6 Dimensionen von Sustainable ­Leadership

HR braucht eine klare Agenda

Die deutsche Wirtschaft steht unter immer größerem Druck: Nach mehreren kritischen Pandemiejahren haben schlagartige Energiepreisanstiege und Ressourcenengpässe bisherige Anspannungen weiter verschärft und bereiten vielen Menschen Kopfzerbrechen. Dabei könnten aktuelle Lieferzeit- und Preisentwicklungen erst ein Vorgeschmack auf Situationen sein, die Unternehmen erwarten, wenn Geschäftsprozesse nicht grundlegend überdacht werden: Ein nachhaltigerer Umgang mit Rohstoffen ist dringend nötig – wie endlich die Ressourcen unseres Planeten sind, rückt nun stärker ins Bewusstsein der Gesellschaft als bisher. Auch die immer deutlicher spürbaren Auswirkungen der Klimakrise zeigen die Marschrichtung für Unternehmen auf: Das Ziel heißt Nachhaltigkeit, der Weg dorthin Transformation.

Nachhaltigkeit erfordert einen ­schrittweisen Kulturwandel

Da politische Vorgaben noch immer auf sich warten lassen, sollten Unternehmen die Nachhaltigkeitstransformation aus eigenem Antrieb voranbringen. Der wichtigste Treiber dabei sind die Beschäftigten selbst – denn nur wenn sie neue Abläufe und einen grundsätzlichen Wertewandel verinnerlichen, gelingt eine nachhaltigere Unternehmenskultur. Führungskräfte und Teamleads sind in der Verantwortung, ihre Beschäftigten geeignet anzuleiten und bei der Transformation zu unterstützen. Immerhin geschieht dies nicht von heute auf morgen und bedarf eines gewissen gemeinsamen Durchhaltevermögens. Was ist in diesem Zusammenhang besonders wichtig?

Sechs Dimensionen von Sustainable ­Leadership

Speziell Führungskräfte sollten in der Lage sein, ihre Teams beim Thema Nachhaltigkeit anzuleiten sowie entsprechende Grundsätze im Arbeitsalltag und persönlichen Austausch täglich vorzuleben. Dabei können die folgenden sechs Handlungsfelder einer nachhaltigen Führungskultur Starthilfe geben:

1. Die Nachhaltigkeitsagenda auf die Teamebene ­skalieren:

Die Nachhaltigkeitsstrategien des Unternehmens sollten gemeinsam mit dem Team analysiert und für den Alltag auf greifbare Maßgaben adaptiert werden. So wissen alle, was sie in ihrem konkreten Arbeitsbereich verändern und von nun an berücksichtigen müssen, um zum Unternehmensziel beizutragen. Auch bei der Umsetzung der abgeleiteten Maßnahmen sollten Führungskräfte gezielt anleiten und steuern, bis Teams diese verinnerlicht haben. Hilfreiche Fragestellungen dafür sind: Was können wir im Alltag verändern, um Ressourcen einzusparen? Welche unserer Prozesse lassen sich verschlanken? Wie kann unser Bereich zur Sustainability-Agenda beitragen?

2. Für Best Practices über den Tellerrand blicken:

Teamleads sollten zudem möglichst regelmäßig nach neuen Impulsen und Anknüpfpunkten für nachhaltigere Lösungen und Abläufe Ausschau halten. Wenn sie diese mit ihrem Team teilen, können sie gemeinsam überprüfen, welchen Nutzen diese in der eigenen Abteilung bringen. Hierbei können vor allem Best Practices und Use Cases anderer Teams oder Branchenakteure wertvoll sein – denn nicht jede einzelne Person muss das Rad neu erfinden. Im Idealfall motiviert das auch die Teammitglieder selbst, beim Thema Nachhaltigkeit die Augen offen zu halten und Impulse im Kollegium zu teilen. Passende Fragen in diesem Zusammenhang können also lauten: Was können wir uns von anderen abschauen? Welche guten Ideen können wir für uns adaptieren?

3. Synergieeffekte innerhalb der Organisation ­identifizieren und vorantreiben:

Ergänzend ist auch der interne Austausch mit anderen Teams elementar, damit die Synergiepotenziale innerhalb einer Organisation tatsächlich ausgeschöpft werden. Denn nur wer regelmäßig miteinander spricht, erfährt auch, was andere umtreibt: So können Teamleads nicht nur gute Ideen für ihre eigenen Teams abgreifen, sondern auch dafür sorgen, dass die in ihrem Team erdachten guten Lösungen zum Thema Nachhaltigkeit weitergetragen werden – und potenziell die gesamte Organisation von ihnen profitiert. Dafür helfen Fragen wie: Wie können auch andere von unseren Lösungen profitieren? Was können wir mit anderen Teams teilen? Welche Veränderung könnte auch für andere Teams Mehrwert stiften?

