Zwischen Bewerbern und Unternehmen übersetzen

Recruiting

Martin Tall ist Gründer und CEO von SelfieJobs, einer App, die die Kontaktaufnahme zwischen Bewerbern und Unternehmen vereinfachen will. Das schwedische Startup hat jetzt ein Projekt gestartet, das Migranten die Jobsuche in ihrer Muttersprache ermöglichen will. Martin Tall hat uns erzählt, wie das funktionieren soll.

Mit Ihrer App SelfieJobs wollen Sie den Erstkontakt zwischen Bewerbern und Unternehmen möglichst unkompliziert halten. Sie funktioniert ähnlich wie die Dating-App Tinder. Jetzt haben Sie auch Migranten und Flüchtlinge in den Blick genommen und wollen diesen Gruppen die Jobsuche erleichtern. Wie funktioniert das?
Dafür haben wir unser neues Projekt „Auto CV“ ins Leben gerufen, das speziell auf die Bedürfnisse von Menschen eingerichtet ist, die in einem Land nach Arbeit suchen, in dem fast niemand ihre Sprache spricht. Verbale Kommunikation ist bei einer Bewerbung und beim Kennenlernen eines möglichen Arbeitgebers aber unerlässlich. Also sind wir daran gegangen, eine Möglichkeit zu entwickeln, wie mit Hilfe einer mobilen Übersetzungsfunktion kommuniziert werden kann.Dafür werden wir unsere eigene Technik unter anderem mit Schnittstellen von Google, Google Translate und Google Maps, verbinden.

Die Sprache gilt als eines der größten Hindernisse, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Diese Barriere kann doch nicht allein durch einen vereinfachten Bewerbungsprozess behoben werden. Schließlich braucht es spätestens bei der Arbeit die Landessprache.
Ja, da haben Sie natürlich recht. Aber genau dafür gibt es unsere App. Die Übersetzungsfunktion für den Chat im Bewerbungsprozess kann auch für die Kommunikation bei der Arbeit eingesetzt werden. Mit ihrer Hilfe wird etwa eine Frage auf Arabisch ins Schwedische übersetzt und die Antwort vom Schwedischen ins Arabische.

Warum sollten sich die Migranten und Flüchtlinge nicht zuerst auf das Sprachenlernen und dann auf die Jobsuche fokussieren?
Eine Sprache lernt man am schnellsten, wenn man tagtäglich mit Menschen zu tun hat, die diese als Muttersprache sprechen. An einem Arbeitsplatz trifft ein Flüchtling oder Migrant auf solche Menschen. So funktioniert das Sprachenlernen ganz von selbst. Außerdem werden die gerade Angekommenen so schnell in die Gesellschaft aufgenommen. Sie haben mit Einheimischen zu tun, können Kontakte knüpfen, Fragen stellen und lernen das neue Land von innen her kennen statt als Zaungäste.

SelfieJobs hat offene Stellen aus verschiedenen europäischen Ländern im Angebot. Wird auch das Projekt Auto CV in verschiedenen Ländern verfügbar sein?
Ja, auf jeden Fall. Die zusätzlichen Funktionen, um die es bei unserem Projekt geht, können in jedem Land genutzt werden, in dem unsere Job-App verfügbar ist. Aktuell sind das Schweden, Dänemark, Norwegen, Deutschland und Großbritannien.

Wie offen zeigen sich die Arbeitgeber bislang für Ihr Projekt?
Das Feedback war bisher durchweg positiv. Die ankommenden Flüchtlinge und Migranten bedeuten auch neues Fachkräftepotenzial – Fachkräfte, die ansonsten fehlen würden. Diese Menschen bringen außerdem interkulturelle Erfahrungen mit. Für viele Arbeitgeber stellt dies eine Bereicherung dar.

Wie wollen Sie die Flüchtlinge und Migranten auf Ihr Projekt aufmerksam machen?
Wir treten an Verbände und Vereine heran, die sich für Flüchtlinge und Migranten einsetzen.

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Kathrin Justen

Kathrin Justen ist Verantwortliche für People and Culture bei der Digitalberatung Digital Dna und arbeitet nebenberuflich als freie Journalistin.

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