Was HR von einer Leberwurststulle lernen kann

Personalmanagement

Sie fragen sich, was diese Headline soll? Ist das nicht billigster Clickbait? Ja, genau, das stimmt. Aber es handelt sich nicht um Clickbait aus heiterem Himmel. Hier wird lediglich der Duktus vieler höchst fragwürdiger Artikel aufgenommen, die aktuell versuchen, HR zu zeigen, wo der Bartel den Most holt. Wo HR angeblich so hinterherhinkt. Und um ehrlich zu sein: Wir sind es satt.

„Was HR von der Verhaltensforschung lernen kann“
„Was HR vom Edeka Weihnachtsclip lernen kann.“
„Was HR von Jürgen Klopp lernen kann.“
„Was HR von Game of Thrones lernen kann.“

Ob Sie es glauben, oder nicht: Das sind alles echte Schlagzeilen, die es so gegeben hat. Das können Sie gerne überprüfen. Und alle Überschriften sind echt gaga.

Warum ist es eigentlich so, dass HR – und oft eben nur HR – etwas lernen muss? Sind Personaler denn die einzigen in Zeiten von fundamentalen Umwälzungen und Transformation, die stets dazulernen und sich weiter entwickeln müssen? War und ist denn nicht HR eine der Keimzellen des Postulats des „life long learning“? Und ist denn HR mit der Spezialdisziplin „Training & Development“ nicht selbst in der Lage, sich Wissen zu beschaffen?

HR war übrigens in den vergangenen Jahren in Sachen Transformation alles andere als untätig und hat mit der Einführung des HR Business Partner Modells und dem Aufbau von Shared Service Centern bereits erfolgreiche und aufwendige Schritte unternommen. Haben das alle schon wieder vergessen?

Haltlose Arroganz anderer Disziplinen gegenüber HR

Woher kommt die ebenso steile wie haltlose These, dass Personaler die einzigen sind, die es nicht draufhaben?

Muss der Marketing Manager, der sich seine Kampagne noch auf Pappen präsentieren lässt und den Erfolg eher nach Awards denn nach harten KPIs misst, nicht auch lernen? Muss der Einkäufer, dem man das unterschriebene Angebot bitte zufaxen möchte, nicht auch noch lernen? Muss der IT Leiter, der seine Plattform weiterhin in Wasserfall-Releases plant, in die in den nächsten zwei Jahren kein neues Feature mehr passt, nicht auch lernen?

„HR schafft sich ab.“
„Die Personaler können es nicht.“
„HR ist tot“.
Oder gerade diese Woche „HR hinkt beim digitalen Reifegrad hinterher.“

Auch dies sind alles echte Schlagzeilen der letzten Monate und Jahre. HR muss, soll, hat zu, darf nicht…

Diese Anklagen an HR erstaunen umso mehr, wenn man bedenkt, dass HR ja nicht nur den Job hat, sich selbst zu transformieren, sondern auch bei und von allen Projekten zu Hilfe gerufen wird, die sich gerade neu aufstellen. Für Abteilung A müssen digitale Talente her, für Abteilung B eine neue Organisationsform, für Abteilung C neue Arbeitszeitregeln und für Abteilung D ein Personalabbau. Da kann doch niemand ernsthaft behaupten, HR sei hintendran. Das Gegenteil ist richtig. HR ist überall ganz vorne mit dabei an der Transformations-Front.

Woher nimmt der Rest der Welt also die Arroganz, wissen zu glauben, was HR zu tun hat? HR braucht nicht mehr oder weniger Hilfe, Inspiration und Innovation als alle anderen auch. Es ist völlig klar, dass sich alle kontinuierlich weiter entwickeln müssen. Und gerade HR weiß das ganz genau. Es sei hier ganz nebenbei auch einmal daran erinnert, dass diejenigen, die ständig mit einem Finger auf HR zeigen, gleichzeitig immer mit drei Fingern auf sich selber zeigen.

HR braucht Unterstützer und gute Kommunikation

Wenn HR etwas wirklich braucht, dann sind es Unterstützer und vor allem eine starke Kommunikation, die zeigt: HR ist nicht hintendran. HR geht nach vorne. Stück für Stück. Mit neuen Arbeitsweisen. Neuen Prozessen. Neuen Tools.

Dass im Umfeld von Datenschutz, Betriebsräten, Tarifverträgen, dem Umgang mit personenbezogenen Daten, mit Gehältern und Boni manche Transformation etwas länger braucht als in weniger regulierten Feldern, dafür kann HR nichts. Oder würden Sie sich wünschen, dass der Bau eines Atomkraftwerks genau so husch husch vonstatten geht, wie das Auffüllen eines Schlaglochs? Sehen Sie.

Solange aber HR diese Schlagzeilen über sich ergehen lassen muss, stärken wir als Unterstützer allen Personalern den Rücken. Macht weiter so! Wir sehen und sprechen mit vielen HR-Verantwortlichen heute schon über digitale Tools und Prozesse, über Projekte, die wir gemeinsam agil durchführen, über künstliche Intelligenz, über smarte KPIs. Lasst Euch das bitte nicht vermiesen. Wir werden es ihnen allen zeigen. Bald.

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(c) YeaHR!

Andreas Herde

Andreas Herde ist Gründer und Geschäftsführer von YeaHR! und spezialisiert auf Employer Branding und Recruiting. YeaHR! wurde 2015 in Düsseldorf gegründet. Mit sechs HR Excellence Awards in unterschiedlichen Disziplinen – davon 2017 und 2020 als Personalagentur des Jahres – gehört YeaHR! zu den am meisten ausgezeichneten HR-Dienstleistern der vergangenen Jahre. YeaHR! arbeitet unter anderem für Air Liquide, die Vaillant Group, Rheinmetall, Symrise und verschiedene Ministerien und zahlreiche öffentliche Auftraggeber.

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