Welche Kompetenzen brauchen Personaler in der Zukunft? In einem Vortrag auf dem Personalmanagement Kongress 2017 warnt der Mathematikprofessor und Internetphilosoph Gunter Dueck die anwesenden Personaler davor, nicht die Nähe zu den Menschen zu verlieren.
„Da wurde auch schon einmal das ‚f‘ vergessen“, sagt Gunter Dueck über seinen Vortragstitel Core Competence Shift Happens. Alle im Saal lachen. Er reiht in salopper Slapstick-Manier Beispiel an Beispiel von Unternehmen und Dienstleistungen, die sich durch die Digitalisierung massiv verändert haben. Er redet schnell, säuselt manchmal nur ins Mikrophon, wird leise, wieder lauter. Ein unterhaltsamer Mathematiker, der es einem nicht leicht macht, seinen Gedankensprüngen immer auf den Fersen zu bleiben.
Hardware wird abgelöst von Software
Der ehemalige Manager erinnert sich an seine Zeit bei IBM: „Damals in den Neunziger Jahren haben wir noch miteinander geredet.“ Und heute? Gegenwärtig bewerten sich Mitarbeiter eigenmächtig im Self-Assessment, weil der Chef keine Ahnung habe, was sie den ganzen Tag tun. Die Digitalisierung helfe, Kosten zu senken. „Und HR administriert das dann“, sagt Dueck und blickt in den Saal. „Merken Sie denn nicht, dass sich HR selbst entwertet?“ Das Lachen im Saal verstummt.
Ganze Berufsstände gingen den Bach herunter, warnt Dueck und läuft auf und ab. Er zeigt ein Bild vom selbstfahrenden Auto. „Wenn wir schon ein selbstfahrendes Auto haben, dann sollte doch da auch ein Bett drin sein, oder?“ Lachen und Applaus. Auf Twitter macht dieses Zitat sogleich die Runde. „Bislang saß die Intelligenz in der Motorenentwicklung. Beim selbstfahrenden Auto wird sie in der Innenausstattung, in der IT, in der Batterie sitzen.“ Hardware werde durch Software ersetzt.
Den Lehrlingen fehlt der Meister
Mitarbeiter brauchen also ein Upgrade, um diese neuen Aufgaben zu meistern. Dieser Shift funktioniert nur mit Hilfe neuer Kernkompetenzen. Das Problem ist allerdings, dass sich diese Exzellenz nicht entwickeln kann. Wenn der Computer alle Hilfsarbeiten übernimmt, gibt es keine wirklichen Karrierepfade mehr von unten nach oben. Aus dem Lehrling wird nicht mehr automatisch ein Meister.
Die Einserschüler gingen in die Dax-Unternehmen, sagt Dueck zum Abschluss. Dort verkümmerten sie durch Programme und Prozesse, durch lähmenden Bürokratie und Hierarchie. Die Absolventen in den mittelständischen Unternehmen hingegen blühen auf. Sie haben einen Meister, der sie ausbildet, sie haben noch direkten Kontakt zu ihren Chefs.