Den Ton der Zeit treffen

Interview zum PMK 2023

Der Personalmanagementkongress (PMK) gilt seit Jahren als einer der wichtigsten Treffpunkte der HR-Community. Veranstaltet wird er vom Bundesverband der Personalmanager*innen (BPM), dem Medien- und Weiterbildungsunternehmen Quadriga und dem Magazin Human Resources Manager. Am 22. und 23. Juni 2023 ist es in Berlin wieder so weit.

Frau Dransfeld-Haase, Herr Dr. Bussemer, Sie sind mit dem BPM für Konzeption und Inhalt des PMK mitverantwortlich. In diesem Jahr steht die Veranstaltung unter dem Fokusthema Metamorphose. Wie stellen Sie dieses Motto in Beziehung zur HR-Funktion und zum PMK?

Thymian Bussemer: Metamorphose beschreibt die Veränderung von Formen oder Zuständen. Natürlich unterliegt die HR-Funktion schon immer einem konstanten Form- und Funktionswandel. Wir glauben aber, dass in der momentanen Zeit diese Veränderung extrem beschleunigt abläuft. Noch nie war HR gefordert, binnen so kurzer Zeit so viele neue Antworten auf so komplexe Fragen zu liefern. Dieser Performance-Druck kann nicht ohne Rückwirkungen auf die HR-Funktion selbst bleiben. Auf dem PMK 2023 fragen wir, wo HR aktuell steht und welche Entwicklungslinien Richtung Zukunft sich ablesen lassen.

Inga Dransfeld-Haase: Was Thymian beschrieben hat, ist genau der Anspruch, den wir als BPM an den PMK und damit an uns selbst anlegen: Wir wollen den jeweiligen Ton der Zeit treffen, die wichtigsten Diskussionen in der HR-Community aufgreifen und weitertreiben – und darüber hinaus noch praktischen Mehrwert für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer liefern. Das ist zwar keine Quadratur des Kreises, aber doch ein erheblicher Balanceakt bei der Programmplanung.

Was erwartet die Besucherinnen und Besucher des PMK in diesem Jahr?

Bussemer: Ich möchte fast sagen, leider setzen wir auch dieses Jahr die zeitbezogen richtigen Akzente. Wir leben gerade mit multiplen Krisen. Seit Kurzem ist es offiziell: Deutschland ist in eine Rezession gerutscht. Für HR heißt es nun, im Krisenmodus und auf das Engste abgestimmt, mit Politik und Sozialpartnern zusammenzuarbeiten. Deswegen haben wir Bundesarbeitsminister Hubertus Heil auf dem Kongress, die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi, die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland Verena Bentele und mit Ulrich Schneider den Vorsitzenden des Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverbands. Allen Genannten werden wir auch unbequeme Fragen stellen. Dass sie uns dennoch zugesagt haben, zeigt, dass man auch in Politik und Gewerkschaften am PMK als Diskusforum nicht mehr vorbeikommt.

Dransfeld-Haase: Wir reden übrigens nicht nur mit der Politik, sondern auch über Politik – und zwar in den Unternehmen. Mit Professor Ingo Weller von der LMU (Anmerkung der Redaktion: Ludwig-Maximilians-Universität) München haben wir einen Wissenschaftler zu Gast, der sich mit der Frage befasst, wie politisch Unternehmen sein dürfen. Er beschäftigt sich unter anderem damit, welche Konflikte oder Verbindungen politische Kontroversen in Unternehmen bilden. Womit nicht die Unternehmenspolitik gemeint ist, sondern Haltungen von Mitarbeitendengruppen, beispielsweise zur Coronapolitik und Impfung, zu sexuellen Minderheiten, zu Atomstrom, Nachhaltigkeit oder anderen Themen. Wir merken, politische Aushandlungsprozesse tragen sich gerade verstärkt in die Unternehmen rein und wirken auf sie zurück. Darauf wollen wir vertieft schauen.

