Kurs auf Selbstreflexion

Filmrezension

Selten treffen soziale Klassen so absurd aufeinander wie auf einer Kreuzfahrt. Während an Bord geschlemmt, geshoppt und dem Genuss gefrönt wird, hält die Crew rund um die Uhr das Kreuzfahrterlebnis und die Maschinen des Schiffes am Laufen.

Dieser Kontrast wird auch in Ruben Östlunds neuem Film Triangle of Sadness thematisiert: An Bord einer Luxusjacht lässt der Regisseur die Passagiere einer extravaganten Mittelmeer-Kreuzfahrt auf die Lohnarbeitenden unter und auf Deck treffen. Einige Reisende können sich diesen kostspieligen Tourismus unter anderem durch den Vertrieb von Waffen und Munition leisten. Andere verdienen ihr Geld als Influencer und tragen auf Laufstegen und in Social-Media-Feeds Edelmarken zur Schau. Doch das Sonnen an Deck, irgendwo auf den Wellen zwischen Griechenland und der Türkei, findet ein plötzliches Ende.

Das Kapitänsdinner, als eigentlich angedachtes Highlight der Schiffsreise, wird durch einen stürmischen Wellengang unterbrochen, der den Mägen der Gäste gehörig zusetzt. Doch auch nachdem sich die Meeresströmungen beruhigen, finden sie nicht zurück zum gewohnten Komfort. Das Schiff wird von Piraten gekapert, eine Handgranate aus eigener Fertigung reißt das mit Waffen handelnde britische Paar in den Tod und versenkt das Schiff endgültig. Nur wenige Gäste und Besatzungsmitglieder können sich in die Rettungsboote und auf eine nahegelegene Insel retten. Auf der Insel kehren sich dann die Machtverhältnisse um. Dominierten an Bord noch die Schönen und Reichen mit fragwürdigen Wünschen und Wehwehchen, hat nun die philippinische Reinigungskraft Abigail die Zügel in der Hand. Als Einzige der Überlebenden weiß sie, wie man Fische fängt und mit Feuersteinen Feuer macht. Und dieser Vorteil bringt Abigail dazu, in der Schwäche der anderen ihre Stärke zu entdecken. Einst ohnmächtig in ihrer Position als Reinigungskraft, lernt sie ihre Autorität schnell zu schätzen – und sie später auszunutzen.

Der Film in Bildern

In dem mit der Goldenen Palme ausgezeichneten Film geht es um die finanziellen Gräben innerhalb unserer Gesellschaft und, vor allem, um die allgegenwärtige Präsenz von Macht. Über den anderen zu stehen, verändert nicht nur Abigails Gemüt, sondern bringt auch die Menschen in den Kinosesseln dazu, ihren eigenen Umgang mit Hierarchien zu hinterfragen. Triangle of Sadness spiegelt auf unterhaltsame und bedrückende Weise eine Gesellschaft, die sich ihrer Schwächen bewusst ist, diese aber lieber ausführlich debattiert, als sie zu ändern. Nach der Situationskomik folgt die Selbstreflexion, die durchaus wehtun kann.

Die satirische Tragikomödie Triangle of Sadness kam am 13. Oktober in die deutschen Kinos und wurde auf den diesjährigen Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet. Teil der internationalen Besetzung sind unter anderem Woody Harrelson, Harris Dickinson und Iris Berben.

Weitere Film- und Buchrezensionen:

 

Dieser Beitrag erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe Employee Lifecycle. Das Heft können Sie hier bestellen.

Unsere Newsletter

Abonnieren Sie die HR-Presseschau, die Personalszene oder den HRM Arbeitsmarkt und erfahren Sie als Erstes alles über die neusten HR-Themen und den HR-Arbeitsmarkt.
Newsletter abonnnieren
Jasmin Nimmrich, Volontärin Human Resources Manager

Jasmin Nimmrich

Volontärin
Quadriga Media GmbH
Jasmin Nimmrich war Volontärin beim Magazin Human Resources Manager. Zuvor hat sie einen Bachelor in Politik und Wirtschaft an der Universität Potsdam abgeschlossen.

Weitere Artikel