibel für Herausforderungen. Führungskräfte sollten eine Unternehmenskultur, in der Emotionen Platz haben, entsprechend fördern.

3. Performance über Mitarbeiterbindung stellen

Im Arbeitsalltag geht es nicht immer allein um das Arbeitsergebnis. Gerade langjährige Mitarbeitende sollten unbedingt in schwierigen Phasen vom Arbeitgeber unterstützt werden, um sie im Unternehmen zu halten. Denn bei einem Weggang drohen der Verlust von langjährigem Know-how und Recruitingkosten für eine Neueinstellung entstehen. Es ist ein wichtiges Signal der Menschlichkeit in die Belegschaft, wenn Führungskräfte
einem Teammitglied in schwierigen Zeiten beistehen.

4. Empathische Führung als Einbahnstraße sehen

Jede Kommunikation läuft in mehrere Richtungen. Es gilt, ein Klima des Vertrauens und der Offenheit zu schaffen, in dem sich alle Beteiligten wohlfühlen. Denn empathische, werteorientierte Führung ist nicht nur eine Frage des Mitgefühls, sondern auch eine Frage der Kooperation. Damit echtes, belastbares Vertrauen entstehen kann, sollten auch die Mitarbeitenden ermutigt werden, sich auf den Dialog mit den Führungskräften einzulassen.

5. Mit leeren Versprechungen werben

Verantwortliche sollten bei ihren Versprechungen nicht nur das Unternehmen im Blick haben, sondern wirklich vorausschauend planen und die Umsetzung bedenken. Wie wird die Viertagewoche realistisch? Welche Umstrukturierungen müssen erfolgen, damit die Elternzeitvertretung langfristig angestellt werden kann? Wie gestaltet sich der Übergang in die Rente ideal? Es gilt, auch Entwicklungen wie technologische Veränderungen, demografische Verschiebungen und soziale Trends zu berücksichtigen. Idealerweise ist die HR-Abteilung an der strategischen Planung beteiligt.

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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Emotionen. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Sina Zeißler-Hofmann

Sina Zeißler-Hofmann ist als Head of People and Culture für die Belegschaft der Frankfurter Digitalagentur Artus Interactive verantwortlich. Ihr Hauptaugenmerk liegt auf dem Wohlbefinden der Mitarbeitenden.

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