4. Skills- und Rollenanforderungen aktiv managen:

Es ist essenziell, dass alle im Team tatsächlich über die Kenntnisse verfügen, um nachhaltige Entscheidungen entsprechend ihrer Rolle und ihres Aufgabenbereiches zu treffen. Teamleads sollten daher im regelmäßigen Austausch mit ihren Teammitgliedern evaluieren, ob und wie sich die jeweilige Rolle verändert hat oder künftig wandeln wird. In dieser Konsequenz gilt es eben auch, Qualifizierungsbedarf zu identifizieren und Teammitglieder dabei zu unterstützen, dass sie stets das Wissen und die Fähigkeiten erhalten, die sie brauchen, um ihre Jobs wie gefordert ausüben zu können. Kernfragen hierfür können lauten: Welche neuen Anforderungen müssen wir erfüllen? Wie haben sich Rollen im Team verändert? Welches neue Wissen oder welche Skills brauchen Teammitglieder aufgrund dieser Entwicklungen?

5. Fortschritte transparent an das Team ­kommunizieren:

Darüber hinaus ist es ebenso wichtig, dass Teamleads Transparenz im Zusammenhang mit dem angestrebten Nachhaltigkeitswandel und entstehenden Umbrüchen im Unternehmen schaffen. Sie sind das Sprachrohr der Geschäftsleitung in die Teams und können mithilfe transparenter Kommunikation Unklarheiten beseitigen und Erfolgsmeldungen besser verteilen. Kaum etwas behindert Change schließlich mehr als schlechte, intransparente Kommunikation. Fragen in diesem Zusammenhang können lauten: Welche Schritte haben wir bereits als Organisation gepackt und wo stehen wir derzeit? Wo liegen aktuelle Herausforderungen, die das Team kennen sollte?

6. Grundsätze sozialer Nachhaltigkeit im Team ­verankern:

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, doch nicht zuletzt sind Führungspersonen klar gefordert, vor allem die sozialen Dimensionen von Nachhaltigkeit fest im täglichen Miteinander zu verankern. Dazu zählt etwa, dass Prinzipien sozialer Gerechtigkeit und Fairness durchgesetzt und von allen im Team eingefordert werden. Vor allem das Thema Chancengleichheit kann meist noch umfangreicher adressiert werden – zum Beispiel, indem die Führungskraft insbesondere Teammitglieder, die aus einer privilegierten Position heraus agieren, dafür sensibilisiert. Hierzu helfen Fragen wie: Wie können wir für ein faires Miteinander im Team sorgen? Welche Personen sind besonders häufig von Benachteiligung betroffen und wie können wir sie besser unterstützen? Wie wollen wir mit unfairem Verhalten umgehen?

Während für manche Menschen diese Liste auf den ersten Blick nach jeder Menge neuen Anforderungen klingen mag, werden sie bei genauerer Betrachtung feststellen, dass die meisten Punkte auch ganz grundsätzliche Anforderungen guter Teamführung sind. Die meisten Führungskräfte werden diese daher mindestens in Teilen bereits unterbewusst im Alltag berücksichtigen. Hinzu kommen dabei lediglich neue Aspekte und Wissensanforderungen aus dem Themenkomplex Sustainability. Genau deshalb ist es entscheidend, dass Führungskräfte das hierfür nötige Know-how Stück für Stück aufbauen und konsequent erweitern. Die Basis für erfolgreiches nachhaltiges Leadership legt also der kontinuierliche, vertiefende Wissensaufbau. So können Teamleads zu glaubhaften Treibern und Botschaftern für Nachhaltigkeit werden.

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Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Sichtbarkeit. Das Heft können Sie hier bestellen.

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Nicole Gaiziunas ist Gründerin und Co-CEO des Edtech-Unternehmens XU. Zusammen mit dem Umweltdienstleister Climate Partner hat XU die XU School of Sustainability ins Leben gerufen.

Nicole Gaiziunas

Nicole Gaiziunas ist Gründerin und Co-CEO des Edtech-Unternehmens XU. Zusammen mit dem Umweltdienstleister Climate Partner hat XU die XU School of Sustainability ins Leben gerufen.

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