Zur Ausbildung auf die Bühne

Personalmanagement

Die Dresdener Stadtwerke Drewag lassen ihre Auszubildenden jedes Jahr ein Theaterstück organisieren – vom Bühnenbau bis zum Schauspiel. Im Interview erläutert Drewag-Personalleiter Stefan Blauß die Idee dahinter.

Herr Blauß, die Drewag veranstaltet jedes Jahr ein Sommerfest für ihre Mitarbeiterkinder. Organisiert wird dies von einer Azubi-Juniorfirma. Funktioniert das?
Ja, hervorragend. Im ersten Durchgang war die Begleitung durch die Ausbildungsleitung noch intensiver, inzwischen ist es fast ein Selbstläufer und die Azubis freuen sich schon im Vorfeld auf die Herausforderung. Das Ergebnis überzeugt jedes Jahr und bekommt viel Lob von unseren Mitarbeitern. Dazu gelingt der Wissenstransfer der aktuellen Ausführenden auf den nächsten Azubi-Jahrgang.

Was genau passiert da?
In einem Workshop werden zunächst Grundlagen des Projektmanagements vermittelt, die Themen und neue Ideen gesammelt und strukturiert, denn jedes Jahr steht das Kinderfest unter einem anderen Motto. Am Ende steht ein Masterplan, das heißt alle Beteiligten kennen ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Der Höhepunkt des Festes ist ein Theaterstück, das ebenfalls von Azubis geschrieben und aufgeführt wird. Auch die handwerklichen Aufgaben, zum Beispiel der Bühnenaufbau oder Dekorationselemente werden selbst gemacht.

Wie setzt sich die Juniorfirma zusammen? Sind die Rollen klar verteilt oder müssen sich die Azubis erst „selbst finden“?
Verantwortlich als Projektleitung ist jeweils die kaufmännische Ausbildungsgruppe des zweiten Lehrjahres. Eine Aufgabenverschiebung und Tausch ist am Anfang möglich, nach Verteilung des Masterplanes sind die Verantwortlichkeiten aber verbindlich. Auch die Theatergruppe sollte dann nur noch in Ausnahmen die Rollen tauschen.

Begleiten Sie von HR aus die Planungen, oder bekommt die Juniorfirma die betriebswirtschaftlichen Realitäten ungefiltert zu spüren – quasi nach dem „Try and Error“-Prinzip?
HR und die Ausbildungsleitung bestätigen die Planung beziehungsweise lassen Details noch anpassen, zum Beispiel wenn es Unsicherheiten in der Budgetplanung gibt. Auch das Theaterdrehbuch wird in der Regel noch angepasst. So gesehen kann eigentlich nichts schief gehen. Die Spannung liegt vielmehr in der Theateraufführung. Für viele ist es das erste Mal, vor einem größeren Publikum aufzutreten. Doch als Unterstützung coacht sie ein in Dresden bekannter Schauspieler. Die Azubis erhalten dadurch Sicherheit und trauen sich immer mehr zu.

Welcher personalwirtschaftliche Gedanke steht hinter dem Projekt?
Unsere Auszubildenden lernen nicht nur nach Lehrplan, sondern schauen über den Tellerrand hinaus. Das Projekt fördert die Kreativität, weckt Talente und gibt Raum für neue soziale Kontakte. Die Azubis können kleine Projekte selbständig planen und umsetzen. Auch erhalten sie Rückmeldungen zu bisher verborgenen Talenten oder wissen besser, welche Stärken sie besitzen. Ist es das Führen, die Planung, Ideen entwickeln oder die Zuverlässigkeit, gesetzte Ziele zu erreichen? Manche erkennen auch, dass sie viel stärker als Teamplayer sind. Letztendlich steigt die Identifikation und macht unseren Ausbildungsbetrieb noch attraktiver. Es spricht sich herum.

Und danach? Haben die Kompetenzen, die während des Projekts entdeckt werden, Auswirkungen auf den Karriereweg der Azubis bei der Drewag?
Es gibt im Anschluss keine Programme, um Kompetenzen spezifisch zu fördern. Die Organisation des Kinderfestes ist ein Baustein im Azubi-Leben der Drewag, durch den die Auszubildenden lernen, sich selbstbewusst einzubringen, um nach Ausbildungsabschluss gute Chancen für eine unbefristete Stelle zu haben.

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Sven Pauleweit

Sven Pauleweit

Ehemaliger Redakteur Human Resources Manager

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