Das heißt aber nicht, dass wir die anderen Themen zu kurz kommen lassen. Natürlich haben wir Beiträge über die aktuellen Trends im Recruiting im Programm, wir legen einen besonderen Fokus auf innovative Retention-Strategien. Und wie jedes Jahr werden wir auch wieder den Nachwuchsförderpreis verleihen. Da ist eine klasse Auswahl von Top-Bewerbungen zusammengekommen!

Was macht den PMK so besonders?

Bussemer: Der PMK ist ein Hybrid. Organisiert wird er von dem Medien- und Weiterbildungsunternehmen Quadriga, einem professionellen und erfahrenen Konferenzdienstleister. Kuratiert wird er auch – gemeinsam mit den Expertinnen und Experten der Quadriga – ganz maßgeblich vom Präsidium des BPM. Das Kongressprogramm trägt klar unsere Handschrift und spiegelt die Expertise und die Themenbreite der BPM-Mitglieder und seiner Führungsgremien wider.

Dransfeld-Haase: Genauso ist es. Das starke Team im und rund um den BPM bietet die Schwarmintelligenz, die es möglich macht, jedes Jahr die bestimmenden Megatrends und Debattenthemen einzufangen. In den BPM-Jahresthesen wagen wir einen gemeinsamen Ausblick auf künftige Entwicklungen. Diese bilden dann die Diskussionsbasis für die Planung des Kongresses.

Mir ist in diesem Zusammenhang ein Begriff wichtig, der des Thought Leadership. Wir möchten nicht sagen, was heute ist, sondern was morgen kommt. Das macht die unverkennbare Handschrift des PMK aus. Der PMK ist eben keine Messe, sondern ein Kongress mit einem klaren inhaltlichen roten Faden und einer eindeutigen Dramaturgie. Es geht nicht, salopp gesagt um: „Habe Problem, suche Lösung“, sondern um Analyse, um konzentriertes einander Zuhören, ums Diskutieren und Abwägen von Argumenten. Wir wollen nachhaltige Impulse geben und die Leute mit aktuellen Debatten abholen. Mit diesem themenzentrierten Ansatz hat sich der PMK zum Flaggschiff unseres Verbandes entwickelt.

Inwieweit finden sich die BPM-Jahresthesen auf dem PMK wieder?

Bussemer: Das Kuratieren der Themen und das Planen des Kongresses kann man sich vorstellen wie das Kochen einer guten Bouillabaisse: Verschiedene Sorten Fische, Meeresfrüchte und andere Zutaten müssen zu einem schmackhaften Gericht werden, das verschiedenen Ansprüchen genügt.

Konkret heißt das, wir bringen für den PMK viele einzelne Fäden zusammen. Das sind beispielsweise das BPM-Präsidium, die Aktivitäten der BPM-Fach- und Regionalgruppen, die Mitglieder und Kooperationspartner, die verschiedenen Arbeitskreise, unterschiedliche Stakeholder, die mit ihren Interessen präsent sein möchten. Hinzu kommt eben die starke Orientierung an unserem Leitthema und unseren Thesen. Am Ende mischen wir diese Zutaten und schmecken sie ab. Übrigens wird alles vom Publikum vorgekostet. Denn wir führen ja Abfragen bei unseren Mitgliedern durch, welche Themen sie am meisten interessieren und wie sie die ganzen Zutaten am liebsten serviert bekämen.

Welches sind die großen Debattenthemen auf dem PMK?

Dransfeld-Haase: Der Fachkräftemangel ist unbestritten das Topthema für die Personalerinnen und Personaler in Deutschland. Auf dem PMK gehen wir in eine 360-Grad-Ausleuchtung des Themas, also neben den Aspekten Recruiting und Retention thematisieren wir beispielsweise auch, wie Unternehmen stille Reserven auf dem Arbeitsmarkt heben können.

Was soll das Publikum vom PMK mitnehmen?

