Was ist „gute Führung“?

Employer Branding

Für den Erfolg eines Unternehmens sind Manager, die es verstehen, ihre Mitarbeiter richtig zu führen,essenziell. Doch was bedeutet das eigentlich: „gute Führung“? Wir haben vier Experten nach ihrer Meinung gefragt.

Das Thema Führung – oder besser noch „gute Führung“ – ist inzwischen nicht nur in den Personalabteilungen, sondern auch in den Top-Management-Etagen der Unternehmen angekommen. Es wird immer deutlicher, dass der wirtschaftliche Erfolg auch eng mit der Qualität der Führungskräfte zusammenhängt. Doch gute Führung zu fordern ist eine Sache, genau zu wissen, wovon dabei eigentlich die Rede ist, eine andere.

Wir haben einen Personaler, zwei Wissenschaftler und einen Berater einmal gefragt, was für sie gute Führung bedeutet:

 

Gunther Olesch, Foto: Phoenix ContactGunther Olesch, Geschäftsführer Personal bei Phoenix Contact

“Um als Unternehmen in der Zukunft erfolgreich zu sein, ist eine visionäre und mutige Führung gefragt. Wir Manager sollten uns an den Megatrends orientieren und voraus denken, wo die Welt in 10 und 20 Jahren sein wird und welche Beiträge wir und unser Unternehmen dafür leisten können. Dafür müssen wir unsere Mitarbeiter nicht nur motivieren, sondern begeistern.

Das Meistern der demografischen Herausforderung wie auch eine höhere Flexibilität der Unternehmen wird eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von morgen sein. Dabei sollten wir eine herausragende Führungskultur für ein exzellentes Employer Branding leben. Denn nur in einem guten Betriebsklima gedeiht der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens. Wir Führungskräfte sollten dabei auf einem festen Fundament von Moral stehen.

Daher halte ich die Fokussierung von Werten für besonders wichtig. Dazu zähle ich partnerschaftliche Zusammenarbeit, Fairness, Nachhaltigkeit, Zuverlässigkeit, beiderseitiger Nutzen, Ehrlichkeit und vieles andere mehr. Wir Führungskräfte müssen diese Werte vermitteln und auf deren Einhaltung achten. Ich bin der festen Überzeugung, dass eine ethische Führungskultur langfristig erfolgreicher ist. Die Mitarbeiter fühlen sich besser behandelt, sind bereit höhere Leistung zu erbringen und das Unternehmen wird dadurch erfolgreicher.”

Gunther Olesch ist Geschäftsführer Personal, Informatik & Recht bei Phoenix Contact.

 

Miriam Landes, Foto: PrivatMiriam Landes, Professorin am UVM-Institut

“Neben zahlreichen Fähigkeiten und Kompetenzen zeichnet eine gute Führungskraft ein ehrliches Interesse an Menschen und ein Vertrauen in deren Fähigkeiten aus. Bei allem Vertrauen in die Mitarbeiter erkennt die Führungskraft dennoch Fehlentwicklungen. Diese Balance zeugt von wahrem Können.

Eine gute Führungskraft ist fähig, sich zurückzunehmen und anderen den Vortritt zu lassen. Es geht nicht um die eigene Person oder Position, sondern es geht um das zu erreichende Ziel. Dies brachte schon im 6. Jahrhundert vor Christus Laotse auf den Punkt: ‘Der beste Führer ist der, dessen Existenz gar nicht bemerkt wird […]. Wenn die Arbeit des besten Führers getan ist, sagen die Leute: Das haben wir selbst getan.’

Gute Führung ist immer individuell, also zur eigenen Person passend, den Mitarbeitern gerecht werdend und der Aufgabe entsprechend. Lernen ist ein entscheidender Faktor, aber auch das Ausprobieren und die Anwendung von Neuem. Lernprozesse werden durch ein Klima der Offenheit gefördert, für die ein angstfreier Raum Voraussetzung ist.”

Miriam Landes ist Professorin am Institut für Unternehmenssteuerung und Veränderungsmanagement (UVM) in München.

 

Ulrich Jordan, Foto: PrivatUlrich Jordan, Inhaber von Jordan Consulting

Gute Führungskräfte…
…führen sich selbst. Das heißt unter anderem, sie müssen wissen was ihre Stärken und Entwicklungsfelder sind, wie sie lernen, wie sie sich unter Stress verhalten, was sie ärgert und was sie freut.
…verstehen, was die Menschen, mit denen sie arbeiten, bewegt.
…setzen herausfordernde Ziele und bleiben dran.
…geben ihren Mitarbeitern wertschätzendes und zeitnahes Feedback, um sie bei der Lösung ihrer Aufgaben zu unterstützen.
…bitten ihrerseits Mitarbeiter um Feedback zu ihrem Führungsverhalten und hören gut zu.
…leben den Satz: ‘Es geht da lang, wo der Widerstand ist.’ Das heißt, sie gehen Konflikten mit Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern nicht aus dem Weg, sondern gehen sie offen und konstruktiv an.

Gute Führungskräfte…
…gehen auf ihre Leute zu und warten nicht, dass die zu ihnen kommen.
…haben Mut und Humor.
…geben ihren Mitarbeitern das wichtigste, was sie als Führungskräfte besitzen: ihre Zeit.
…haben ein Leben außerhalb des Jobs.”

Ulrich Jordan ist Inhaber des Beratungsunternehmens Jordan Consulting und war viele Jahre selbst als Manager tätig.

 

Dirk Baecker, Foto: PrivatDirk Baecker, Professor für Kulturtheorie und Kulturanalyse

“Schlechte Führung besteht darin, die Fähigkeit der Mitarbeiter, sich selbst zu führen, zu unterschätzen. Gute Führung besteht darin, den Mitarbeitern genau die Orientierung zu geben, die sie benötigen, um sich selbst zu führen.

Dies gilt zumindest dann, wenn wir es mit intelligent aufgestellten sowie vertikal, horizontal und lateral vernetzten Organisationen zu tun haben, in denen brauchbare Anforderungen an die Arbeit jedes einzelnen Mitarbeiters tendenziell aus allen Richtungen kommen können. Denn nur er beziehungsweise sie ist hier in der Lage, die Übersicht zu behalten

Wie diese Übersicht zu nutzen ist, bestimmt die Orientierung an einer Führung.
Orientierung heißt, den eigenen Rücken frei zu wissen.
Orientierung heißt, einen Überblick über die verfügbaren Ressourcen zu haben.
Orientierung heißt, sinnvolle Zielsetzungen von abwegigen unterscheiden zu können.

Führung ist wichtig, um auch den eigenen Kollegen eine Orientierung unterstellen zu können. Könnte man dies nicht, könnte man die eigenen Initiativen nicht in die Organisation einfädeln und bekäme man die Unterstützung nicht, die man braucht.”

Dirk Baecker ist Inhaber des Lehrstuhls für Kulturtheorie und Kulturanalyse an der Zeppelin Universität Friedrichshafen.

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Kathrin Justen

Kathrin Justen ist Verantwortliche für People and Culture bei der Digitalberatung Digital Dna und arbeitet nebenberuflich als freie Journalistin.

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