Frau Sandberg, in welchen Bereichen haben Sie die Geflüchteten eingestellt?
Die Männer und Frauen arbeiten in den Bereichen Technik, Housekeeping, Food & Beverage Service sowie an der Rezeption.
Wie verliefen die Kennenlerngespräche?
Uns war schnell klar: Es geht nicht darum, einen Job anzubieten, sondern eine Perspektive, eine mögliche Zukunft. Priorität war, dass wir uns mit den Geflüchteten und ihren Schicksalen auseinandersetzen und im Alltag helfen wollen: also beispielsweise gemeinsam alle Familienmitglieder am Flughafen Tegel zu registrieren, Schulmaterialien für Kinder zu kaufen oder Formulare zu übersetzen. Wir haben uns auch um die Freizeitgestaltung gekümmert, um speziell den Kindern eine sorgenfreiere Zeit zu ermöglichen.
Welche Hürden gab es bei der Einstellung?
Leider haben wir für unsere neuen Kolleginnen und Kollegen oftmals bei der Ausländerbehörde oder dem Finanzamt keine Termine bekommen oder keine Ansprechpersonen erreicht. Dabei brauchen sie gerade jetzt diese Stabilität. Jegliche Fragezeichen und Schwierigkeiten, wie erschwerte Wohnungssuche, fehlende Steuernummern oder Anerkennung von Geburtsurkunden, verunsichern sie. Doch wir müssen uns gedulden.
Was gilt es beim Onboarding von Geflüchteten zu beachten?
Was die Geflüchteten brauchen, geht über das klassische Onboarding hinaus. Das reicht von Übersetzungen, das Eröffnen eines Bankkontos, Passfotos, eine Übersichtskarte, wo es die nächsten Spielplätze gibt, Schulsachen, Medikamente – und selbstverständlich eine Unterkunft. Wir stellen Zimmer und Essen, auch wenn das auf Dauer natürlich kein eigenes Zuhause mit eigenen Möbeln ersetzen kann. Wir haben zudem Kennenlerntage durchgeführt, damit wenigstens ein erstes kleines Netzwerk entstehen kann.
Womit haben Sie nicht gerechnet?
Die enorme spontane Bereitschaft meines Teams, selbst Geflüchtete aufzunehmen, zu spenden und sich an diversen Initiativen zu beteiligen, hat mich positiv überrascht und stolz gemacht. Eine Ukrainerin vertraute mir außerdem an, dass sie nicht in der Großstadt arbeiten kann, sondern auf dem Land eingesetzt werden möchte. Großstädte erinnern sie an die Bombardierungen in Kiew und ängstigen sie daher. Das hat mir gezeigt, wie wichtig steter Austausch und eine individuelle Herangehensweise sind.
Was planen Sie für die Zukunft?
Wir wollen auch künftig geflüchteten Menschen Chancen bieten. Aktuell bin ich im Gespräch mit den Eltern unserer neuen Rezeptionskollegin, um zu schauen, ob es für sie Möglichkeiten für einen Jobeinstieg in unserem Hause gibt.
Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Risiko. Das Heft können Sie hier bestellen.