Bussemer: Als unmittelbaren Effekt sollen die Leute natürlich glücklich und inspiriert nach Hause fahren. Ich habe aber auch einen längeren Blick darauf. Wir wollen den Kongress so auf der Höhe der Zeit haben, dass mit den Jahren so etwas wie eine Unverkennbarkeit im zeitlichen Kontext entstehen kann. Ein Blick in das Programm eines zurückliegenden Progresses soll direkt Rückschlüsse auf das Kongressjahr geben: Ach ja, 2022 war doch das Jahr des Wiederanlaufs nach Corona und der Beginn der hybriden Arbeit als New Normal. Diese Schärfe müssen wir treffen.

Der PMK ist im Kalender vieler Personalverantwortlicher fest eingeplant. Was sagen Sie denjenigen, die den PMK noch nicht kennen?

Dransfeld-Haase: All jenen, die uns noch nicht kennen, würde ich sagen: Wir bieten einen bunten Blumenstrauß an Information und Orientierung für Personalverantwortliche, Führungskräfte, Quereinsteiger, Newcomer. Der Kongress ist eine Perspektiv- und Horizonterweiterung für alle Interessierten. Das ist ja die Antwort der Verbandspräsidentin. Als Person Inga Dransfeld-Haase sage ich: Kommt vorbei. Wir werden jede Menge Spaß haben!

Frau Dransfeld-Haase, Herr Dr. Bussemer, vielen Dank für das Gespräch.

Inga Dransfeld-Haase, Präsidentin BPM
© Steffen Kugler

Inga Dransfeld-Haase ist Mitglied des Vorstands beim Mineralölkonzern BP Europa und für die Bereiche Arbeit und Soziales verantwortlich. Die studierte Juristin ist Präsidentin des Bundesverbands der Personalmanager*innen (BPM).

Thymian Bussemer, Vizepräsident BPM
© Steffen Kugler

Thymian Bussemer ist Bereichsleiter HR & Strategie bei Volkswagen und verantwortet die arbeitspolitische Ausrichtung des Konzerns. Als Vizepräsident des Bundesverbands der Personalmanager*innen (BPM) ist der promovierte Kommunikationswissenschaftler unter anderem für die Ausarbeitung der Jahresthesen als auch für die Organisation des Personalmanagementkongresses (PMK) mitverantwortlich.

Steckbrief Personalmanagementkongress:

  • 22. und 23. Juni 2023
  • Berlin Congress Center (BCC), Berlin
  • 120 Referentinnen und Referenten
  • über 80 Sessions: Key Notes, Best Cases, Diskussionen, Impulse
  • Specials & Highlights
  • Get together: Nacht der Personalerinnen und Personaler
  • Verleihung des BPM-Nachwuchsförderpreises

Weitere Infos und Anmeldung unter: www.personalmanagementkongress.de

Unsere Newsletter

Abonnieren Sie die HR-Presseschau, die Personalszene oder den HRM Arbeitsmarkt und erfahren Sie als Erstes alles über die neusten HR-Themen und den HR-Arbeitsmarkt.
Newsletter abonnnieren
Sabine Schritt ist leitende Redakteurin beim Human Resources Manager.

Sabine Schritt

Sabine Schritt ist leitende Redakteurin des Magazins Human Resources Manager. Sie war zuvor 25 Jahre als freie Journalistin tätig. Nach verschiedenen Stationen im Tagesjournalismus und bei Ratgeber- und Lifestyle-Publikationen, beschäftigt sie sich seit über 15 Jahren intensiv mit Themen rund um die Arbeitswelt, HR und Führung. Die gebürtige Kölnerin war zudem bis 2012 stellvertretende Chefredakteurin des Schweizer Fachmagazins HR Today in Zürich. Anschließend war sie zehn Jahre als freie Redakteurin für das Fachmagazin Personalführung tätig. Sabines besonderes Interesse gilt den Aspekten:  Zusammenarbeit, Kommunikation, digitale Transformation, Kulturwandel in Unternehmen, Rollenverständnis von HR, Persönlichkeitsentwicklung.

Weitere Artikel