Fünf Learnings von der Start-up-Gründung bis zum Exit

Start up, HR!

Das Gründen eines HR-Startups ist eine Reise, die mit nichts anderem vergleichbar ist – geprägt von Höhen und Tiefen, Erfolgen und Hürden, Lernmomenten und persönlichem Wachstum. Von den anfänglichen Herausforderungen, die mit dem Aufbau eines Unternehmens aus dem Nichts verbunden sind, bis hin zu den unerwarteten Wendungen, die der Markt und das Leben bereithalten – jede einzelne Erfahrung hat einen unschätzbaren Beitrag zu meiner beruflichen und persönlichen Entwicklung geleistet. Im Folgenden möchte ich die fünf wichtigsten Learnings teilen, die ich aus den letzten fünf Jahren als Gründerin in der HR-Branche gelernt habe.

1. Anpassungsfähigkeit ist dein bester Freund

Als mein Mitgründer Marvin und ich 2019 mit Evermood an den Start gingen, hatten wir eine gemeinsame Vision: Den Arbeitsplatz zu einem Ort zu machen, an dem Menschen glücklicher und gesünder sind. Unsere anfängliche Begeisterung und Entschlossenheit trafen jedoch bald auf die harten Realitäten des Marktes. Die Erkenntnis, dass unser ursprüngliches Konzept nicht die erwartete Resonanz fand, zwang uns, unsere Strategie zu überdenken und uns anzupassen. In über 200 Interviews mit Personalverantwortlichen vertieften wir unser Verständnis für die tatsächlichen Bedürfnisse und Herausforderungen der Branche. Unsere stetige Anpassungsfähigkeit bewahrte uns nicht nur davor, frühzeitig aufzugeben, sondern ermöglichte es uns auch, unsere Work-Life-Plattform so zu schleifen, dass sie heute Begeisterung weckt und echten Mehrwert bietet.

2. Don’t walk alone

Auf diesem Weg waren die vertrauensvolle und gleichberechtigte Zusammenarbeit mit Marvin, die unermüdliche Unterstützung durch unser Team und die Führung durch Mentorinnen und Mentoren von unschätzbarem Wert. Es gab Zeiten, in denen ich mich überfordert fühlte — sei es durch das Imposter-Syndrom, die Herausforderung, auf Bühnen zu stehen, schwierige Gespräche zu führen oder sogar Teammitglieder zu entlassen, die zu Freunden geworden waren. In solchen Momenten war die professionelle Unterstützung einer Psychologin von unschätzbarem Wert. Sie hielt mir den Spiegel vor, stellte unbequeme Fragen und half mir, negative Muster zu durchbrechen, zum Beispiel das Gefühl zu haben, nicht gut genug zu sein. Im HR-Bereich konnte ich auf die Erfahrung und Reflexion von starken Frauen in der Branche zählen, Erika Rasch, Personalleiterin bei Bosch und Frauke von Polier, Chief People Officer bei Viessmann.

3. Resilienz: Die Kunst, wieder aufzustehen

Die ersten Jahre nach der Gründung waren geprägt von Turbulenzen und Herausforderungen: die ersten Umsätze zu generieren, die Corona-Pandemie zu überstehen, Kündigungsgespräche zu führen und nach einer gescheiterten Investitionsrunde finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Diese Zeit forderte uns stark, zeigte uns aber auch, was es bedeutet, durchzuhalten. Trotz der vielen Rückschläge habe ich nie daran gedacht, Evermood aufzugeben. Letztlich trug uns die Leidenschaft für das Thema mentale Gesundheit und die Überzeugung, dass es präventivere und effektivere Lösungen als reaktive EAP-Hotlines geben muss, durch alle Schwierigkeiten.

4. Radikale Transparenz stärkt Vertrauen

Der Versuch, unsere Mitarbeitenden zu schützen, indem wir ihnen wichtige Informationen vorenthalten, war selten eine gute Idee. Wir haben gelernt, dass die meisten Menschen, die sich für das dynamische und oft unsichere Umfeld eines Start-ups entscheiden, ein hohes Maß an Offenheit schätzen. Sie wollen informiert sein, um aktiv zur Lösungsfindung beitragen und Verantwortung übernehmen zu können. Indem wir uns dazu entschlossen, auch in schwierigen Zeiten verletzlich zu sein und offen über Herausforderungen, Schwächen oder Misserfolge zu sprechen, stärkten wir nicht nur das gegenseitige Vertrauen, sondern förderten auch eine Kultur der Zusammenarbeit und Innovation. Diese Praxis der offenen Kommunikation hat uns enger zusammengebracht und dazu beigetragen, eine Atmosphäre der psychologischen Sicherheit zu schaffen. Sie ist heute ein Grundpfeiler unserer Unternehmenskultur.

5. Du hast nur eine (mentale) Gesundheit

Zugegeben: Es gab etliche Phasen, in denen ich an meine Grenzen stieß und mich nach langen Arbeitstagen oder Rückschlägen sehr erschöpft gefühlt habe. Als Gründerin einer Work-Life-Plattform habe ich mir nicht selten Vorwürfe gemacht, dass doch gerade ich mit bestem Beispiel vorangehen müsse. Die Ironie wurde mir schmerzlich bewusst: Während ich anderen helfen wollte, ihre mentale Gesundheit zu verbessern, habe ich meine eigene vernachlässigt. In den letzten fünf Jahren habe ich jedoch gelernt, geduldiger und liebevoller mit mir selbst umzugehen. Psychologische Beratung hat mir geholfen, viele meiner negativen Glaubenssätze und Ängste abzubauen. Mit der Zeit, und besonders durch die stabilere Situation bei Evermood und letztlich den Zusammenschluss mit einem Sozialversicherungsanbieter, fand ich zu einer gesünderen Work-Life-Balance und konnte meinen Arbeitsalltag mit mehr Leichtigkeit und Positivität gestalten.

Diese fünf Learnings gehören zu den wichtigsten Erkenntnissen, die ich auf meinem Weg als Gründerin eines HR-Startups gesammelt habe. Jede Herausforderung, jeder Fehler und jeder Erfolg hat mir nicht nur eine wichtige geschäftliche Lektion gelehrt, sondern mir auch wertvolle Einblicke in meine persönliche Entwicklung und Resilienz gewährt. Ich hoffe, dass meine Erfahrungen anderen angehenden Gründerinnen und Gründern Mut machen und zeigen, dass trotz aller Unwägbarkeiten der Weg des Unternehmertums unglaublich bereichernd sein kann.

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Lara von Petersdorff

Lara von Petersdorff ist Gründerin der Work-Life-Plattform Evermood. Vor fünf Jahren gründete sie das Start-up aus dem Psychologischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität heraus. Sie unterstützt Konzerne, mittelständische Unternehmen, Verwaltungen und Startups bei der Umsetzung von modernen und nachhaltigen Personalentwicklungs- und Gesundheitsmaßnahmen. Evermood beschäftigt inzwischen mehr als 30 Mitarbeitende und gewann den HR Start-up Award 2022.

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